Der vorbestrafte Pädophile klagte gegen seinen Rauswurf – und bekam Recht. Politik und Schulbehörde verstehen die Welt nicht mehr.
Unglaublich, aber leider wahr: Wenn morgen in Oberösterreich die Schule beginnt, wird ein rechtskräftig verurteilter Pädophiler als Lehrer auf die Kinder losgelassen. Die Emotionen gehen hoch: „Wir werden sicher dagegen arbeiten, wenn wir erfahren, an welcher Schule der Lehrer tätig werden soll“, so Kurt Süß, Landesverbands-Präsident der Elternvereine.
Klagsdrohung. Das wird aber gar nicht so einfach: Denn der Pädagoge droht jedem, der seine Neigungen öffentlich macht, mit sofortiger Klage. Daher konnte Landesschulrats-Präsident Fritz Enzenhofer nur die Schulaufsicht und den betroffenen Direktor informieren. Die Lehrerkollegen und Elternvertreter dürfen die Identität des Sex-Lehrers nicht kennen.
Damit wird in jeder Schule, in der morgen ein ausgebildeter Hauptschullehrer mit den Fächern Mathematik, Physik und Chemie und Wohnsitz im Bundesland Salzburg neu zum Unterricht erscheint, Unbehagen mitschwingen. Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) sagt, er verstehe die Proteste der Eltern. Das Recht stehe aber aufseiten des Lehrers (siehe Interview).
Kinderporno
Der Mann war 2006 in Salzburg rechtskräftig zu einer bedingten Haft verurteilt worden, weil er wiederholt Kinderpornos aus dem Internet runtergeladen hatte. Danach übersiedelte er beruflich nach Oberösterreich, verschwieg aber seine Verurteilung. Als sie aufflog, wurde er zuerst suspendiert und einige Wochen später gekündigt.
Das Arbeitsgericht hob jedoch die Kündigung wieder auf. Enzinger und Pühringer können nur dafür sorgen, dass er nicht mit Kindern unter 14 Jahren in Berührung kommt.
Pühringer: »Ich verstehe die Proteste der Eltern«
ÖSTERREICH: Was kann man in so einem Fall tun?
Josef Pühringer: Ich verstehe die Proteste der Eltern, aber dem Landesschulrat sind die Hände gebunden. Das Recht ist einfach klar auf der Seite dieses Lehrers. Aber natürlich wird beim Landesschulrat fieberhaft überlegt, was möglich ist. Bisher wurde mir aber noch kein Vorschlag unterbreitet, der rechtskonform wäre.
ÖSTERREICH: Könnte man dem Lehrer nicht einen Job fern von Kindern anbieten?
Pühringer: Ein Job in der Verwaltung käme einer Beförderung gleich, da würde er auch mehr verdienen. Das würde hinten und vorne auch nicht zusammenpassen.(hij)