Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.
Wer gewinnt die Stichwahl für die Hofburg? Das ist das Thema am Stammtisch – und keiner kennt die Antwort.
Rein rechnerisch ist das Rennen für Norbert Hofer fast gelaufen: Er braucht nur die Lugner-Wähler und jeweils eine knappe Hälfte der ÖVP- und Griss-Wähler auf seine Seite zu holen – und ist über 50 %.
Van der Bellen dagegen müsste deutlich mehr als die Hälfte aller ÖVP- und Griss-Wähler gewinnen – das scheint für einen klaren Linken fast ein Ding der Unmöglichkeit.
Bisher war die Angst vor der FPÖ immer zu groß
Trotzdem ist die Stichwahl völlig offen – weil niemand weiß, wie groß die Angst der Österreicher vor der FPÖ wird, wenn’s wirklich um die Macht geht.
Der 1. Wahlgang war völlig risikolos – es ging um nichts. Jede Protest-Stimme war ein Signal – mehr nicht. Jetzt geht’s ans Eingemachte: Am 22. Mai wird der Präsident gewählt.
Und damit stellt sich die Frage: Was passiert, wenn Regierung und Präsident aufeinanderkrachen – gibt’s dann die Staatskrise?
Bisher hat den Österreichern immer der Mut gefehlt, im entscheidenden Moment FPÖ zu wählen – sie scheuten das Risiko.
Die spannende Frage ist, ob die Wut der Wähler bereits so groß ist, dass sie am 22. 5. das Risiko eingehen, die Entlassung der Regierung riskieren, auf den Tisch hauen. Nur dann wird Hofer siegen.