Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.
Ich hatte Donnerstag die Ehre, das erste TV-Duell zwischen Van der Bellen und Hofer moderieren zu dürfen – und war von beiden „Präsidenten in spe“ positiv überrascht. Beide fanden in diesem Direkt-Duell nicht nur die richtige Mischung aus Angriff und Information – beide haben in diesem Wahlkampf enorm an Persönlichkeit, Sympathie und Kompetenz gewonnen.
Alexander Van der Bellen entwickelt sich zur Kult-Figur. Ein Präsident, wie man ihn sich nur wünschen kann: souverän, kompetent, ruhig – ein Mann des Ausgleichs, fast (groß)väterlich. Dabei witzig, intelligent – ein grüner Rebell, der „Elder Statesman“ geworden ist.
Der Nachteil ist, dass er sich zu sehr mit dem politischen Establishment verheiratet hat. Dass er jetzt von SPÖ, ÖVP, sogar von den Haselsteiners unterstützt wird – das könnte ihm schaden.
Norbert Hofer hat sich vom Verlegenheits-Kandidaten zum „blauen Star“ gemausert. Er ist der beste Kandidat, den die FPÖ je hatte – witzig, angriffig, kompetent, politisch erfahren. Hofer wirkt herzlicher, sympathischer als Strache.
Van der Bellen steht für ein Fortführen der Fischer- und Kern-Politik mit zarter Reform. Hofer für den totalen Neustart – als Watsche für die Regierenden, die rasch zur Neuwahl führen wird.
In den USA haben sich die Wähler für den brutalen Neustart entschieden – unser Trump heißt Hofer. Als Schoko-Version …
Die Österreicher haben nie die Revolution gewählt – das spricht für VdB. Aber er kann nur gewinnen, wenn er nicht als Establishment-Kandidat ins Finish geht.
Denn eines ist klar: Österreichs Wähler wollen den Neustart, die Watsche für die Regierung. Ein Hofburg-Erdbeben. Die Frage ist nur: Wollen sie die sanfte oder die brutale Variante? Weitermachen – oder Neuwahl?