Minimal ist die Zahl der Straftaten in Österreich gestiegen. Rückgänge gab es beim Pkw-Diebstahl. Große Sorge bereitet die Jugendkriminalität.
Die Zahl der Straftaten und auch deren Aufklärung ist in Österreich 2007 minimal gestiegen. Mit 594.240 Delikten wurden gegenüber 2006 um 0,8 Prozent mehr Fälle angezeigt, 39,4 Prozent (plus 0,5 Prozentpunkte) davon konnten gelöst werden. Deutliche Rückgänge wurden vor allem bei Pkw- (minus 21,4 Prozent) und Taschen-Diebstählen (rund minus 15 Prozent) verzeichnet, so die jährliche Statistik des Innenministeriums. Enorme Zunahmen gab es hingegen bei der Jugendkriminalität (plus 15,3 Prozent) sowie bei Sittlichkeitsdelikten (plus 9,6 Prozent), insbesondere der Kinderpornografie .
Die Steigerung der Straftaten hat sich vom Jahresbeginn (Jänner plus 10,8 Prozent) bis Dezember (plus 0,8 Prozent) immer weiter reduziert. 2006 gab es insgesamt 4.745 Anzeigen weniger, eine Aufklärungsquote von über 40 Prozent, die man zuletzt 2002 verzeichnet hatte, wurde 2007 knapp verfehlt. "Das vergangene Jahr hat bewiesen, dass die österreichische Polizei schnell, flexibel und vor allem erfolgreich auf neue Herausforderungen reagiert", kommentierte Innenminister Günther Platter die Zahlen.
Sittlichkeitsdelikte
Zu den Sorgenkindern der Exekutive zählen
die Sittlichkeitsdelikte. Vor allem Straftaten mit Kindern und Jugendlichen
als Opfer weisen rasante Zunahmen auf: Mit 490 Anzeigen haben sich die
Vergehen nach dem Kinderpornografie-Paragraf (207a StGB) im vergangenen Jahr
mehr als verdoppelt. Bei Verbrechen nach dem selben Gesetz, die schwerer
geahndet werden, gab es eine Steigerung von 75 Prozent. Auch bei Fällen von
sexuellem Missbrauch Jugendlicher verzeichnete man ein Plus von 43,9
Prozent.
Jugendkriminalität
Besonders negativ ist die Entwicklung
der Jugendkriminalität, die mit einer Summe von 33.068 Verdächtigen zwischen
14- und 18 Jahren seit 2001 um mehr als 50 Prozent zugenommen hat. In
Salzburg gab es 2007 eine enorme Steigerung um 26,7 Prozent gegenüber 2006.
In fast allen Bundesländern liegen die Zuwächse knapp über 20 Prozent. Ein
Rückgang von 0,1 Prozent wurde lediglich in Wien verzeichnet.
Gefährliche Perspektivlosigkeit
Die Schwerkriminalität bei
den Jugendlichen sei aber nicht gestiegen, betonten zwei Experten aus der
Justiz, die Wiener Jugendrichterin Beate Matschnig und der ehemalige
Jugendgerichtshofspräsident Udo Jesionek. Die Gründe sehen die beiden unter
anderem in fehlenden Perspektiven. Jesionek sieht außerdem immer größere
Probleme bei den Jugendlichen der zweiten und dritten Zuwanderergeneration.
Viele hätten aufgrund mangelnder Schulbildung auch am Arbeitsmarkt kaum
Chancen, was zu einer gefährlichen Perspektivlosigkeit führen könne.
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Aus der täglichen Praxis kann Matschnig dies bestätigen: Über 80 Prozent der Täter hätten keine Arbeit, keine Ausbildung oder seien unter problematischen Umständen aufgewachsen. Viele hätten bereits mit zwölf, 13 Jahren die ersten Drogenerfahrungen gemacht.
Diebstähle
Die Diebstähle gingen in ganz Österreich
insgesamt um 3,6 Prozent zurück, die Zahl der Einbrüche hat sich um 1,1
Prozent reduziert. Die hohe Anzeigezahl beim Diebstahl von Mobiltelefonen
wurde um knapp 6.400 Delikte reduziert. Im Bereich Stalking gab es um 1.671
Fälle mehr als 2006, dies wird auf die Einführung neuer Straftatbestände
zurückgeführt.
Weniger Delikte und eine gesunkene Aufklärungsquote zeigt die Statistik für das Bundesland Wien und die Steiermark. In Kärnten stieg die Zahl der Anzeigen, während die Klärungsrate sank. Positiv ist der Trend hingegen in Salzburg: Die Zahl der Anzeigen ging insgesamt um 0,28 Prozent zurück, geklärt wurden allerdings 11,41 Fälle mehr als 2006.
Beste Quote in Vorarlberg
Die beste Aufklärungsquote von 54,89
Prozent gab es in Vorarlberg, die schlechteste in Wien: Nur 28,8 Prozent der
angezeigten Straftaten wurden geklärt, das ist ein Rückgang von 0,35
Prozent. Neben der Bundeshauptstadt und Salzburg verzeichnete das
Innenministerium in allen Bundesländern eine Rate über der 40 Prozent-Marke.
Politik fordert Maßnahmen
Die Politik forderte Maßnahmen:
Die Situation der Jugendlichen verlange nach Lösungen, so SPÖ-Kinder- und
Jugendsprecherin Laura Rudas. Die Zahl der Verurteilung von Jugendlichen sei
seit Jahren kontinuierlich zurückgegangen, kritisierte die Grüne Jugendsprecherin Barbara Zwerschitz die Interpretation der Statistik.
Wissenschaftliche Studien zum Thema gebe es nicht. Die Toleranz der
Erwachsenen sei scheinbar gesunken, eine Anzeige werde offensichtlich als
Problemlösungsmittel anerkannt.
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Angezeigte Fälle |
2006 |
2007 |
Veränderung in % |
Burgenland |
10.175 |
10.665 |
4,82 |
Kärnten |
31.544 |
32.048 |
1,60 |
Niederösterreich |
84.287 |
86.569 |
2,71 |
Oberösterreich |
75.238 |
80.548 |
7,06 |
Salzburg |
35.880 |
35.781 |
-0,28 |
Steiermark |
65.216 |
62.336 |
-4,42 |
Tirol |
47.695 |
49.196 |
3,15 |
Vorarlberg |
20.845 |
22.406 |
7,49 |
Wien |
218.615 |
214.691 |
-1,79 |
Österreich |
589.495 |
594.240 |
0,80 |
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Geklärte Fälle |
2006 |
2007 |
Veränderung in % |
Burgenland |
5.256 |
5.596 |
6,47 |
Kärnten |
14.744 |
14.661 |
-0,56 |
Niederösterreich |
35.711 |
36.664 |
2,67 |
Oberösterreich |
36.687 |
39.515 |
7,71 |
Salzburg |
12.427 |
13.854 |
11,41 |
Steiermark |
28.110 |
27.333 |
-2,76 |
Tirol |
21.388 |
22.528 |
5,33 |
Vorarlberg |
11.334 |
12.299 |
8,51 |
Wien |
63.770 |
61.871 |
-2,98 |
Österreich |
229.427 |
234.312 |
2,13 |
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Aufklärungsquote |
2006 in % |
2007 in % |
Veränderung in % |
Burgenland |
51,66 |
52,47 |
0,81 |
Kärnten |
46,74 |
45,75 |
-0,99 |
Niederösterreich |
42,37 |
42,35 |
-0,02 |
Oberösterreich |
48,76 |
49,06 |
0,30 |
Salzburg |
34,63 |
38,69 |
4,06 |
Steiermark |
43,10 |
43,85 |
0,74 |
Tirol |
44,84 |
45,79 |
0,95 |
Vorarlberg |
54,37 |
54,89 |
0,52 |
Wien |
29,17 |
28,82 |
-0,35 |
Österreich |
38,92 |
39,43 |
0,51 |