Das sagt Österreich

Über der Hofburg-Wahl hängt ein Kabarett-Fluch

27.01.2016

Wolfgang Fellner über die kommende Bundespräsidentenwahl.

Zur Vollversion des Artikels
 
Zur Vollversion des Artikels

Kein Kabarett ist besser als Österreichs politische Löwinger-Bühne: Über dieser Präsidenten-Wahl scheint ein - kabarettreifer - Fluch zu liegen. Jede Partei, die sich zu einem Hofburg-Kandidaten durchringt, ist danach schwer ramponiert und gerupft wie ein Huhn am Weg in den Kochtopf:

  • Zuerst verbrannte sich die ÖVP an der Präsidentenwahl die Finger, kürte Erwin Pröll zum "allerbesten" Kandidaten, um dann Andreas Khol als Notnagel ins Rennen zu schicken. Khol und ÖVP sind seither schwerst beschädigt.
  • Dann verblasste die SPÖ mit ihrem Sympathieträger Rudi Hundstorfer, an dessen Wahlsieg außer ein paar Gewerkschafts-Heinis nicht einmal in seiner eigenen Partei einer glaubt. Kanzler Faymann droht ein Parteitags-Waterloo wenn "Rudi" im 1. Wahlgang scheitert.
  • Dann zerstritten sich die Grünen über ihren Wunsch-Kandidaten Van der Bellen, der mit seiner "Partei-Unabhängigkeits-Kandidatur" zur Lachnummer wurde und ständig betont, dass er den Job gar nicht will.
  • Und jetzt demoliert die FPÖ mit ihrem Streit nicht nur die logische "First Lady" Ursula Stenzel, sondern Partei-Obmann HC Strache gleich dazu.
     

Natürlich war den meisten Polit-Experten nicht klar, welcher Teufel HC Strache geritten hat, ernsthaft anzunehmen, er könne mit der alternden "Grande Dame" Ursula Stenzel eine Präsidentenwahl gewinnen. Die Dame war schon die Favoritin aller Kabarettisten - Florian Scheuba empfahl für sie die Liste "ProSt" - bevor sie überhaupt zur Diskussion stand...

Aber, dass eine Partei, die gerade von Umfrage-Rekord zu Umfrage-Rekord marschiert, über die läppische Frage einer Hofburg-Kandidatur ihren eigenen Partei-Chef brutal beschädigt und als "Loser" dastehen lässt, ist schon eine strategische Meisterleistung.

Nach ÖVP,
SPÖ und Grünen hat sich damit auch die FPÖ bei der Kandidatensuche für die Hofburg peinlichst blamiert.

Die Präsidenten-Wahl 2016 bringt uns damit nicht nur lauter im Vorhinein schon schwer beschädigte Kandidaten, von denen jeder weiß, dass sie nicht einmal die eigene Partei in der Hofburg haben will (im Fall Van der Bellen sogar der Kandidat sich selbst nicht in der Hofburg haben will)...

...Sie hinterläßt auch drei schwer angeschlagene Partei-Chefs, die jetzt alle mit Kandidaten antreten müssen, die sie selbst in Wahrheit gar nicht wollten.

Absurder war eine Wahl noch selten...

Zur Vollversion des Artikels