Das sagt Österreich

Wer gewinnt: Der Reformer oder der Robin Hood?

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Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.

Die erste Zwischenbilanz des Wahlkampfs überrascht:

  • Sebastian Kurz agiert souverän, zurückhaltend, fast so als wäre er schon Kanzler.
  • Kanzler Christian Kern riskiert am meisten – er hat den auf­regendsten Slogan, polarisiert, wagt mehr als die anderen.
  • HC Strache wartet überhaupt nur ab – wartet er auf die nächste Flüchtlingswelle, den nächsten großen Skandal, oder eine gute Idee? Oder darauf, dass ihm der Erfolg in den Schoß fällt?

Sebastian Kurz führt den Wahlkampf wie sein Außenministerium: souverän, fehlerlos, unaufgeregt. Er hatte als Erster eine Strategie (seine Ansage für einen Neubeginn ohne Altparteien) – und er zieht diese Strategie (bisher) fehlerlos durch. Kurz riskiert so gut wie nichts – sein größtes Risiko war die Demontage seiner eigenen Partei. Die ist ihm perfekt gelungen – die Funktionäre jubeln ihrer Entmachtung regelrecht zu.

Ab jetzt fährt Kurz einen „Low-Risk-Wahlkampf“. Spannend wird es, wenn er in zwei Wochen sein Programm vorstellt. Aber das wird wohl alles vermeiden, was seine 34 % fast sicheren Wähler vertreiben könnte.

Christian Kern dagegen muss auf Angriff schalten. Hätte er im letzten Herbst gewählt, hätte er mit seinem „Plan A“ einen ähnlichen Low-Risk-Wahlkampf wie Kurz führen können. Jetzt hat er den Wahlkampf-Start ­verschlafen, ist gefährlich weit hinten – muss also riskieren.

Das macht den Kern-Wahlkampf spannend. Sein Slogan „Holen Sie sich, was Ihnen zusteht“ polarisiert – und keiner weiß, ob dieser brutale Robin-Hood-Wahlkampf bei einem regierenden Kanzler funktionieren wird. Aber für Kern ist es die einzige Strategie, die (weniger verdienende) Mehrheit gegen Kurz mobilisieren zu können.

Ein spannendes Experiment: Wer wird gewinnen? Der 30-­
jährige Herausforderer, der den „Neustart“ verspricht – und der die Republik neu gestalten will? Oder der 51-jährige Kanzler, der wie ein Polit-Robin-Hood für gerechtere Löhne und sichere Pensionen stehen will?

Es wird eine Grundsatz-Entscheidung: Will dieses Land den Neustart – oder mit aller Gewalt bewahren, was es hat?

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