Sicherheitsmängel
Gefährliche Fähren in Griechenland
30.07.2009
Fast jedes dritte Schiff fiel bei deutschem ADAC-Test durch. Prüfer negativ überrascht.
Mürbe Löschschläuche, mit Farbe verklebte Hydranten und nicht einsatzbereite Rettungsboote: Beim Sicherheitstest des ADAC für Fähren in Griechenland ist beinahe jedes dritte Schiff durchgefallen. Bei 14 geprüften Fähren vergab der Automobilclub einmal die Note "sehr mangelhaft" und drei mal "mangelhaft", wie er am Donnerstag in München mitteilte. Allerdings schnitten auch eine Fähre "sehr gut" und fünf "gut" ab.
Sicherheitsmängel
Im östlichen Mittelmeer seien immer noch
zu viele alte Schiffe mit Sicherheitsmängeln unterwegs, kritisierte der
Automobilclub. "Wir waren überrascht, dass wir so viele Schiffe gefunden
haben, die richtig schlecht waren", sagte Testleiterin Sabine Zuschrott.
"Dass so was in europäischen Gewässern noch rumfahren darf, hat uns schon
erstaunt." Der Test sei im Vergleich zu den vergangenen Jahren schlecht
ausgefallen. Offenbar sei in Griechenland inzwischen wieder der Schlendrian
eingekehrt.
Schlechte Wartung
Gerade die älteren Schiffe würden schlecht
gewartet, sagte Zuschrott. Teilweise werde mehrfach mit Farbe über Hydranten
und Brandschutzklappen gestrichen, so dass diese völlig verklebt und nicht
mehr einsatzbereit seien. "Wenn ein Brand ausbricht und die Crew ihn nicht
löschen kann, dann kann es in einer halben Stunde zur Katastrophe kommen",
sagte Zuschrott.
Unter den Mängeln waren auch veraltete Rettungssysteme und fehlende Rettungsringe sowie fehlende Querschotten auf dem Autodeck. Teilweise waren sogar Rettungswege versperrt worden, um erste und zweite Klasse voneinander zu trennen. Häufig kritisierten die Tester auch mangelhafte oder fehlende Sicherheitsinformationen.
"Die Sicherheit der Passagiere muss immer im Vordergrund stehen", forderte ADAC-Vizepräsident Max Stich. "Die griechischen Behörden sollten bestehende Gesetze endlich umsetzen und durch wirksame Sanktionen die Reedereien dazu bringen, ältere Passagierfähren mit den neuesten technischen Sicherheitsstandards auszurüsten oder ganz auszumustern."
Testverlierer
Testverlierer war die von Piräus nach Samos
fahrende Sardinia Vera. Das Schiff aus dem Jahr 1975 erhielt in fast allen
Kategorien die Bewertung "sehr mangelhaft", lediglich der Brandschutz war
nur "mangelhaft". Der ADAC bewertet ihren Zustand als "besorgniserregend".
Testsieger wurde die "Ionian King" aus dem Jahr 1991, die zwischen Patras und Igoumenitsa verkehrt. Abgesehen von den nur mit "gut" bewerten Sicherheitsinformationen erhielt sie durchweg die Note "sehr gut". Neben den Einrichtungen habe hier auch die gut ausgebildete Crew überzeugt, erklärte der ADAC.
Für den Test hatte der Automobilclub unabhängige nautische Sachverständige auf die griechischen Fähren geschickt. Sie gingen zunächst inkognito an Bord und prüften die Schiffe. Dann gaben sie sich den Kapitänen zu erkennen und prüften weitere Punkte, die inkognito nicht zugänglich waren.