Wildhüterinnen in Afrika
Natur- & Tierschutz in weiblicher Hand
26.01.2022Afrikas Elefanten und Nashörner sind seit jeher einem besonders hohen Risiko von Wilderei ausgesetzt. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben die Situation für den Wildtierbestand weiter verschlechtert, da z.B. die Einnahmen aus dem Tourismus drastisch gesunken sind.
Hoffnung geben innovative Ansätze, die verstärkt Frauen in die Naturschutzaktivitäten einbeziehen. Diese sind in der Regel gut vernetzt und bringen andere Sicht- und Herangehensweisen in die Ranger-Arbeit ein. „Reisende können die weiblichen Anti-Wilderei-Teams und den Schutz der Wildtiere durch ihren Aufenthalt in den Safari-Zielen unterstützen“, erklärt Hanna Kleber, Initiatorin von Voice4Africa. Den Wildhüterinnen kommt eine besondere Bedeutung zu, nicht nur im Natur- und Tierschutz, sondern auch beim Aufbruch traditioneller Rollenbilder und gerade in Krisenzeiten in Hinblick auf den sozialen Zusammenhalt.
Die Black Mambas in Südafrika
Laut südafrikanischem Umweltministerium hat die Nashorn-Wilderei im ersten Halbjahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr stark zugenommen. Zwischen Januar und Juli wurden insgesamt 249 Tiere wegen ihres Horns getötet. Diese steigende Tendenz wird auch aus Nationalparks in Ostafrika berichtet. Durch die fehlenden Touristen sind die Parks leer und organisierte Wilderer können sich ungestört darin bewegen. Auch die Jagd nach „Bushmeat“ stellt zunehmend ein Problem dar, weil die Menschen aufgrund der prekären Versorgungslage während der Pandemie keine andere Möglichkeit sehen, als zu wildern.
Im Nordosten Südafrikas versuchen die Black Mambas eines der ersten rein weiblichen Ranger-Teams Afrikas, der Wilderei Einhalt zu gebieten. Seit 2013 bewachen die speziell ausgebildeten Wildhüterinnen das Balule-Schutzgebiet am Krüger Nationalpark und unterstützen die etablierten Ranger-Einheiten sehr erfolgreich bei ihrer Arbeit.
Das Black Mamba-Projekt setzt in den lokalen Gemeinden an. Die 36 jungen Rangerinnen versuchen ihren Mitbürgern zu vermitteln, dass die Vorteile durch den Schutz der Nashörner größer sind als die der Wilderei. Neben der Spurensuche nach Wilderern im Park liegt ihr Hauptaugenmerk auf der Bildung und Aufklärung von Kindern durch das Bush Babies-Programm, das schon bei den Jüngsten ein Bewusstsein für den Naturschutz wecken soll.
Furchtlose Kämpferinnen in Simbabwe
Das Akashinga-Projekt in Simbabwe ist mehr als reiner Wildtierschutz. Es schafft für die insgesamt 240 Wildhüterinnen, die in 18 unterschiedlichen Parks des Landes arbeiten, die Möglichkeit, ihre Familien zu unterstützen, ihre Kinder zur Schule zu schicken oder selbst einen Abschluss zu machen. Die „Mutigen“, so die Bedeutung des Namens Akashinga, kommen aus armen Verhältnissen und mussten in ihrem Leben traumatische Erfahrungen machen. Sie erhalten im Rahmen der Ausbildung und Arbeit als Rangerinnen die Chance auf ein neues Leben in der Mitte der Gesellschaft.
Kenias starke Löwinnen
Im Amboseli Nationalpark an der Grenze zu Tansania haben die Wildkatzen und mehr als 2.000 Elefanten seit 2019 eine Truppe mutiger „Löwinnen“ an die Seite bekommen. Unter dem Namen Team Lioness patrouillieren 16 starke Frauen an den Grenzen des Parks, um die Wildtiere zu beschützen. Die Einheit konnte jüngst durch die Unterstützung der Margarete-Breuer-Stiftung um 8 Frauen vergrößert werden.
Die Massai-Frauen haben eine besonders enge Bindung zu ihren Gemeinden und dem Land, das sie traditionell bewohnen. Sie verfügen über Insider-Wissen, das auch den männlichen Ranger-Einheiten bei ihrer Arbeit zugutekommen kann. Durch die althergebrachte Rollenverteilung konnten sie dieses Wissen jedoch bis vor zwei Jahren nicht auf professioneller Ebene einbringen.
Das Team Lioness-Projekt des International Fund for Animal Welfare (IFAW) bietet jungen Massai-Frauen die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten für den Erhalt der Natur- und Tierwelt einzusetzen, traditionelle Rollenbilder aufzubrechen und durch Ausbildung neue Perspektiven zu erhalten.
Weibliche Ranger-Teams agieren in mehr als 18 afrikanischen Ländern. Ihre Arbeit hängt zu großen Teilen von den Einnahmen aus dem Safari-Tourismus ab. Reisende leisten durch ihren Aufenthalt in den Nationalparks einen direkten Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt in Afrika.
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