Das sagt ÖSTERREICH
USA und Hessen: Politik wird jetzt immer emotionaler
28.10.2018Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.
Nach einer Woche USA und dem live erlebten Wahlkampf für die Midterm-Wahlen ist die Bilanz erschreckend:
- Ich habe noch nie so viel politischen Hass gesehen wie in diesem US-Wahlkampf. Die einst politisch so toleranten Amerikaner sind Fanatiker geworden.
- Die USA sind heute in zwei fast gleich starke Hälften gespalten: Auf der einen Seite die liberalen Demokraten, die die Städte dominieren – auf der anderen Seite die wütenden, nationalen Trump-Fans am Land.
- Beide Seiten stehen sich absolut unversöhnlich gegenüber. Nahezu alle Wähler der Demokraten hassen Trump – ohne eine wirkliche Alternative zu haben. Umgekehrt sind die Trump-Anhänger gegen alles, was auch nur ansatzweise „links“ ist.
- Trump-Wahlveranstaltungen erinnern mittlerweile erschreckend an die Dreißigerjahre in Österreich und Deutschland: Massenhysterie, Aggression gegen politische Gegner und Medien, ein brüllender Präsident.
- Auch die Medien haben sich dem zunehmenden Fanatismus angeschlossen: Fox News ist zu einem reinen Trump-Propagandasender geworden, CNN zu einem Anti-Trump-Programm, das offen für die Demokraten Stimmung macht – jede Objektivität ist verloren.
- Die Briefbomben waren die logische Folge dieser Stimmung – die Radikalisierung ist so weit fortgeschritten, dass jede Seite „die anderen“ umbringen will.
Die Midterm-Wahlen werden keine Lösung bringen. Präsident Trump ist stärker, als man in Europa wahrhaben will – er hat die „kleinen Leute“ nach wie vor massiv hinter sich, würde eine neue Präsidentenwahl wohl wieder gewinnen. Immerhin sind 48 % (!) der Amerikaner mit seiner Amtsführung zufrieden.
Und bei uns in Europa? Ist die Radikalisierung nicht ganz so schlimm. Aber die Hessen-Wahl zeigt uns: Auch in Deutschland polarisiert sich die politische Stimmung – Grüne und AfD gewinnen, ein emotionaler Wettstreit zwischen Links und Rechts zeichnet sich ab – nicht nur beim Thema Zuwanderung und EU.
Die USA und Deutschland zeigen uns: Die Politik wird immer emotionaler, die Wähler werden immer wütender – wo führt das hin?