Warten auf Godot
Wrabetz will endlich neues ORF-Gesetz
31.05.2010
Der ORF-General drängt auf einen Gesetzesbeschluss im Juni, damit im Herbst das Geld eingesetzt werden kann.
ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz drängt auf einen Beschluss des ORF-Gesetzes im Juni. Wie Wrabetz am Montag vor dem ORF-Publikumsrat sagte, befinde man sich gerade in Hinblick auf die Vergabe von Filmförderungen "in einer zeitkritischen Phase". Derzeit sind aus seiner Sicht noch das Thema Online-Werbung und die bezahlten Einschaltungen in "Bundesland Heute" offen.
Unterschied von 25 Mio. Euro
Wenn das Gesetz mit der geplanten
Gebührenrefundierung kommt, wird das Vergabevolumen für österreichische
Produktionen laut Wrabetz 95 Mio. Euro betragen, sonst nur 70 Mio. Euro. Die
Gelder für die Produktionen müssten schon jetzt freigegeben werden, damit im
Herbst gedreht werden könne.
15 Mio. aus der Regionalwerbung
Die von den Zeitungsverlegern als
"Regionalwerbung" subsumierten bezahlten Kooperationen im
ORF-Bundesländerfernsehen verteidigte Wrabetz erneut. Würden die
Kooperationen verboten, gingen dem ORF rund 15 Mio. Euro an Einnahmen
verloren, die derzeit von den Landesstudios erwirtschaftet würden. Das
"Absurde" aus Sicht von Wrabetz ist, dass diese Kooperationen meist mit
regionalen Zeitungen durchgeführt würden, deren Verlage gegen die
Einschaltungen protestieren. "Wir wollen, dass zumindest ein kleiner Teil
erhalten bleibt", so der ORF-General.
Deckel für Online-Werbung
Beim Streitpunkt Online-Werbung
steht der ORF derzeit noch in Verhandlungen mit den Verlegern. Hier sieht
der Gesetzesentwurf vor, dass die Einnahmen daraus auf zwei Prozent der
Gebühreneinnahmen gedeckelt werden müssen, was dem ORF zu wenig ist. Man
diskutiere derzeit, "dass diese Deckelung unter bestimmten Voraussetzungen
angehoben werden soll", so Wrabetz.
Irre Konkurrenz
Grundsätzlich habe sich die Fernsehlandschaft in
den vergangenen vier Jahren stärker verändert als in den drei Jahrzehnten
davor. Der ORF habe vor allem mit dem Fortschreiten der Digitalisierung mehr
Konkurrenz als je zuvor. 1998 hätten noch 600.000 Haushalte ausschließlich
ORF 1 und ORF 2 empfangen können, heute seien es nur mehr 9.000. Im selben
Zeitraum sei der Anteil der empfangbaren Programme von 33 auf über 90
angestiegen.
Daneben sei man über die Werbefenster der deutschen Privatsender unter Druck gekommen. 2009 habe der Bruttowerbeerlös der Werbefenster 333 Mio. Euro brutto betragen und sich damit binnen weniger Jahre verdreifacht. Der ORF habe im Vorjahr brutto 295 Mio. Euro Werbeerlöse gehabt.