Das sagt Österreich

Wenn Hillary siegt, regiert kleineres Übel

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Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.

Dieser Wahlkampf war der schlimmste in der US-Geschichte. In dem Land, in dem das „Negative Campaigning“ erfunden wurde, sind alle Dämme gebrochen. Wochenlang haben sich die Kandidaten als unfähig, korrupt und kriminell beschimpft.

Das Ergebnis: Noch bevor sie das Präsidenten-Amt antreten, sind beide schwer beschädigt. Sowohl bei Hillary als auch bei Trump überwiegt die negative Bewertung. Sprich: Die große Mehrheit der Wähler will eigentlich keinen der beiden Kandidaten – entscheidet sich für das kleinere Übel.

Hillary Clinton ist heute klare Favoritin – sie ist im Wahlkampf-Finish nicht k. o. gegangen. Hillary hat die neuerliche Enthüllungs-Affäre rund um ihre E-Mails überstanden. Dass sie vom FBI-Chef „reingewaschen“ wurde, kann ihr letztlich mehr ­schaden als die Affäre selbst. Denn immer mehr Amerikaner glauben an eine Verschwörung des „Systems“.

Wenn Hillary Präsidentin wird, dann wird sie sicher das „System Obama“ fortführen. Hillarys größter Trumpf ist: Sie verhindert Trump.

Trump bedeutet das Gegenteil – alles soll anders werden. Vor diesem radikalen Wechsel haben viele Amerikaner Angst bekommen. Denn: Die Stimmung in den USA war so, dass sie einem professionel­leren Trump eigentlich zum Sieg verhelfen hätte müssen.

Die Wut auf „die Politiker“ ist groß. Die Angst vor Islam und Einwanderern ist enorm. Aber Trump hat diese Wünsche viel zu radikal und wirr vorgetragen. Und er hat die Frauen und Latinos verloren.

Wenn Trump heute dennoch gewinnt, wäre das eine Sen­sation – ein Volks-Aufstand gegen jede Logik. Dann wäre die Wut der Wähler größer, als in allen Umfragen gemessen.

Wenn aber Hillary gewinnt, dann ist das politische System noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen. Dann ist der Aufstand der Wut-Bürger wohl nur auf­geschoben, aber noch lange nicht aufgehoben.

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