Fahrt nach Nirgendwo
Zogajs haben noch kein Zuhause im Kosovo
04.07.2010
Die Flüchtlingsfamilie kennt ihr Reiseziel noch nicht. Ein Job für die Mutter ist angesichts von 70 % Arbeitslosigkeit eher aussichtslos.
Die Betreuer der Familie Zogaj sind besorgt, was eine Rückkehr in den Kosovo angeht. "Leute, die zurückkommen, werden oft als Menschen zweite Klasse behandelt", so Christian Schörkhuber von der Volkshilfe am Samstag bei der Benefiz-Veranstaltung in Frankenburg (Bezirk Vöcklabruck). Pfarrer Josef Friedl will die Familie aus Sicherheitsgründen "eher in einer Stadt, wo es anonymer ist" unterbringen. "Gerade die Mutter hat große Angst."
"Die Kleinen verstehen das nicht"
"Überall stehen
Koffer herum, sie wissen nicht, was sie alles mitnehmen sollen und was
nicht", schilderte Schörkhuber die Situation bei den Zogajs. Eine Unterkunft
im Kosovo gebe es noch nicht, man sei im Gespräch mit den dortigen Behörden.
"Der Mutter geht es sehr schlecht, die Kleinen wissen nicht, warum sie
wegmüssen", beschrieb Friedl die Verfassung seiner Schützlinge. Arigona
zeige sich nach außen stark, aber sie weine viel.
Noch keine neue Bleibe
Im Kosovo werde er die Familie weiter
unterstützen, versprach Friedl. Er hat ein Spendenkonto (Kto.Nr. 2424042,
BLZ 34710, Kennwort "Arigona", lautend auf Josef Friedl) eingerichtet. Wo
die Zogajs im Kosovo unterkommen, sei noch völlig unklar. Was einen Job
angeht, sieht der Pfarrer ebenfalls schwarz - "bei 70 Prozent
Arbeitslosigkeit". Die beiden älteren Brüder Arigonas hätten es in zwei
Jahren nicht geschafft.
Familie will legal zurück
Die Familie sei "fest
entschlossen, auf legalem Weg zurückzukommen", so Schörkhuber. "Die Chancen
sind groß, obwohl die Voraussetzungen hoch sind", ist er vorsichtig
optimistisch. Für die Aufbringung der nötigen finanziellen Mittel und für
eine Unterkunft sei gesorgt, der ehemalige Arbeitgeber von Nurie Zogaj würde
sie jederzeit wieder einstellen, wenn sie nach Österreich zurückkäme,
berichtete der Volkshilfe-Betreuer. Allerdings: "Würde es nicht um den Namen
Zogaj gehen, gäbe es wahrscheinlich weniger Probleme."
"Typisch österreichische Lösung"
Die Grüne
Menschenrechtssprecherin Alev Korun, die ebenfalls zum "Fest für Arigona,
Albin und Albona" nach Frankenburg gekommen ist, sieht gute Chancen für die
Rückkehr der Familie nach Österreich. Ihrer Ansicht nach würden die Kinder
die Voraussetzungen für Schülervisa erfüllen und die Mutter könne mit einer
Einstellungszusage als Saisonarbeitskraft wiederkommen. Leider sei das keine
Dauerlösung, sondern "wieder eine typisch österreichische Lösung". Die
Zogajs seien zum Symbol geworden für "Gesetze, die unnötigerweise Leid
produzieren".
Grüner Antrag im Parlament
Die Grünen wollen daher kommende
Woche einen Antrag im Parlament einbringen, wonach Asylwerber nach fünf
Jahren Bleiberecht bekommen, wenn ihr Verfahren unverschuldet so lange
gedauert hat oder sie Kinder in Ausbildung haben.
"Hoffe, dass du bald wiederkommst"
"Ich hoffe, dass du
bald wiederkommst." Das hat der ehemalige Banknachbar von Albin Zogaj (11)
seinem Freund in einem Brief geschrieben, der beim Fest vorgelesen wurde.
Laut der organisierenden Kulturinitiative "kulimu" kamen 250 Leute zu der
Veranstaltung zugunsten der Familie.
"Stimmung nicht so gut für Zogajs"
Viele Besucher
kamen nicht aus Frankenburg, sondern aus der Umgebung. Im Ort sei die
Stimmung "nicht so gut für die Zogajs", sagte ein Gast. "Genau deshalb bin
ich gekommen, um ein Zeichen zu setzen", bekräftigt ein älterer
Gemeindebürger. Zogaj-Betreuer Pfarrer Josef Friedl hingegen, brach eine
Lanze für die Bevölkerung: "Ich werde von vielen Frankenburgern unterstützt,
aber die sind immer sehr leise."
Prominente blieben fern
Die Zogajs selbst kamen nicht, sondern
ließen ausrichten, sie freuen sich über das Fest, würden aber den Rummel
nicht verkraften. Ähnlich ging es offenbar einigen Promis: Franzobel hatte
der Hitzschlag erwischt und Gerhard Haderer, der eine Karikatur versteigern
lassen wollte, habe kurz vor Beginn per SMS mitgeteilt, er sitze im Ausland
fest, hieß es. maschek und Kurt Palm unterhielten das Publikum per
Zuspielung, Erwin Steinhauer schickte eine Grußadresse.
"Alle wollten mit ihr befreundet sein"
Sozialkritisches
von Liedermacher-Legende Sigi Maron gab es live. Auch die Wiener Sängerin
Mary Lamaro, das Akustik-Trio "Chords 'n' Coffee", der georgische Pantomime
David Chuntschukatschwili und die Coverband "Smart Love Junkies" standen auf
der Bühne des "Preunerwirts". Ebenfalls mit dabei waren die frisch
gebackenen Showtanz-Weltmeister von der "Expression Dance Company".
Tanzschulleiterin Karin Burgstaller erinnert sich noch gut an Arigona, die
einst selbst bei ihr trainiert hat: "Alle wollten mit ihr befreundet sein."