In Landeshauptstädte
Zahl der Kirchenaustritte verdoppelt
10.08.2010
Österreichweit sollen 2010 bisher insgesamt über 57.000 Menschen ausgetreteten sein.
Die Zahl der Kirchenaustritte hat sich in den acht Landeshauptstädten (ohne Wien) im ersten Halbjahr gegenüber den ersten sechs Monaten des Vorjahres mehr als doppelt. In diesen Städten verabschiedeten sich heuer bereits 8.647 Katholiken von der Kirche, im ersten Halbjahr 2009 waren es noch 3.947. Diese Zahlen berichtet der "Standard" unter Berufung auf Angaben der Bezirksverwaltungsbehörden. Die katholische Kirche hat sich nach den Missbrauchsskandalen bezüglich der Austrittszahlen ein Schweigegelübde verordnet und will - wie berichtet - die Statistik entgegen der bisherigen Praxis im August nun erst im nächsten Jänner veröffentlichen.
Genaue Zahlen
In Graz haben heuer bisher schon mehr als doppelt
so viele Katholiken der Kirche den Rücken gekehrt wie im gesamten Vorjahr.
Traten im gesamten Jahr 2009 1.218 Katholiken aus, waren es heuer bis
einschließlich 4. August bereits 2.734 Personen. In Eisenstadt
verabschiedeten sich im Zeitraum von 1. Jänner bis 30. Juni 95 Menschen aus
der Kirchenbank. 2009 entschlossen sich im selben Zeitraum gerade einmal 35
Katholiken zu diesem Schritt. Waren es in Klagenfurt im ersten Halbjahr 2009
noch 446 Austritte, sind es heuer bereits 852. In St. Pölten waren es 565
bis 4. August (gesamt 2009: 422) und in Innsbruck im ersten Halbjahr 2010
1.188 (Halbjahr 2009: 599). In Linz wurde die Halbjahresmarke aus dem
Vorjahr - die angesichts der Diskussion um den Beinahe-Weihbischof Gerhard
Maria Wagner bereits bei 1.373 Austritten sehr hoch lag - bis 30. Juni mit
1.748 Austritte noch einmal übertroffen. In der Stadt Salzburg stieg die
Zahl der Austritte von 828 des Vorjahres auf heure bereits 1.273. In Bregenz
kehrten im Vorjahr gesamt 520 Personen der Kirche den Rücken, in der ersten
Jahreshälfte 2010 waren es bereits 1.139.
Als einzige Landeshauptstadt Österreichs gab man beim Magistrat Wien keine Kirchendaten preis. Den Trend gibt es laut Experten aber nicht nur in Wien sondern auch im ländlichen Raum. Schätzungen zufolge dürften in Österreich im ersten Halbjahr insgesamt über 57.000 Menschen der römisch-katholischen Kirche den Rücken gekehrt haben.