In ganz Österreich

Polar-Lichtershow geht in zweite Runde

11.05.2024

Nachdem gestern ein Sonnensturm über Österreich Polarlichter erkennen ließ, sind auch heute hierzulande wieder Licht-Spektakel zu beobachten. 

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Von Vorarlberg bis ins Burgenland färbte sich gestern der Himmel vielerorts purpur bis grün. Grund dafür war ein massiver Sonnensturm, der selbst in Österreich viele Menschen Polarlichter sehen ließ. Und auch heute sind wieder derartige Lichtershows zu sehen (gewesen). Vor allem an der Alpennordseite hat das Naturspektakel viele in seinen Bann gezogen. Hier sind einige der imposantesten Aufnahmen:

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Extremster Sonnensturm seit 20 Jahren 

Der erste extreme Sonnensturm seit ca. 20 Jahren hat in vielen Erdteilen für beeindruckende Polarlichter am Himmel gesorgt - auch in Österreich. Das Phänomen erreichte die Erde am Freitag und hält nach Einschätzung der Wetter-und Ozeanografiebehörde der USA (NOAA) während des Wochenendes an. Auch in Österreich sollten die Sichtbedingungen in der Nacht auf Sonntag laut Geosphere Austria "wieder ganz gut sein". Internationale Experten warnten vor Beschädigungen an Stromnetzen.

   Internet-User in vielen Ländern posteten Fotos vom pink-grün erleuchteten Nachthimmel. Auch in Wien und den weiteren Bundesländern war das Farbspektakel zu sehen, ebenso wie in anderen Ländern Mitteleuropas. In Amerika konnte das Phänomen unter anderem in den USA, Chile und Argentinien bestaunt werden. Auch in Australien und Neuseeland veröffentlichten begeisterte User Fotos der Polarlichter.

   "Die meisten Beobachter haben in Österreich noch nie vorher so spektakuläre Nordlichter gesehen", betonte Michael Jäger, Obmann des Astronomischen Zentrums Martinsberg in Niederösterreich, gegenüber der APA. Bis weit nach Mitternacht habe der Sonnensturm für einen farbenfrohen Nachthimmel gesorgt. "Die Polarlichtaktivität dauerte mit Schwankungen in der Intensität die gesamte Nacht an", berichtete auch der Obmann Astronomischer Arbeitskreis Salzkammergut von der Sternwarte Gahberg, Erwin Filimon. "Neben den zumeist in unseren Breiten sichtbaren roten Polarlichtstreifen konnten auch die seltener zu sehenden grünen Polarlichterscheinungen beobachtet werden."

Nordlichter: "Aurora Borealis" 

   Die geomagnetische Störung ist weiterhin aktiv und somit könnte es auch in der Nacht auf Sonntag weitere sogenannte Nordlichter ("Aurora Borealis") geben, teilte Geosphere Austria auf Instagram und Facebook mit. Eventuelle weitere Lichter sollten sich Hobbyastronomen auf keinen Fall entgehen lassen, sagte der Weltraumphysiker der Universität im englischen Reading, Mathew Owens: "Ich rate Ihnen, gehen Sie heute Nacht nach draußen und schauen, denn wenn man die Aurora sieht, ist das eine ziemlich spektakuläre Sache."

   Brent Gordon von der NOAA riet dazu, Fotos zu machen, selbst wenn die Lichter nicht zu erkennen sein. "Wenn Sie mit einem neueren Handy fotografieren, werden Sie erstaunt sein, was Sie zu sehen bekommen und was vom bloßen Auge nicht erfasst wird", sagte er.

   Bei einem Sonnensturm handelt es sich um "Explosionen von energiereichen Teilchen und Magnetfeldern, die von der Sonne ausgehen", erklärte Shawn Dahl vom US-Weltraumwettervorhersagezentrum (SWPC), das der NOAA angegliedert ist. Der Sonnensturm war Freitag als "extrem" eingestuft worden - zuletzt war diese Kategorie nach NOAA-Angaben im Oktober 2003 bei den sogenannten Halloween-Stürmen erreicht worden. Damals kam es demnach in Schweden zu Stromausfällen, in Südafrika wurden Transformatoren beschädigt.

Störungen vielerorts aufgetreten

   GPS, Stromnetze, Raumschiffe, Satellitennavigation und andere Technologien könnten auch beim aktuellen Sonnensturm beeinträchtigt werden, teilte die NOAA mit. Aufgrund möglicher Störungen durch Veränderungen des Erdmagnetfeldes empfahlen Behörden Satelliten- und Strombetreibern sowie Fluggesellschaften, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Das SWPC in den USA riet Bürgerinnen und Bürger dazu, sich vorsichtshalber mit Batterien oder Generatoren zu versorgen. Die Experten wiesen aber daraufhin, dass der Sonnensturm wenn, dann vor allem Hochstromleitungen beeinträchtigen könnte. Elon Musk, dessen Starlink-Netzwerk rund 5.000 Satelliten in einer niedrigen Erdumlaufbahn betreibt, teilte auf X mit, die Satelliten ständen unter großem Druck, hielten aber bisher Stand.

   Chinas Nationales Zentrum für Weltraumwetter gab nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua am Samstag eine Einstufung in die "Alarmstufe Rot" aus. Das Zentrum warnte demnach, dass der Sturm über das Wochenende anhalten werde und sich in den meisten Gegenden des Landes auf die Kommunikation und Navigation auswirken werden.

Das Carrington Event von 1859

   Der stärkste bisher gemessene geomagnetische Sturm wurde 1859 gemessen und ging als Carrington Event in die Geschichte ein, benannt nach dem britischen Astronomen Richard Carrington. Es hatte große Beeinträchtigungen des Telegrafen-basierten Kommunikationsnetzes zur Folge, setzte Telegrafen in Brand und verpasste Arbeitern Stromschläge.

   Ursprungsregion der Sonnenstürme ist den NOAA-Experten zufolge ein großer, komplexer Sonnenfleckcluster, der etwa 17-mal so groß wie der Durchmesser der Erde sei - dieser ist so groß, dass er mit bloßem Auge ohne Teleskop zu sehen ist. Wer noch einen Blick erhaschen will, sollte aber unbedingt einen Schutz wie zum Beispiel eine Sonnenfinsternisbrille nutzen.
 

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