Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.
Das Gemetzel am Wiener SPÖ-Parteitag mischt die Karten für Österreichs Innenpolitik ganz neu.
Die SPÖ steht vor ihrer schwersten Krise. In Wahrheit wird die Kanzler-Partei ja seit Jahren nur noch aus Wien geführt - und da herrscht nun Chaos.
Der alte Spruch: "Es gibt nichts Brutaleres als Parteifreunde" ist in Wien Realität geworden. Zwei Lager (die Links-Chaoten gegen die rechten Realos) bekämpfen sich mit unglaublichem Hass - und schlachten dabei sogar ihren Parteichef Häupl. Das ist unappetitlich - und gehört abgestraft.
Christian Kern ist das wahre Opfer dieses Partei-Gemetzels. Er hat mit dieser Wiener Partei keine Chance auf einen Wahlsieg. Kern wird in Wien auf absehbare Zeit weniger als 30 % der Stimmen machen und damit im Bund auf Platz 3 zurückfallen.
Die Gewinner des Parteitags-Debakels der SPÖ sind Strache und Kurz. Die Kurz-ÖVP wird ab sofort Vollgas auf Neuwahlen im Herbst geben - die Chance, dass die ÖVP aufgrund der Wiener SPÖ-Krise im Bund Nummer 1 wird, ist jetzt so groß wie nie zuvor.
Kanzler Kern kann einem leidtun. Selbst wenn er noch tausend Pizzas liefert, wird er mit seinem Kanzler- und Sympathie-Bonus die Mobilisierungs-Krise der Wiener SPÖ nicht wettmachen. Diesen Polit-Sauhaufen namens SPÖ wird in Wien niemand mehr wählen wollen.
Alles spricht jetzt für eine schwarz-blaue Kurz-Strache-Regierung ab Herbst. Der Rot-Grün-Neos-Traum von Kern ist ausgeträumt - nicht nur im Bund, sondern auch in Wien, wo Rot-Grün wohl noch in diesem Jahr scheitern wird und vielleicht sogar die nächsten Neuwahlen drohen.
Die SPÖ hat jetzt nur noch zwei Alternativen: Die Linken übernehmen die Macht, sterben in ideologischer Schönheit und verschwinden für Jahre (sowohl in Wien als auch im Bund) in der Opposition.
Oder die rechten Realos ziehen die Notbremse, wählen mit ihrer Zwei-Drittel-Mehrheit in Wien noch vor dem Sommer Michael Ludwig zum Parteichef und Bürgermeister - und setzen damit ihr Signal für die Zukunft: Den Wechsel zu Rot-Blau - sowohl in Wien als im Bund. Die Landes-Kaiser Niessl und Kaiser wollen Rot-Blau in ihren Ländern ebenso wie im Bund ohnehin schon längst - und Christian Kern wird sich in Wahrheit schnell mit dieser einzigen Zukunfts-Option abfinden. Er wird - als Meister des Doppel-Saltos (siehe CETA) - den Wählern auch Rot-Blau schönreden können.
Einziges Problem: Kern braucht den Kurswechsel in Wien ziemlich rasch - sonst ist er im Herbst nämlich politisch tot.