Das sagt Österreich
Wer siegt: Elite oder Wutbürger?
26.11.2016
Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.
Eine Woche vor der Entscheidung bekommt unsere Hofburgwahl immer mehr die Dynamik der amerikanischen Präsidentschaftswahl.
Alexander Van der Bellen wird – im positiven Sinn – immer mehr zum Kandidaten der Elite. Selten hatte ein Politiker über alle Parteien hinweg so viele Unterstützer. Von Kern und Fischer über Portisch bis zu nahezu allen Künstlern.
Norbert Hofer dagegen wird zum rot-weiß-roten Trump – kaum einer will sich zu ihm bekennen, aber Hofer ist unübersehbar der Kandidat der „schweigenden Mehrheit“. Arbeiter, weniger Verdienende, weniger Gebildete wollen ihn wählen.
Wie die USA präsentiert sich auch Österreich vor der Wahl als gespaltenes Land: auf der einen Seite die gebildeten, gut verdienenden, liberalen VdB-Wähler, die den „blauen Putsch“ nicht wollen. Auf der Gegenseite die von Angst vor Zuwanderung, Arbeitslosigkeit, Armut geprägten Wutbürger.
Spannend wird, welche Hälfte am 4. 12. die knappe Mehrheit haben wird: die liberale „Elite“oder die nationalen „Wutbürger“. Entscheidend wird, welche Emotion eher zu mobilisieren ist: die Angst der Liberalen vor Blau – oder der Zorn der Wutwähler auf die Regierung.
Wenn Van der Bellen vorne liegt, ist das ein Sieg des politischen Establishments – und alles läuft dann in Richtung SPÖ-Grüne-Neos-Regierung.
Siegt Hofer, bleibt kein Stein auf dem anderen. Dann läuft alles in Richtung „blaue Republik“ mit Strache als Kanzler und Stenzel als Parlamentspräsidentin.
In einer Woche wissen wir, wo die Mehrheit liegt. Siegen die Wutbürger, wird 2017 wohl endgültig zum Jahr des blauen Politbebens.