Biografie

Zagorec: Vom Landvermesser zum Millionär

23.10.2007

Seit 2000 ist Vladimir Zagorec als Bauunternehmer in Österreich tätig. Nun soll er ausgeliefert werden - und sich dort der Strafverfolgung stellen.

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© AFP
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Der seit sieben Jahren in Österreich lebende kroatische Ex-Vize-Verteidigungsminister Vladimir Zagorec soll laut Gerichtsbeschluss vom Dienstag an Kroatien ausgeliefert werden und sich dort der Strafverfolgung stellen. Der 1963 geborene Ex-General ist in nur 15 Jahren vom einfachen Vermessungstechniker zu einem der reichsten Männer seines Landes aufgestiegen. Das Vermögen von Zagorec wird auf mehr als 26 Mio. Euro geschätzt.

Waffenkauf ohne Rechnungen
Blitzschnell kletterte der kroatische General mit der Rekordzahl von Orden (mehr als der verstorbene kroatischen Präsident Franjo Tudjman) die Karriereleiter hoch. Alles begann im Jahr 1993. Damals war er Chauffeur von Ivan Cermak, zu diesem Zeitpunkt Vize-Verteidigungsminister und Hauptlogistiker der kroatischen Armee. Nach einigen Monaten beerbte Zagorec seinen Chef im Amt. Er begann, Ausrüstung für die kroatische Armee zu kaufen; ohne Rechnungen freilich, war der Waffenkauf damals ja wegen eines UNO-Embargos eine illegale Angelegenheit.

Zagorec galt als Vertrauensmann des ersten kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman, nach Medienberichten verfügte er unkontrolliert über Millionenbeträge. Seine Deals soll er meist ohne Zeugen und ohne schriftliche Aufzeichnungen gemacht haben. Noch ist nicht bekannt, wie viel Geld tatsächlich durch Zagorec Hände ging, aber einige Hundert Millionen Euro sollen es schon gewesen sein. Kroatien beschäftigt seit vergangenem Jahr vor allem eine Frage: Wie konnte Zagorec, ein Beamter, so viel Geld verdienen? Ein Koffer voller Diamanten, der ihm 1993 als Pfand ausgehändigt worden sei und seither verschwunden bleibt, könnte die Lösung sein.

Nach Susaks Tod wichtigster Mann
Als zweiter Mann im Verteidigungsministerium hatte Zagorec die Unterstützung des verstorbenen kroatischen Präsidenten und des langjährigen Verteidigungsministers Gojko Susak, der immer wieder als graue Eminenz der kroatischen Politik gilt. Nach dem Tod Susaks wurde Zagorec zum wichtigsten Mann im Ministerium, obwohl er nicht Minister war. HDZ-Präsidumsmitglied Andrija Hebrang musste gar das Verteidigungsministerium verlassen, als er versuchte, Zagorec abzuberufen.

Nach dem Tod Tudjmans und der Niederlage der HDZ (Kroatische Demokratische Gemeinschaft) bei den Wahlen im 2000 musste Zagorec dann doch das Feld räumen. Er legte alle Ämter nieder - und soll der jüngsten Anklage zufolge besagten Koffer nicht retourniert haben. Bis 2001 arbeitete Zagorec in der Firma des Verteidigungsministeriums für Waffenhandel, RH Alan.

Unternehmer-Karriere
Dann folgte offenbar der Aufstieg als Unternehmer. Zuerst gründete der Ex-Militär das Unternehmen Scorpion International in Wien und kaufte ein Haus in Sankt Marein im steirischen Mürztal. 2002 gründet er die Firma PZ Ulaganja, die kroatische Filiale der Firma PZ Investment in Salzburg. Diese Firma investiert kroatischen Medienberichten zufolge in Immobilien in der Umgebung von Dubrovnik.

Auch in Lichtenstein und in der Schweiz gründete Zagorec Firmen. Obwohl sie in verschiedenen Ländern aktiv sind, haben alle Unternehmungen offenbar zwei Gemeinsamkeiten: Alle investieren in Immobilien - und alle scheinen mit der Hypo Alpe Adria Bank verbunden. Die Investitionen, die von Zagorec organisiert wurden, schätzen kroatische Medien auf mindestens 50 Mio. Euro. Geldwäsche-Vorwürfe wies die Kärntner Bank jedoch wiederholt zurück.

Spekulation über Verbindung zu Wlaschek
Auch über Verbindungen zwischen Zagorec und der österreichischen Unternehmer-Familie Wlaschek wurde häufig spekuliert. Nach "profil"-Recherchen dürfte Zagorec Büros just in einem Haus in der Wiener Jasomirgottstraße angemietet haben, das Wlaschek gehört. Auf etwaige geschäftliche Beziehungen angesprochen, meinte Karl Philip Wlaschek gegenüber "profil": "Herr Zagorec wollte mich für Bauträgerprojekte in Kroatien gewinnen. Ich habe abgelehnt." Es habe bis auf einen Termin "keinerlei Kontakt" gegeben.

Im vergangenen Oktober standen die Worte eines Anwalts am Anfang neuer Ermittlungen. Der Verteidiger des wegen Entführung von Zagorec' Sohn verurteilten Hrvoje Petrac, Anto Nobilo meinte: "Als guter Freund (von Zagorec, Anm.) hatte Petrac lange Zeit das Vermögen verwaltet, das General Zagorec als Assistent des Verteidigungsministers illegal erworben hatte." Ein weiterer Prozess gegen Zagorec wurde angestrengt, dann dessen Auslieferung beantragt. Terezija Barbaric, eine von zwei Kronzeuginnen, die Zagorec belasten, befand im Fernsehen: "Ich glaube, dass Zagorec so geendet ist, weil er mit seinen Komplizen nicht geteilt hat."

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