29 von 35 Stimmen

Wrabetz: Sieg für "Super-Alex"

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Sein Sieg galt als fix, doch die hohe Zustimmung überraschte auch Insider.

„Ich bin sehr erfreut und auch erleichtert, dass ich mit einer so großen Mehrheit und ohne Gegenstimme gewählt wurde.“ Sichtlich gerührt und mit einem entspannten Lächeln auf den Lippen kommentierte ORF-Generaldirekor Alexander Wrabetz seine Wiederwahl in der gestrigen Stiftungsratsitzung. „Es ist toll, mit so einem Vertrauen an der Spitze des größten österreichischen Medienunternehmens zu stehen.“

Der ORF-Boss erhielt 29 der 35 Stimmen
Die sechs Enthaltungen kamen von bürgerlichen Stiftungsräten um Freundeskreis-Leiter Franz Medwenitsch und Gerhard Tötschinger sowie dem unabhängigen Alexander Hartig.

Als „historisches und bemerkenswertes Ergebnis“, bezeichnete die Vorsitzende des Stiftungsrates Brigitte Kulovits-Rupp dieses Ergebnis. Historisch, weil Wrabetz die erste Wiederwahl eines ORF-Chefs seit Gerd Bacher im Jahre 1982 gelungen ist.
Mit seinem Sieg rechnete jeder, die hohe Zustimmung überraschte aber alle: Die sechs Gegenstimmen seien auch als Auftrag zu sehen, es in Zukunft noch besser zu machen, betonte Franz Medwenitsch.

Wrabetz streitet Personal- Zusagen für Stimmen ab
In der Pressekonferenz nach der Abstimmung wurde Wrabetz vor allem auf personelle Zugeständnisse an die Parteien angesprochen. Im Gegenzug für die Unterstützung aus dem ÖVP-Freundeskreis soll der Pröll-nahe kaufmännische Direktor und Stellvertreter des Generaldirektors auch Einfluss auf Programm- und Produktionsbudgets erhalten. Die Grünen wollen Innenpolitik-Leiter Hans Bürger nicht von einem SPler abgelöst sehen.

Wrabetz betonte, dass namentliche personelle Entscheidungen nicht Bestandteil seiner Bewerbung gewesen seien. Ebenfalls mehrfach thematisiert: die angeblichen Telefonate zwischen SP-Freundeskreis-Sprecher Niko Pelinka und Wrabetz zur Besetzung der Politrunde Im Zentrum. Wrabetz: „Es ist klargestellt, dass es keine Absprachen gegeben hat.“

Mehr als doppelt so lange wie ursprünglich veranschlagt, tagte das oberste ORF-Gremium gestern. Wrabetz verabschiedet sich daher auch launig von den Journalisten: „Ich bedanke mich für die Begleitung durch den Tag.“

Wrabetz’ Pläne für die neue Amtszeit

Für seine zweite Amtszeit plant Alexander Wrabetz massive Neuerungen im ORF-Programm. Die wichtigsten Vorhaben:

  • Früh-Information: Mehr Informations-Sendungen in der Früh, aber kein eigenes Frühstücks-Fernsehen. Eine Kooperation mit Ö3 gilt als wahrscheinlich. Start: voraussichtlich im Frühjahr 2012.
  • ORF 3: Eigener Info- und Kultur-Spartenkanal. Startet noch im Herbst 2011.
  • Sport plus: Soll 24 Stunden pro Tag Sport liefern.
  • Die große Chance: Casting-Show nach dem Vorbild von Supertalent bei RTL. Start: 9. September.
  • Dancing Stars: kommen 2012 zurück.
  • Serien: Im Frühjahr 2012 startet Braunschlag mit Robert Palfrader und Nicholas Ofczarek (Dienstag). Dazu eine neue Serie mit Harald Krassnitzer.
  • Donnerstag Nacht: Am Ausbau von Die Staatskünstler (Robert Palfrader, Florian Scheuba) wird gearbeitet.
  • Kika: Zweistündiges österreichisches Programmfenster geplant.
  • Doku: Historische Schiene 1950-2000.

Triumph für die SP-Youngsters ...

Sie wurden unterschätzt und belächelt – ein Fehler. Niko Pelinka und Laura Rudas verhalfen Alexander Wrabetz zum Sieg und der ÖVP zur Pleite.

Der Sieg von Alexander Wrabetz ist auch einer der SPÖ-Küken Niko Pelinka (24) und Laura Rudas (30). Trotz ihrer Jugend waren es der Sprecher des SPÖ-Freundeskreises im ORF (eine Vereinigung der roten Stiftungsräte) und die SPÖ-Bundesgeschäftsführerin, die bei Wrabetz’ Wiederwahl die Fäden zogen. Und damit die „alten“ Polit-Profis der ÖVP blamierten.

Der schlaksige Pelinka, Ex-Sprecher von Unterrichtsministerin Claudia Schmied, wurde anfangs belächelt, als er schon mit 20 den Supermanager mit Blackberry und Maßanzug gab – und unterschätzt. Tatsächlich wurde Pelinka, Sohn des NEWS-Chefredakteurs, sehr schnell für Wrabetz der wichtigste Verbindungsmann in die SPÖ-Parteizentrale, nachdem ihn seine „Erfinderin“ Laura Rudas in den ORF-Stiftungsrat gesetzt hatte. Klarer Auftrag damals: Eine weitere Amtszeit für Wrabetz zu ermöglichen.

Das ist Pelinka nun gelungen. Er ließ neben Wrabetz keinen weiteren Kandidaten mit Chancen zu. Der höchst erfolgreiche RTL-Chef Gerhard Zeiler, Favorit der bürgerlichen Stiftungsräte, warf entnervt das Handtuch, als er keine Chance sah, den ORF „aus dem parteipolitischen Würgegriff der SPÖ zu befreien“.

Mit dem Image eines SPÖ-„Würgeengels“ wird Pelinka leben können. Unterschätzen wird ihn und Rudas spätestens nach dem Coup der Wrabetz-Wiederwahl keiner mehr.

Pelinkas Belohnung für den erfüllten Auftrag winkt schon: Er soll jetzt – auch hochoffiziell – Wrabetz’ Sprecher werden.

A. Sachs, knd
 

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