Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.
Das beliebteste Ratespiel des Landes lautet derzeit: Kann Pamela Rendi-Wagner die SPÖ wieder ins Kanzleramt führen - oder wird sie in Rekordzeit als Parteichefin scheitern? Die Antwort ist schwierig...
Für sie spricht: Rendi-Wagner ist eine faszinierende Frau - sympathisch, telegen, blitzgescheit, in der Karriere erfolgreich, trotzdem Mutter, gesundheitsbewußt, sozial, menschlich, aber auch modern.
Genau so muss derzeit eine ideal-typische Politikerin aussehen. Und nur dieser Typ von KandidatIN (!) wird gegen Kurz und Strache eine Chance haben. Möglicherweise sind die Wähler in Kürze der ewig gleichen Polit-Phrasen müde und haben genug von den Macho-Profis in der Politik. Vielleicht ist die Zeit wirklich reif für die erste Frau als Kanzlerin.
Gegen Rendi spricht: Sie ist ein politisches Greenhorn. Sie hat wenig Ahnung vom Regieren (in kaum sechs Monaten hat sie außer der Anti-Smoke-Kampagne keinen Eindruck hinterlassen) und absolut keine Ahnung von der Führung einer Partei. Sie wirkt schon am Start fürchterlich nervös, konfus, fast hilflos. Wie diese sympathische Frau einen intriganten Verein wie die SPÖ - mit Wiener und Burgenländer Brutalos und ÖGB-Rambos - führen will, ist mir schleierhaft. Mit Lächeln allein wirds nicht gehen.
Wunder geschehen immer wieder - aber in der Politik leider nur ganz selten.Es wäre schön, wenn Rendi endlich die SPÖ in Ordnung bringen und vor allem reformieren könnte. Es wäre noch spannender, wenn sie Kurz und Strache wirklich herausfordern könnte. Und es wäre faszinierend, endlich eine moderne Frau im Kanzleramt zu haben.
Allein - mir fehlt der Glaube, dass eine totale Newcomerin ohne jede Erfahrung mit Apparat und Macht, die Politik auf den Kopf stellen kann.
Schön wär‘s - aber vorher dreht sich die Erde wohl in die andere Richtung...