Die Öffentlichkeit habe ein falsches Bild vom ORF, meint der General.
ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz hat am Dienstag vor dem Publikumsrat des ORF beklagt, dass in der Öffentlichkeit "ein vollkommen falsches Bild von der Realität des Unternehmens gegeben wird". Dies sei "eine Beleidigung von tausenden Mitarbeitern und Dutzenden Führungskräften".
Wrabetz kritisiert mediale Diskussion
Wrabetz sprach von einer "bedauerlichen Diskussion", die von den Medien "auch aus Eigeninteresse geschürt" würde. Hier werde "bewusst verzerrend" ein Bild gezeichnet, das "einfach nicht der Realität entspricht". Der ORF sei "europaweit einer der best aufgestellten öffentlich-rechtlichen Sender". Der britischen BBC etwa seien im Zuge der Sparmaßnahmen 16 Prozent ihrer Einnahmen entzogen worden, diese habe eine Deckungslücke von 1,7 Mrd. in der Pensionskassa. Die italienische RAI habe 120 Mio. Euro Defizit.
Diskussion um Oberhauser "bedauerlich"
Die Diskussion über die geplante Ablöse von Informationsdirektor Elmar Oberhauser findet Wrabetz "bedauerlich", wie er sagte. "Ich weiß schon, es ist lustig, wenn man sagt, da streiten zwei bekannte Direktoren miteinander." Dies habe aber mit der realen Führung des Unternehmens nichts zu tun.
Das Thema begleitete die Sitzung des Publikumsrates von Beginn an: Zunächst stand eine Abstimmung darüber an, ob Oberhauser vor der Hörer- und Sehervertretung gehört werden soll. Dies wurde jedoch mehrheitlich abgelehnt.
Kratschmar: "Mangelnde Führungskultur"
Der bürgerliche Gremienvertreter Andreas Kratschmar ortete angesichts der Debatte "ein katastrophales Bild", das die ORF-Führung abgegeben habe und sprach von "mangelnder Führungskultur". Da geht es nicht bloß um ein Machtspiel, sondern um das wertvollste Gut des ORF: Die Unabhängigkeit und Distanz zu politischen Parteien." Er sah in dem E-Mail Oberhausers, das zu dem endgültigen Bruch mit Wrabetz geführt hatte, ein "Alarmsignal".
Wrabetz rechtfertigt Oberhauser Ablöse
Wrabetz rechtfertigte die geplante Ablöse, über die der ORF-Stiftungsrat am Donnerstag entscheiden wird, erneut. Es gehe nicht an, dass der Informationsdirektor sich nach einem Dissens über eine Personalie sich in einem Mail an einen größeren Personenkreis wende. "Er weiß ganz genau, dass er weit über den Dissens hinaus eine öffentliche Debatte beflügelt". Diese habe letztlich zu einer Imagekrise des ORF beigetragen.