Diese zwei Kandidaten will keiner

Amerika erlebt in diesen Tagen sicher den absurdesten, aber auch grauenvollsten Wahlkampf seiner Geschichte. Es ist ein „Wahlkampf-Wahnsinn“ – voll mit Unterstellungen, Beleidigungen, neuen Tiefpunkten. Zwei Kandidaten, die die große Mehrheit der Amerikaner nicht will, kämpfen mit letzter Kraft um den Sieg. Wer immer Gewinner sein wird – er wird fast k. o. ins Weiße Haus einziehen.

Hillary Clinton ist die Kan­didatin des politischen Esta­blishments. Erstmals würde mit ihr eine Frau ins Weiße Haus einziehen – Frauen übernehmen die Macht. Und: Sie steht für das neue, tolerante Amerika, in dem auch Schwarze, Latinos und Muslims faire Chancen haben. Wenn sie gewinnt, dann verdankt sie nur diesem bunten Amerika ihre Mehrheit – bei den Weißen ist sie ohne Mehrheit, eine Minus-Präsidentin.

Donald Trump ist der genaue Gegenpol – der Kandidat der Wutbürger, Amerikas HC Strache. Er wütet gegen Einwanderer, gegen den Islam, die Überfremdung, die Kriminalität und gegen alle Politiker.

Trump ist Kandidat des Protests – wenn er gewinnt, ist das ein Erdbeben. Die Amerikaner sind mehrheitlich zu Wutbürgern geworden – dabei geht es ihrer Wirtschaft gut, es gibt 2,9 % Wachstum, so wenig Arbeitslose wie selten zuvor. Aber die Schere zwischen Reich und Arm ist zu groß – das führt zur Proteststimmung, wie ich sie in den USA noch nie erlebt habe.

Die Umfragen sehen Hillary klar vorne, doch ihr Vorsprung schmilzt, sie wirkt erschöpft, ohne Visionen. Trump dagegen wirkt wie ein Bulldozer, an dem die unfassbaren Skandale abprallen – und das lieben viele Amerikaner. Sie betrachten einen, der 100 Mal angeschossen wird, aber nicht umfällt, fast als Helden – wie im Western.

Alles ist bei dieser US-Wahl möglich: ein Megasieg für Clinton und eine Trump-Blamage – aber genauso gut ein Sensationssieg für den völlig irren Donald. Das wäre nicht nur ein Erdbeben für die USA, sondern für die ganze Welt. Denn dann regiert eine völlig unberechenbare Mischung aus Lugner und Strache das wichtigste Land der Welt – dann werden alle Karten in der Politik neu gemischt.