Wiener Wahlkampf
"Zwei durchgeknallte Testosteronbomber"
27.08.2010
Die Wiener ÖVP-Chefin Christine Marek bezeichnet so ihre Mitstreiter, SPÖ-Chef Michael Häupl und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache.
Der laufende Schlagabtausch zwischen Wiens SPÖ-Chef Michael Häupl und seinem FPÖ-Pendant Heinz-Christian Strache um die Bezeichnung "Islamistenpartei" und den Vorwurf des Nazi-Jargons treibt nun auch ÖVP-Spitzenkandidatin Christine Marek auf die Palme: "Die Leute kotzt das an, und auch mich kotzt das unglaublich an." Anstelle von brennenden Sachthemen werde hier eine "völlig hirnlose Scheindebatte" geführt, verschärft Marek ihre Wortwahl: "Schon bevor der Wahlkampf überhaupt angefangen hat, sind bei SPÖ und FPÖ die Sicherungen durchgebrannt."
"Zwei Testosteronbomber"
"Hier agieren zwei
Hitzköpfe, die Wien spalten", beschied sie ihren beiden
Mitbewerbern. Die Gefahr bestehe, wenn der weitere Wahlkampf ähnlich
verlaufe, dass die Nichtwähler die größte Gruppe stellen werden. Deshalb
werde man sich als Volkspartei um Sachthemen wie die Bildung kümmern und
nicht "um zwei Testosteronbomber, die völlig durchgeknallt sind".
Um den Kindern Werte wie Leistung und Disziplin zu vermitteln, müssten etwa die als "Pavillons" verbrämten Containerklassen beseitigt werden: "Ich fühle mich verarscht, wenn ich permanent von Pavillons lese, die eigentlich Container sind."
SPÖ und FPÖ bedenken Marek mit Hohn
Mit Hohn reagieren
SPÖ und FPÖ auf Mareks Kritik. "Aus den ziemlich deftigen Worten Mareks
spricht einerseits Frustration über den missglückten schwarzen
Wahlkampfstart, andererseits ist diese Wortmeldung auch aufschlussreich:
Denn wenn die Wiener ÖVP-Obfrau von einer 'hirnlosen Scheindebatte' rund um
den 'Blut und Boden'-Wahlkampf der FPÖ spricht, dann verharmlost sie ein
zutiefst ernstes Thema", findet SPÖ-Landesparteisekretär Christian Deutsch.
Sie selbst habe oft genug rechtslastige Töne angeschlagen, so Deutsch.
Offensichtlich werfe sie die Nerven weg.
"Anzeige wegen Stalkings"
Auch FPÖ-Landesparteisekretär
Hans-Jörg Jenewein greift zu Spott über die konservative Konkurrenz: "Sie
ist leider nur die Karikatur einer Oppositionspolitikerin, ihr Feldzug in
eigener Sache eigentlich zum Kotzen." Das Vorgehen der ÖVP spiele der
Häupl-SPÖ in die Hände: "Wenn die Christl aus dem Allgäu das Büro von
Bürgermeister Häupl noch länger belagert und mit peinlicher Penetranz um den
Vizebürgermeister-Posten nach der Wahl winselt, wird sie bald eine Anzeige
wegen Stalkings am Hals haben."