Pröll im Interview

"Zu Andreas Khol ist alles gesagt"

20.01.2007

Die ÖVP soll sich nicht auf Kernthemen beschränken, meint Josef Pröll. Die Homo-Ehe will er trotzdem mit der klassischen Ehe nicht gleichstellen.

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ÖSTERREICH: Sie sagen, die VP muss bunter und offener werden. Ist sie jetzt engstirnig?
Josef Pröll: Die Parteihat eine breite Basis. Aber wir müssen auch neue Themen ansprechen, den Kontakt mit der Basis pflegen und vielen zuhören, die uns nicht so nahestehen. Das haben wir in letzter Zeit nicht so gepflegt.

ÖSTERREICH: Ihr Onkel Erwin Pröll hat dem früheren Nationalratspräsidenten Andreas Khol Engstirnigkeit vorgeworfen. Schließen Sie sich diesem Urteil an?
Pröll: Ich werde mich hüten, Einzelne zu punzieren oder abzuqualifizieren. Wo ich mich anschließe, ist, dass Personen, die sich nur auf ganz wenige Kernthemen beschränken und nicht bereit sind, eine offene Diskussion zuzulassen, auf Dauer in der ÖVP unter Druck kommen werden.

ÖSTERREICH: Und das trifft auf Andreas Khol zu?
Pröll: Zu Andreas Khol ist alles gesagt. Ich jedenfalls setze ganz bewusst auf etwas, was Manche vielleicht für nicht so klug halten, etwa mit NGOs in Kontakt zu treten, weil es bereichernd ist.

ÖSTERREICH: Zurück zum Thema breit und bunt. Ansätze dazu gab es in der ÖVP schon öfter, zuletzt mit dem "Alpbach-Prozess". Warum soll es diesmal funktionieren?
Pröll: Jeder dieser Versuche hat uns weitergebracht. Aber jede große Volkspartei hat in regelmäßigen Abständen eine Reflexionsphase nötig.

ÖSTERREICH: Was sind die inhaltlichen Schwerpunkte der Reformdiskussion?
Pröll: Eckpunkte sind die Fragen Bildung, Arbeits- und Wirtschaftsstandort in einer globalisierten Welt sowie Gesellschaft.

ÖSTERREICH: Der ÖVP wird ihr Nein zur Gesamtschule vorgeworfen. Sollte man hier offener und breiter werden?
Pröll: Ich habe Kinder im schulpflichtigen Alter. Und ich bin froh, dass es einen bunten Mix an Möglichkeiten für sie gibt. Von einem Zwangssystem halte ich überhaupt nichts. Wichtiger als das System sind aber ohnehin die Bildungsziele.

ÖSTERREICH: Die ÖVP hatte immer auch Schwierigkeiten mit neuen Formen des Zusammenlebens.
PRÖLL: In der privaten Aufstellung ist sehr viel möglich geworden. Das ist eine Lebenswelt, die da ist und zu akzeptieren ist. Ich bekenne mich total dazu, dass in der ÖVP Platz für Menschen sein muss, die außerhalb der Ehe andere Lebensentwürfe für sich entwickeln.

ÖSTERREICH: Sollte es da bessere rechtliche Möglichkeiten geben?
PRÖLL: Wir werden das diskutieren müssen: Wo genau sind sie benachteiligt? Und wie können wir im Interesse der Kinder rechtliche Antworten geben?

ÖSTERREICH: Ein Tabu waren in der ÖVP immer auch eingetragene Partnerschaften.
PRÖLL: Sie werden sehen, dass in der Gruppe alles diskutiert werden kann.

ÖSTERREICH: Auch mehr Rechte für Homo-Paare?
PRÖLL: Auch das. Aber dass die Homo-Ehe am Ende mit einer klassischen Ehe gleichgestellt wird, damit rechne ich nicht.

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