Am Donnerstag erreichte der Wahlkampf den vorläufigen Höhepunkt.
Die Elefantenrunde im ORF hat das Match um die Stichwahl noch knapper und noch weniger übersichtlich gemacht als bisher. Kein Kandidat kann sich wirklich als klare Nummer 1 präsentieren - mindestens Vier kämpfen um die Stichwahl:
Norbert Hofer hat wieder am meisten gepunktet - er hat mit den Themen Asyl, Flüchtlinge, TTIP einen Elfmeter nach dem anderen, präsentiert sich als "sehr, sehr aktiver" Präsident, angriffig, locker. Wenn die Elefantenrunde entscheidet, dann winkt ihm die Stichwahl.
Irmgard Griss kommt ähnlich gut über den Bildschirm wie Hofer - sie punktet natürlich mit ihrer Unabhängigkeit, auch mit ihrem Mut als Frau. Bei Sachthemen aber bleibt sie blass, verteidigt viel zu oft ihre Interview-Patzer. Ob sie wirklich viele Unabhängige mobilisieren kann, wird erst der Sonntag zeigen.
Rudolf Hundstorfer war diesmal überraschend gut - er will sich als Brückenbauer und soziales Gewissen, vor allem aber als Retter der Pensionen präsentieren. Ob diese etwas defensive Brückenbauer-Rolle für die Stichwahl reicht, wird sich zeigen.
Alexander Van der Bellen kann nur hoffen, dass seine Auftritt bei den TV-Duellen nicht das alleinige Kriterium für eine Stichwahl sind. Er wirkt deutlich weniger sympathisch als Griss, viel zu langatmig, viel weniger offensiv und angriffig als Hofer. Sprich: In dieser Elefantenrunde war Van der Bellen ganz sicher kein Protest-Kandidat, eher schon ein Staatsmann. Ob das die Mehrheit der Wut-Wähler am Sonntag wirklich zu schätzen weiß?
Lugner und Khol waren eindeutig die Außenseiter - immer mit Wortschwall unterwegs. In die Stichwahl haben sich die beiden gestern nicht geredet - aber das hat auch niemand erwartet.
Wenn diese Elefantenrunde etwas bewegt hat - dann hat sie Norbert Hofer näher an die Stichwahl gebracht und Irmgard Griss näher an Van der Bellen.