Der SK Rapid kämpft am Freitag zum Auftakt der 29. Bundesliga-Runde gegen SV Ried um den Anschluss an Spitzenreiter Salzburg. Mit einem Punkteverlust in Oberösterreich würden sich die ohnehin nur noch kleinen Titelhoffnungen noch einmal verringern, schließlich könnten die Mozartstädter dann ihren Vorsprung von sechs Zählern am Samstag auswärts gegen Schlusslicht Austria Kärnten weiter ausbauen.
Mit diesem Szenario will Trainer Peter Pacult seine Mannschaft bei der Besprechung aber erst gar nicht konfrontieren. "Wenn ich so in ein Spiel gehe, gebe ich ja schon etwas Negatives vor", meinte der Wiener, dem große Personalsorgen plagen. Yasin Pehlivan, Veli Kavlak und Hamdi Salihi fehlen verletzungsbedingt, auch der erkrankte Andreas Dober und der gesperrte Markus Heikkinen stehen nicht zur Verfügung.
Dennoch gab sich Pacult optimistisch. Seiner Truppe sei ein Sieg zuzutrauen, immerhin seien die vergangenen drei Liga-Partien gewonnen und die jüngsten sechs nicht verloren worden. "Und wer von den drei Europacup-Startern bringt schon spielerisch diese Leistungen wie im Herbst?", fragte sich der 50-Jährige.
Die Rieder sind für Pacult zuletzt unter ihrem Wert geschlagen worden. "In gewissen Spielen haben sie unglücklich nicht voll gepunktet. Zu Hause fehlt ihnen vielleicht ein bisschen der Glücksmoment, aber das heißt nicht, dass diese Mannschaft daheim nicht einen guten Fußball spielen kann."
Guten Fußball sah man von Rapid zuletzt eher selten, was nach dem Cup-Out in Klagenfurt auch manche Anhänger zur Weißglut brachte. Ein deshalb kurzfristig arrangiertes Gespräch unmittelbar nach dem Match zwischen Pacult und Fan-Vertretern in der Rapid-Kabine im Wörthersee-Stadion wollte der Trainer nicht überbewerten. "Warum sollen sie nicht in die Kabine kommen? So etwas wird es woanders auch schon gegeben haben", vermutete Pacult.
Sein Kapitän Steffen Hofmann bezeichnete dieses Ereignis als "außergewöhnlich". Eine zu wichtige Rolle wollte der Deutsche den Anhängern allerdings nicht bescheinigen. "Bei Rapid sind die Fans mehr eingebunden und haben mehr Möglichkeiten als bei anderen Vereinen, aber sie geben auch mehr", meinte der Mittelfeldspieler. "Außerdem ist ein Gespräch besser als unkontrollierte Aktionen."
Diskussionen lösten auch Hofmanns jüngste Darbietungen aus - Spekulationen über mögliche Leistungsschwankungen sieht der 29-Jährige jedoch gelassen. "Ich habe wahrscheinlich schon besser gespielt, aber in dieser Saison auch schon 14 Tore geschossen. Wenn das eine Formkrise ist, hätte ich sie gerne nächstes Jahr wieder."
Das Tief der Rieder lässt sich hingegen an Zahlen festmachen. In den vergangenen zwölf Liga-Partien schaute nur ein Sieg heraus, weswegen für Ried-Betreuer Paul Gludovatz trotz des Heimvorteils die Rollen klar verteilt sind. "Rapid ist nicht nur Favorit, sondern auch stärker unter Zugzwang."
Die vergangenen Saison beendeten die Oberösterreicher noch ohne Heimniederlage, in diesem Spieljahr gingen sie vor eigenem Publikum bereits fünfmal als Verlierer vom Platz. "Unser großes Ziel ist es, uns wieder eine Heimstärke zu erarbeiten", betonte Gludovatz. Der Burgenländer könnte angesichts der jüngsten Misserfolge von seiner 3-3-3-1-Taktik abgehen und auf ein 4-3-3-System setzen.