Wolfgang Fellner

Das sagt Österreich

12.01.2013

Österreich ist auch bei Debatte über Sexismus (leider) anders
 

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© TZ ÖSTERREICH
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Ganz Deutschland spricht seit der Brüderle-Affäre über sexuelle ­Belästigung. Nachdem der FDP-Spitzenpolitiker den Busen einer Journalistin kommentierte (siehe auch rechts), brach ein Sturm der Entrüstung los.

Österreich ist anders. In Österreich ist, wie fast immer, alles ganz anders. Ungewolltes Küssen und Po-Grapschen gelten bei uns als Kavaliersdelikt, sexistische Witze sorgen selbst in hochpolitischen Kreisen allenfalls für Schenkelklopfen.

Frauenministerin Heinisch-Hosek fordert jetzt strafrechtliche Konsequenzen für sexistische Übergriffe. So weit, so gut. Unverständlich ist, warum Justizministerin Beatrix Karl möchte, dass alles so bleibt, wie es immer schon war.

Dazu muss man wissen: Der Hintern gilt laut österreichischer Gesetzgebung nicht als primäres Geschlechtsmerkmal, was in der Praxis heißt: Grapschen ist in Wahrheit ein Bagatelldelikt, vergleichbar mit Falschparken.

Vorsintflutlich. Die Botschaft dahinter ist leider fatal, nämlich: Männer dürfen alles, Frauen müssen es dulden. Und darauf warten, dass diese vorsintflutliche Gesetzgebung geändert wird.

Vielleicht hat ja Frau Karl ein ­anderes Bild von zeitgemäßer ­Sexualerziehung. Und vielleicht stimmt es ja doch, dass der Storch die Kinder bringt und die Erde eine Scheibe ist.

 

Meinung an: wolfgangfellner@oe24.at

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