Die Wiederwahl des ORF-Generaldirektors war nur noch eine Formsache.
ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz (51) ist erwartungsgemäß mit breiter Mehrheit vom ORF-Stiftungsrat wiederbestellt worden - ohne eine einzige Gegenstimme. 29 Gremienmitglieder wählten Wrabetz für weitere fünf Jahre, 6 enthielten sich. Der einzige Gegenkandidat, ORF-Balkankorrespondent Christian Wehrschütz, ging leer aus. Wrabetz ist damit nach Gerd Bacher der erste ORF-Chef, der wiedergewählt wurde. Über sein Direktorium wird am 15. September entschieden.
Feilschen um den "Freundeskreis"
Bis zuletzt wurde um die Stimmen des ÖVP-"Freundeskreises" gefeilscht, der sich Montagabend auf eine geteilte Vorgehensweise einigte. Ergebnis der Beratungen: Sieben ÖVP-nahe Räte stimmten für Wrabetz, fünf enthielten sich, gleiches tat der unabhängige Stiftungsrat Alexander Hartig. Wrabetz zeigte sich über das breite Votum ohne Gegenstimme erfreut, wie er vor Journalisten sagte. "Ich bin bewegt, dass es doch eine sehr große Mehrheit geworden ist", sagte er, nachdem er die Wahl angenommen hatte, was von den Stiftungsräten mit Applaus quittiert wurde. Es sei "ein gutes Gefühl, mit so großer Mehrheit ausgestattet an der Spitze des ORF zu stehen".
Dass die Zustimmung quer durch die Fraktionen auch durch personelle Zugeständnisse an einzelne Fraktionen errungen wurde, stellte Wrabetz vehement in Abrede. "Im Gegensatz zu anderen Mitbewerbern habe ich nicht mit der Politik verhandelt", erklärte er. Demgegenüber standen Informationen aus politischen Kreisen, wonach der ORF-Chef persönlich mit den Parteien verhandelt habe und es Absprachen um Landesdirektoren sowie Posten auf der zweiten und dritten Managementebene gegeben habe.
Neben Gratulationen begleiteten Wrabetz am Dienstag vor allem Fragen zu seinen Telefonaten mit SPÖ-"Freundeskreis"-Leiter Niko Pelinka, dem ein geplanter Wechsel in den ORF nachgesagt wird. Pelinka hatte in den vergangenen Tagen für Aufregung gesorgt, als er von einem Magazin sinngemäß dahingehend zitiert wurde, sich mit Wrabetz über die Gästeliste von Diskussionssendungen abzusprechen. "Er hat es für sich ausgeschlossen. Dem ist nichts hinzuzufügen", meinte Wrabetz nach seiner Kür zu möglichen ORF-Ambitionen Pelinkas. Es sei auch "klar gestellt, dass es keine Absprache in diesem Zusammenhang gegeben hat". Weiter gelte, "dass ich für irgendwelche Zurufe von Unzuständigen auch nicht zur Verfügung stehe".
Ob ein Wechsel Pelinkas in den ORF damit für ihn optisch verträglich wäre, kommentierte der neue alte ORF-Chef nur mit den Worten, dass Pelinka dies für sich immer ausgeschlossen hätte. Der SPÖ-"Freundeskreis"-Leiter selbst wirkte von der Aufregung der vergangenen Tage etwas mitgenommen und wich längeren Journalistenfragen hartnäckig aus. Die Wiederwahl Wrabetz' bezeichnete er immerhin als "ein gutes Ergebnis für das Unternehmen".
Reaktionen
Die politischen Reaktionen auf die wenig überraschende Wiederwahl, die de facto seit Wochen feststand, fielen mehrheitlich positiv aus, skeptische Stimmen kamen vor allem von der ÖVP. Medienstaatssekretär Josef Ostermayer (S) gratulierte dem ORF-Chef ebenso wie SPÖ-Mediensprecher Josef Cap. ÖVP-Generalsekretär Hannes Rauch betonte, Wrabetz müsse "seine neue Amtszeit nutzen, um den ORF zu einem tragfähigen Unternehmen zu machen". Er sprach ebenso wie der Stiftungsrat und ÖVP-"Freundeskreis"-Leiter Franz Medwenitsch von "einer neuen Chance" für Wrabetz.
Quer durch alle Fraktionen stimmten Stiftungsräte für die Wiederwahl von Wrabetz. FPÖ-Vertreter Norbert Steger bezeichnete es "als unmöglich für mich, keinen Generaldirektor zu wählen, wenn es nur einen Kandidaten gibt". Hätte es einen ernsthaften Gegenkandidaten gegeben, wäre er dafür "offen gewesen", so Steger und kündigte an, Wrabetz kritisch zu beobachten. BZÖ-Stiftungsrätin Huberta Gheneff zeigte sich erfreut, "dass der, der gesagt hat, er würde es machen, auch eine breite Mehrheit bekommen hat. Jetzt stehen wir vor neuen Herausforderungen. Man muss auch sagen, dass in Zeiten, denen wir entgegen gehen, Kontinuität schon ein Wert ist." Der unabhängige Kirchenvertreter Franz Küberl sah ein "überraschend überzeugendes Votum für Wrabetz. Ich glaube, dass die sehr lange Debatte im Hearing gezeigt hat, dass Stiftungsrat und Generaldirektor durchaus zusammenkommen können."
Zentralbetriebsratsobmann Gerhard Moser, der Wrabetz ebenfalls gewählt hatte, lobte dessen "Mobilmachung gegen den Paragrafen 31, die er in seinem Konzept vorsieht", sowie den angekündigten Turnaround in der Personalpolitik. Der ORF-Chef hatte ja angekündigt, dass es ab 2012 wieder zu einer Personalaufstockung kommen müsse. Für den Grünen Stiftungsrat Wilfried Embacher war es wichtig, dass die Kontinuität an der Spitze des ORF gewahrt bleibt. Er traue es Wrabetz zu, die Herausforderungen, die vor ihm liegen, mit seiner Vorerfahrung gut zu meistern. Die breite Mehrheit, mit der er gewählt wurde, sei ein Zeichen für den Vertrauensvorschuss, den ihm der Stiftungsrat entgegenbringe. Dass der wiedergewählte General für die TV-Direktion eine Person vorschlagen will, die nicht aus dem eigenen Haus kommt, findet Embacher "wichtig und richtig".
Der einzige Gegenkandidat, Christian Wehrschütz, zeigte sich "nicht enttäuscht", dass er keine einzige Stimme erhalten hatte. Dafür habe er viele positive Rückmeldungen bekommen, sagte er. "Wenn alle, sich bei mir für mein Antreten bedankt haben, mich anschließend gewählt hätten, wäre ich heute Generaldirektor geworden", scherzte er.
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ÖSTERREICH-Reporter Albert Sachs ist vor Ort und berichtet LIVE.
17.14 Uhr: Wrabetz wollte sich nicht zu Personalfragen äußern. Personelle Zugeständnisse habe es nicht gegeben, außerdem ließen sich Mitarbeiter "heute weniger denn je in parteipolitische Kästchen einordnen".
17.11 Uhr: Für die Vorsitzende des ORF-Stiftungsrates, Brigitte Kulovits-Rupp, ist die Wrabetz-Wahl ohne Gegenstimme "historisch bemerkenswert". Kulovits will noch in dieser Woche die Direktorenposten in österreichischen Zeitungen ausschreiben.
16.50 Uhr: Wrabetz im Pressegespräch: "29 Stimmen und keine Gegenstimme ist tatsächlich eine besondere Auszeichnung. Ich bin froh, dass ich aus dem Stiftungsrat, der ja die ganze Breite des gesellschaftlichen Spektrums abdeckt, aus allen Bereichen Zustimmung bekommen habe."
16.36 Uhr: Die FPÖ wollte den Ausgang der ORF-Wahl zunächst nicht kommentieren. Der Grüne Mediensprecher Dieter Brosz hielt "bei aller Kritik" Wrabetz zu Gute, "dass trotz aller Interventionsversuche die innenpolitische Berichterstattung durch die Redaktionen wesentlich unabhängiger erfolgt als unter der schwarzen Ära Lindner/Mück".
16.27 Uhr: Für Caritas-Präsident Franz Küberl, Mitglied im ORF-Publikums- und Stiftungsrat, habe sich bestätigt, dass der Stiftungsrat ein "kompetentes Gremium" ist. Dass sich mit Wrabetz lediglich ein Kandidat mit aussichtsreichen Chancen beworben habe, könne man bedauern, sei aber sicher nicht dem Wiedergewählten anzulasten.
16.12 Uhr: Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) hofft nach der Wahl von Wrabetz auf Ruhe im ORF. Er sprach von einem "unwürdigen Schauspiel, das sich hier in den letzten Monaten abgespielt hat. Die öffentlichen Muskelspiele haben dem Unternehmen nicht gut getan." Deshalb habe der Tiroler Stiftungsrat für Wrabetz gestimmt.
15:31 Uhr: VP-Freundeskreischef Medwenitsch hat mit einem Sieg von Wrabetz gerechnet. Die sechs Enthaltungen seien aber als Auftrag zu verstehen, es künftig noch besser zu machen.
15:29 Uhr: Der sonst so redefreudige Nikolaus Pelinka hat die Sitzung sichtlich zerknirscht und ohne ein Wort verlassen.
15:26 Uhr: Die Sitzung des Stiftungsrates ist beendet. In wenigen Minuten soll die PK beginnen.
15:24 Uhr: ÖVP-Generalsekretär Hannes Rauch betonte, Wrabetz müsse "seine neue Amtszeit nutzen, um den ORF zu einem tragfähigen Unternehmen zu machen".
15:17 Uhr: SP-Medienstaatssekretär Josef Ostermayer gratulierte dem bestätigten ORF-Chef ebenso wie SP-Klubobmann Josef Cap.
15:08 Uhr: Zentrales Thema bei der Befragung von Wrabetz war die Finanzsituation des ORF aufgrund der veränderten Wirtschaftslage.
15:06 Uhr: Der Stiftungsrat arbeitet noch an einer Reaktion auf eine Redakteursrats-Aussendung vom Montag, mit dessen Formulierung man nicht einverstanden ist.
14:56 Uhr: Während Alexander Wrabetz sich kurz in sein Büro zurückgezogen hat, tagt der Stiftungsrat noch, um einige formelle Dinge zu erledigen. Danach folgt die gemeinsame PK.
14:49 Uhr: Wrabetz ist sichtlich erfreut. Er sei sehr erfreut und erleichtert über die Wiederwahl. Die Tatsache, dass es keine Gegenstimme gegeben habe, zeige von großem Vertrauen. Er werde seine neue alte Aufgabe mit großer Freude und Verantwortung nachgehen: "Es ist toll mit so großem Vertrauen an der Spitze von Österreichs größtem Medienunternehmen zu stehen."
14:41 Uhr: Jetzt hat Wrabetz den Sitzungssaal verlassen. Erster Gratulant: Richard Grasl (Finanzdirektor).
14:40 Uhr: Um 15 Uhr soll eine Pressekonferenz mit Wrabetz im Atrium im Erdgeschoss des ORF-Gebäudes stattfinden.
14:34 Uhr: Gespanntes Warten auf Alexander Wrabetz. Noch hat der alte und neue ORF-General den Sitzungssaal nicht verlassen.
14:30 Uhr: Der unterlegene Gegenkandidat Christian Wehrschütz ist vom Ergebnis nicht enttäuscht. Enttäuschung sei eine Frage falscher Erwartungen. Er wartet nun vor dem Sitzungssaal um dem wiedergewählten Wrabetz zu gratulieren.
14:28 Uhr: Wieder großer Applaus im Sitzungssaal: Wrabetz dürfte die Wahl angenommen haben.
14:21 Uhr: Die Enthaltungen sind: Krainer, Medwenitsch, Rößlhuber, Totschinger, Tischler (alle ÖVP) und Hartig (unabhängig).
14:20 Uhr: Wrabetz betritt den Sitzungssaal mit einem Lächeln. Großer Applaus brandet auf.
14:17 Uhr: Alexander Wrabetz bleibt Generaldirektor. Er wurde mit 29 Stimmen bei sechs Enthaltungen wiedergewählt.
14:10 Uhr: Es handelt sich um eine geheime Abstimmung mit Stimmzetteln.
14:06 Uhr: Die Abstimmung läuft. Die Kandidaten dürfen aber nicht im Sitzungssaal dabei sein.
14:02 Uhr: Wehrschütz rechnet nach eigener Aussage mit gar keiner Stimme, dennoch ist er mit seinem Hearing zufrieden. Er wollte seine Punkte aufzeigen und das sei ihm gelungen. Stiftungsrat Ziegler hat Wehrschütz für die Wahl nominiert. Die Wahl soll in den kommenden Minuten beginnen.
13:57 Uhr: Jetzt ist auch das Hearing von Christian Wehrschütz beendet. Mit einem Schmunzeln berichtet er, dass ihm während seiner Hearings so oft für seine Kandidatur gedankt wurde, dass wenn es danach ginge, er Generaldirektor werden müsse.
13:53 Uhr: Gegenkandidat Christian Wehrschütz ist bereits eine Stunde im Sitzungssal. Die 40 Minuten waren also auch bei ihm zu knapp kalkuliert.
13:41 Uhr: Die Frage von ÖSTERREICH-Reporter Albert Sachs, ob Wrabetz sein Hearing extra in die Länge gezogen hat, verneint dieser.
13:18 Uhr: Entspannungspause für die Berichterstatter. Einige haben sich zum Rauchen auf die Terrasse gestellt.
13:13 Uhr: Atemlos kommt Thomas Langpaul ist aus dem ZiB-Studio zurück und gesellt sich wieder zu den wartenden Journalisten vor den Sitzungssaal. Der ZiB-Beitrag ist sich gerade noch ausgegangen.
12:58 Uhr: ORF-Redakteur Langpaul, der den Wahl-Beitrag für die Zib 13 machen sollte, gerät ordentlich ins Schwitzen: „Es wird knapp“, meint er zu ÖSTERREICH-Reporter Albert Sachs.
12:54 Uhr: Während sich Wrabetz von Journalisten verfolgt ins Büro zurückzieht, beginnt das Hearing von Christian Wehrschütz.
12:48 Uhr: Alexander Wrabetz ist draußen. Er hat den Sitzungssaal durch den zweiten Eingang verlassen. Alle Journalisten stürzen sich auf ihn und fragen nach der Überlänge seines Hearings: "Es gab wichtige Fragen, die beantwortet werden mussten", so Wrabetz.
12:46 Uhr: Eigentlich hätte die ORF-Wahl eines der bestimmenden Themen in der ZiB um 13 Uhr sein sollen, aber die Überlänge des Hearings von Wrabetz verhindern das. Böse Stimmen behaupten sogar, dass das Taktik des Amtsinhabers ist, damit nur er in den wichtigen Nachrichtensendunden vorkommt.
12:36 Uhr: Entwarnung: Die Espresso-Maschine funktioniert wieder. Zudem wurden frische Brötchen geliefert.
12:33 Uhr: "Drama" am Küniglberg: Die Espresso-Maschine hat den Geist aufgegeben. Die Reparaturversuche sorgen für Erheiterung.
12:29 Uhr: Auch Christian Wehrschütz hatte für heute schon andere Pläne: Er wollte sich den Bericht zur Wahl in der ZiB um 13 Uhr ansehen und dann mit seiner Frau essen gehen, berichtet ÖSTERREICH-Reporter Albert Sachs.
12:27 Uhr: Einige Stiftungsräte sind von der Überlänge offenbar überrascht. Immer mehr verlassen kurzfristig den Sitzungssaal, um berufliche Termine zu verschieben.
12:20 Uhr: Statt der veranschlagten 40 Minuten ist Wrabetz jetzt bereits zwei Stunden im Saal. Der ORF-General überzieht kräftig.
12:17 Uhr: Viele Sitzungsräte verlassen den Raum, um draußen einen Espresso zu trinken. Im Sitzungssaal gibt es nur Filterkaffee, der den meisten nicht wirklich mundet.
12:08 Uhr: Medwenitsch (ÖVP) beschreibt die Antworten von Wrabetz so: "Er (Wrabetz) verteilt Weihrauch an alle und jeden."
12:06 Uhr: Wegen der unerwarteten Überlänge des Hearings von Alexander Wrabetz verschiebt sich die Wahl vermutlich deutlich nach hinten.
12:03 Uhr: Stiftungsrat Tötschinger (ÖVP) erklärte gegenüber ÖSTERREICH-Reporter Albert Sachs, dass er sich noch nicht entschieden hat, wem er seine Stimme geben will. Erst will er beide Hearings abwarten.
11:58 Uhr: Wehrschütz wollte sich eigentlich nur etwas zu trinken holen, weil er jetzt doch länger warten muss. Von den lauernden Journalisten-Meute wurde er überrascht, berichtet ÖSTERERICH-Reporter Albert Sachs. Allerdings nutzte er die Gunst der Stunde und stellte sich gerne den Fragen.
11:43 Uhr: Wehrschütz erklärt, er stelle sich der Wahl, weil ein zweiter Kandidat dem öffentlich-rechtliche ORF gut tut. Er wünscht sich mehr öffentlich-rechtliches im Programm. Zudem will er die Präsenz des ORF im Onlinebereich und bei mobilen Medien ausbauen.
11:41 Uhr: Jetzt ist Gegenkandidat Christian Wehrschütz eingetroffen. Er setzt auf längere ZiBs und mehr Wissenschaft im ORF.
11:35 Uhr: Jetzt dauert das Hearing bereits so lange, dass einige Stiftungsräte den Sitzungssaal verlassen, um einen Kaffee zu trinken. Insidern zufolge soll das Hearing noch bis etwa 12 Uhr dauern.
11:20 Uhr: 10 Wortmeldungen zum Hearing von Wrabetz sind noch offen, berichtet ÖSTERREICH-Reporter Albert Sachs.
11:14 Uhr: Die versammelten Journalisten warten noch immer. Offenbar haben die Sitzungsratsmitglieder doch mehr Fragen an Wrabetz als zunächst angenommen.
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Christian Wehrschütz
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10:54 Uhr: Alexander Wraetz beendet sein Hearing, bestehend aus Präsentation, Diskussion und Schlussstatement, in diesen Minuten. Die Journalisten versammeln sich vor dem Sitzungssaal.
10:40 Uhr: Vor dem Sitzungssaal ist Ruhe eingekehrt. Die Journalisten trinken Kaffee und warten gespannt.
10:18 Uhr: Das Hearing von Wrabetz beginnt. Veranschlagt sind 40 Minuten, abe es könnte auch länger gehen.
10:14 Uhr: Mit wievielen Stimmen Wrabetz rechnet, wollte er noch nicht sagen, sondern erst einmal den Verlauf seines Hearings abwarten, berichtet ÖSTERREICH-Reporter Albert Sachs.
10:13 Uhr: Alexander Wrabetz ist da und begibt sich mit Kommunikationschef Martin Biedermann in den Sitzungssaal. Wrbaetz hat den Losentscheid gewonnen, sein Hearing findet zuerst statt.
10:05 Uhr: Sitzungsbeginn im ORF. Alexander Wrabetz ist immer noch nicht da.
10:00 Uhr: Gespanntes Warten auf Wrabetz. Alle Kameras sind auf sein Büro gerichtet, das am Ende des langes Ganges vor dem Sitzungssaal liegt.
09:56 Uhr: Langsam sind alle 35 Stiftungsräte vor Ort. Von den Kandidaten ist noch keiner eingetroffen.
09:53 Uhr: Niko Pelinka (SPÖ) ist da. Immer mehr Stiftungsräte treffen ein.
09:50 Uhr: Medwenitsch erklärt in einer ersten Stellungnahme, dass er sich schon lange entschieden hat, wem er seine Stimme geben wird.
09:48 Uhr: Die Stiftungsrat-Vorsitzende Kulovits-Rupp (SPÖ) und der Chef des VP-Freundeskreises Franz Medwenitsch sind soeben eingetroffen.
09:47 Uhr: Der Ablauf der Sitzung ist klar strukturiert: Die beiden Hearings werden 40 Minuten dauern.
09:44 Uhr: Vor dem Sitzungssaal im sechsten Stock warten dutzenden Fotografen und Journalisten.
09:39 Uhr: Gerücht aus ORF-Kreisen: 29 Stiftungsräte werden wohl für Wrabetz stimmen, berichtet ÖSTERREICH-Reporter Albert Sachs.
09:35 Uhr: Als erster (Neben-)Protagonist lässt sich ORF-Finanzdirektor Grasl blicken. Von Wrabetz oder Wehrschütz ist noch nichts zu sehen.
09:30 Uhr: ORF-Boss Alexander Wrabetz steht kurz vor seiner zweiten Amtszeit. In wenigen Minuten beginnen die entscheidenden Hearings, bei denen Gegenkandidat Christian Wehrschütz aber als chancenlos gilt.
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Wrabetz wird eine stolze Bilanz ziehen und darauf hinweisen, dass er den „Turnaround“ geschafft hat und den ORF auf wirtschaftlich gesunde Beine gestellt hat – mit über zwei Millionen Gewinn im ersten Halbjahr. 2008 hatte er ihn noch selbst als Sanierungsfall eingestuft. Wesentlicher Punkt in Wrabetz’ Präsentation werden auch die Änderungen im ORF-Programm sein:
- Mehr Informationssendungen in der Früh.
- Historische Doku-Schiene „Österreich von 1950 bis 2000“.
- Ausbau der Donnerstag Nacht (mit neuer Palfrader-Show Die Staatskünstler).
- ORF 3 als eigener Spartenkanal für Kultur und Info.
- Sport plus als 24-stündiger Sportkanal.
- KIKA Österreich als eigener Kinderkanal.
- Weiterführung der erfolgreichen Freitags-Showschiene (inkl. Dancing Stars, Anfang 2012).
- Neue heimische Krimi-Serie à la Schnell ermittelt.
- Eine neue Serie mit Harald Krassnitzer.
Mindestens 21 Stimmen der 35 Stiftungsräte hat Wrabetz in der Tasche: allen voran die 15 dem sogenannten SP-Freundeskreis zuzurechnenden Mandatare. Auch die Stimmen der unabhängigen Zentralbetriebsräte, des BZÖ und der Grünen sowie die eines FPÖ-Stiftungsrates und des unabhängigen Caritas-Präsidenten Franz Küberl gelten als sicher. „Es liegt ein Paket am Tisch. Und wir werden die Zusammenarbeit fortsetzen, alles andere wäre sinnlos“, steht Anwältin Huberta Gheneff-Fürst (BZÖ) im Gespräch mit ÖSTERREICH zu ihrer Stimme für Wrabetz. VP-Mehrheit für Wrabetz Für Wrabetz sind sogar über 27 Pro-Stimmen drin (siehe Grafik). Gestern Nachmittag traf sich der VP-Freundeskreis in Wien zu einer letzten Strategiesitzung. Es galt zu klären, ob die schwarze Riege geschlossen gegen Wrabetz oder – als Zeichen guten Willens – zum Teil für ihn stimmt. Das Ergebnis: Die Mehrheit der zwölf VP-nahen Stiftungsräte wird für Wrabetz stimmen, der alte und neue General müsse aber auch mit einigen „Gegenstimmen rechnen“. Franz Medwenitsch, Sprecher der VP-Freunde, hatte am Samstag öffentlich erklärt, er könnte Wrabetz nicht wählen. Grund: Niko Pelinka, Sprecher des SP-Freundeskreises, hatte öffentlich ausgeplaudert, dass ihn Wrabetz regelmäßig zur Besetzung bei im Zentrum konsultiere. Heute unmittelbar vor der Sitzung stimmen Pelinka und Medwenitsch nochmals gemeinsam ihre Strategien ab.
Wrabetz: Es wird weniger US-Serien geben
ÖSTERREICH: Wie wollen Sie heute alle 35 Stiftungsräte überzeugen, Sie zu wählen? Alexander Wrabetz: Ich werde betonen, dass ich bewiesen habe, wie man in wirtschaftlich schwierigen Zeiten den Turnaround schafft. Und ich werde darlegen, in welche Richtung wir nach dem Sparkurs den ORF führen wollen – Stichwort neue Spartenkanäle für Sport und Kultur – und wir werden auch ein neues Personalentwicklungskonzept vorlegen. ÖSTERREICH: Das heißt, der Personalabbau ist vorbei? Wrabetz: Natürlich müssen wir weiter sparen, aber wir werden dennoch wieder qualifiziertes Personal aufbauen. ÖSTERREICH: Sie haben aber schon viele Programminnovationen angekündigt. Welche liegen Ihnen besonders am Herzen? Wrabetz: Jene Elemente, mit denen wir die Unverwechselbarkeit des ORF und noch stärker das Österreichische betonen. Wir werden österreichische Filme und Serien verstärken, es wird eine große Dokumentationsreihe zur österreichischen Geschichte und einen Ausbau der Informationsleisten geben. ÖSTERREICH: Wie wollen Sie den Samstagabend retten? Wrabetz: Die Onkel-Charlie-Serie im Hauptabend wird als Sommer-Aktion sicher bald beendet, dafür wird es wieder Filme, aber auch die große Show geben. Mittelfristig wird es überhaupt weniger US-Serien geben – nur ganz ohne geht’s nicht. Ohne ein gewisses Ausmaß an gekauften Serien wäre ein 24-Stunden-Programm nicht zu bespielen. A. Sachs D. Knob