Gefahr, dass Lebensmittel, die im Urlaubsort konsumiert wurden, ein Risiko für Mensch und Tier in Österreich sein können, wird unterschätzt.
Fleisch aus Israel für die Beschneidungsfeier in Österreich, getrocknete Tintenfische aus Laos, Bushmeat aus Afrika oder Jagdtrophäen - für die Zollfahnder am Flughafen Wien-Schwechat beginnt jetzt die "heiße" Zeit. "Jänner, Februar und März, wenn die Leute Fernreisen machen, haben wir besonders viele Aufgriffe", sagte Robert Geschina, Zoll-Teamleiter am Flughafen in Wien. Hauptaufgabe der Fahnder: Geschmuggelte Lebensmittel oder Tiere aus dem Verkehr ziehen, bevor sie zur Gefahr für Menschen oder Tiere in Österreich werden - nicht zuletzt wegen der Seuchengefahr.
Tierkrankheiten und Seuchen
Veterinäre Grenzkontrollen werden
tagtäglich durchgeführt. Interessant für die Öffentlichkeit werden sie
freilich dann, wenn etwas passiert: Beim Auftreten von Tierkrankheiten und
Seuchen. Österreich zählt was die Tiergesundheit anlangt zu einem der
sichersten Länder, sagte Ulrich Herzog, Bereichsleiter für
Verbrauchergesundheit im Gesundheitsministerium bei einer Pressekonferenz
anlässlich der "European Veterinary Week".
Einschleppen von Krankheiten
Sehr wohl ein Thema sei aber das
Einschleppen von Krankheiten im Koffer, meinte Gerhard Marosi vom
Finanzministerium. Oft passiere das unbewusst. Die Gefahr, dass
Lebensmittel, die im Urlaubsort konsumiert wurden, ein Risiko für Mensch und
Tier in Österreich sein können, wird von Reisenden oft unterschätzt.
Scharf geprüft
Mit 20 Millionen Passagieren, die 2008 den
Flughafen Wien bereisen, ist der Rahmen, den die Zöllner nur an diesem Ort
zu prüfen haben, relativ groß. Flüge aus Risikoländern, wo Tierseuchen
herrschen, werden besonders scharf geprüft. Mit Röntgengeräten werden die
Gepäckstücke auf organisches Material gescannt. Seit Anfang 2006, mit der
Bedrohung der Geflügelpest, wurden die Kontrollen intensiviert. Für die
Auffindung exotischer Tiere werden spezialisierte Artenschutzhunde
eingesetzt. Mit Erfolg, wie die Zollverantwortlichen meinen. "Die Zahl der
Aufgriffe ist seit drei bis vier Jahren rückläufig", sagte Geschina.
18 Tonnen aus dem Verkehr gezogen
Wurden im Jahr 2006 am
Flughafen Wien knapp 18 Tonnen als Risikomaterial eingestufte Lebensmittel
aus dem Verkehr gezogen, waren es 2007 nur mehr knapp acht Tonnen und im
ersten Halbjahr 2008 rund 1,7 Tonnen. Die größte Menge an konfiszierten
Waren machen Käse und andere Milchprodukte aus, gefolgt von
Fleischprodukten, sonstigen tierischen Erzeugnissen, Fisch und Geflügel.
Die meiste beschlagnahmte Ware kommt aus der Türkei, gefolgt von Ägypten, China und Israel. "Am wenigsten kommt aus den asiatischen Ländern", meinte Geschina.
Schmuggel von Tieren
Stark rückläufig sei auch der Schmuggel von
Tieren. Immer wieder finden die Zöllner Reptilien, Papageien, Kakteen,
Skorpione, Geckos, kleinere Schlangen und Vogelspinnen. "Derzeit liegen wir
aber bei zehn bis 20 Tiere im Jahr", sagte Geschina. Neben verstärkten
Kontrollen dürften aber auch Direktflüge der Grund sein, dass Schmuggler mit
der Ware nicht in Wien zwischenlanden müssen und dadurch die Zahl der
Aufgriffe am Flughafen in Schwechat zurückgehen.
Konfiszierte Lebensmittel werden als Risikomaterial deklariert und in der Müllverbrennungsanlage Spittelau verbrannt. Aufgegriffene Tiere werden entweder in den Tiergarten Schönbrunn, Herberstein oder in das Haus des Meeres gebracht. Nicht selten kommt es aber vor, dass in den heimischen Tiergärten gar kein Futter für die "Exoten" vorhanden ist. Geckofutter musste kürzlich aus der Schweiz bestellt werden, schilderte Geschina die Problematik. In den seltensten Fällen werden die Tiere eingeschläfert.