Billig statt Luxus: Während teure Hotels leer bleiben, boomen Billigketten.
Während in Luxushotels viele Zimmer leerbleiben, boomen die Budgethotels. Europas größter Hotelkonzern Accor, zu dem Marken wie Ibis, Sofitel oder Mercure gehören, will einen Großteil seiner neuen Hotelzimmer im Niedrigpreis-Segment eröffnen. 2009 waren von 27.000 neuen Zimmern der Hotelgruppe bereits mehr als 80 Prozent Economy- oder Mittelklassezimmer. Nicht nur in Deutschland wird die Hotelgruppe künftig mit Motel One um attraktive Grundstücke für neue Häuser konkurrieren. Im Laufe des heurigen Jahres eröffnet Motel One in Salzburg und Wien die ersten Häuser außerhalb Deutschlands - Paris und London sollen folgen.
Budget-Hotels boomen
Billig fliegen, billig schlafen: Der Boom der günstigen Flüge hat den deutschen Hotelmarkt bereits auf den Kopf gestellt. Wer am Wochenende für weniger als 100 Euro von München nach Berlin fliegt, will nicht das Doppelte für eine Übernachtung bezahlen. "Budget-Hotels sind klar im Aufwind", sagt eine Sprecherin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes. Selbst Geschäftsreisende, die früher im 4-Sterne-Hotel übernachteten, checken immer häufiger in günstigeren Unterkünften ein.
Zu den großen Gewinnern dieser Entwicklung gehört die Hotelkette Motel One. Vor elf Jahren hat der Hotelier Dieter Müller zusammen mit einem Geschäftspartner die Kette mit Sitz in München gegründet, heute gehört sie mit mehr als 30 Hotels und 6.110 Zimmern zu den Top Ten der Budget-Branche. "Das Sterne-Denken ist bei vielen Gästen nicht mehr da", sagt der Unternehmer.
Günstig plus Design
Anders als viele andere Niedrigpreis-Hotels wirbt Motel One nicht nur mit sauberem Bett und Bad um Gäste, sondern auch mit Design. Empfangen werden sie in den Zimmern und in der Lobby von lodernden Flammen auf dem Monitor, ihr Frühstück nehmen sie statt im Speisesaal in Ledersesseln in der Lobby ein. "Es geht um ein Stück Behaglichkeit", sagt Müller. In wenigen Wochen eröffnet Motel One sein neues Aushängeschild am Hauptbahnhof von Berlin mit mehr als 500 Zimmern. "Das wird unser größtes Haus."
Auch in München, Dresden und Hamburg hat er in den vergangenen Monaten neue Hotels gebaut und der Konkurrenz mit Preisen von rund 70 Euro für ein Doppelzimmer Gäste abgejagt. "Geliebt werde ich in der Branche wohl nicht", sagt der 57-Jährige, der sich in den vergangenen Jahren zum Millionär hochgearbeitet hat. Er begann seine Laufbahn als Angestellter bei Novotel und arbeitete bis 1987 beim Hotelkonzern Accor, bevor er mit einem Partner die Hotelkette Astron gründete und nebenbei Motel One aus der Taufe hob. "Uns war damals nicht klar, dass wir mit günstigen Designhotels so einen Wurf landen würden."
Astron wurde 2002 an die spanischen NH Hotels verkauft, mit Motel One hat Müller aber noch viel vor: Derzeit sind weitere 16 Häuser in deutschen Großstädten bereits im Bau. Bis zum übernächsten Jahr rechnet er mit 47 Hotels und 11.000 Zimmern. Im vergangenen Jahr hat sich das stürmische Wachstum ausgezahlt.
Der Umsatz stieg von 55 auf 91 Mio. Euro, der Vorsteuergewinn lag mit gut 18 Millionen mehr als doppelt so hoch wie 2009. Zu verdanken hat Motel One dies vor allem der starken Auslastung der Hotels, die mit durchschnittlich 71 Prozent deutlich über dem Branchenschnitt lag. Die vergleichsweise günstigen Preise kann Motel One nach Worten von Müller vor allem dank der recht kleinen Zimmergröße von 16 Quadratmetern halten, die aber alle mit Flachbildschirm, Granitbad und offener Dusche ausgestattet sind.
Verlässlicher Standard
Ein verlässlicher Standard ist aus Sicht von Tourismusexperten gerade im Budget-Bereich unverzichtbar. Das gelingt den Hotelketten am Besten, denn wer im Ibis, Etap oder Motel One eincheckt, will keine Überraschungen. Er weiß, was ihn im Zimmer erwartet, wo die Kleiderbügel hängen, wie die Klimaanlage funktioniert - und kommt genau deshalb immer wieder. "Ein profilloses 3-Sterne-Haus hat es da schwer am Markt", sagt die Dehoga-Sprecherin. Der Trend zum günstigen Übernachten wird sich aus ihrer Sicht fortsetzen.