Jemen

Sokotra: Eine Insel fernab der Welt

02.01.2025

Ein Geheimtipp. Pures 4 x 4 Abenteuer zu tiefgrünen Drachenblutbäumen, blühenden Flaschenbäumen, riesigen weißen Sanddünen und wahrscheinlich den schönsten Stränden der Welt – noch dazu menschenleer. Die beste Reisezeit: bis Ende März.

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Kennen Sie Sokotra? Das arabische Galapagos zählt seit 2005 zu den UNESCO-Naturerbestätten und liegt etwa 400 km südlich des Jemen.

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Sicherheit. Als wir unseren Freunden sagten, dass wir einen puren Abenteuerurlaub auf Sokotra planen, kam die Frage: Wo ist denn das? Die Wunderinsel gehört zum Jemen, und an ihrer Ostspitze treffen die Arabische See und der Indische Ozean aufeinander. Aufgestellte Wal-Knochen markieren die Landmark. Ja, und wir wissen, dass für den Jemen die Reisewarnstufe 6 gilt. Reise-, kranken- und unfallversichert sind wir dennoch – der Jemen zählt aktuell für die Europäische Reiseversicherung nicht zu den Ausschlussgebieten.

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Abenteuerurlaub. Von Abu Dhabi geht zweimal pro Woche ein Flieger der Air Arabia in das einmalige Naturparadies, das früher nur per Schiff erreichbar war. Organisiert wurde unsere Reise von einem deutschen Reiseveranstalter in Kooperation mit einem örtlichen Unternehmen. Das 4 x 4 Abenteuer mit Zelt kann beginnen. Das Smartphone ist für die nächsten acht Tage auf Flugmodus, denn Europa hat kein Roaming-Abkommen mit dem Jemen, WLAN gibt es so gut wie gar nicht – die Pause von der digitalen Welt ist einfacher als gedacht…
Unsere Gruppe zählt insgesamt fünf abenteuerlustige Personen aus Österreich und der Schweiz, die mit einem Guide und zwei Fahrern, die auch für die Küche und den täglichen Zeltauf- und abbau zuständig sind, gemeinsam die nächsten acht Tage verbringen werden.

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Mit zwei Toyota Landcruisern geht es Richtung Osten an die Arher Beach, wo uns gigantische, schneeweiße Sanddünen, ein weitläufiger Sandstrand und ein türkisblaues Meer erwarten. Hier im Nirgendwo werden wir die ersten beiden Zeltnächte verbringen und die Sanddüne zum Sonnenaufgang um 5 Uhr früh erklimmen. So stimmen wir uns bereits auf die Wandertour zur Hoq-Höhle, der größten Höhle Arabiens, ein. Natürlich ist sie erforscht, aber nicht wie für europäische Verhältnisse ausgebaut. Schon der zweistündige Aufstieg durch die inseltypische Vegetation bietet einmalige Fotomotive.

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Mit lokalem Guide und Stirnlampe (auf der Packliste) geht es 1,5 km hinein in die stockfinstere Höhle bis zu einem kleinen See mit Trinkwasser, wo wir unsere leeren Flaschen mit dem mineralhaltigen, weichen Wasser wieder auffüllen. Ganze sieben Stunden dauert die Wanderung, bis wir zurück am Strand sind. In einem palmgedeckten Unterstand erwartet uns schon die Crew zum Mittagessen mit gebratenem Kingfish und köstlichen Gewürzreis. Es blieb die anstrengendste Wanderung der Reise.

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Dihamri: Schnorchel-Hotspot mit weitgehend intaktem Korallenriff
Infinity-Pool und Canyon. Auf echten Off-Road Routen geht es nach Homhil, wo uns ein natürlicher Infinity-Pool erwartet. Neben dem Trampelpfad wachsen zwischen grauen Kalksteinen blühende Aloe vera, Drachenblut- Flaschen- und Weihrauchbäume. Nach einem 30-minütigen Spaziergang bergab genießen wir das Bad im natürlichen Felsen-Pool (ca. 26 °C) mit Fernblick auf das türkisblau-schimmernde Arabische Meer, bevor es in der brütend heißen Sonne (gefühlte 40 °C) wieder zurück zum Parkplatz geht.
Ein weiteres Highlight ist das pittoreske Wadi Kelisan mit seinen zusammenhängenden Natur-Pools zwischen kreideweißen Felsen. Kristallklares Wasser lädt zum Durchschwimmen der Pools bis zu einem Wasserfall ein.

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Korallen, Schildkröten & Delfine. Nach einem kurzen Picknick führt die Fahrt durch steiniges Gelände (teilweise kommt man nur mit 5 km/h voran) zu einem der schönsten Schnorchelpunkte und prachtvollsten Korallenriffe des Archipels im Naturschutzgebiet Dihamri. Am Stützpunkt, wo wir auch nächtigen, kann man sich für 5 US-Dollar Taucherbrille, Schnorchel und Flossen ausborgen. Selber mitbringen ist auch in diesem Fall besser.

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In dem gut 30 °C warmen Meerwasser kann man wunderbar die zahlreichen bunten tropischen Fische und sogar mehrere Schildkröten beobachten. Bald hat man das Gefühl, dass nicht mehr wir die Papageifische, während sie das Korallenriff weiden, sondern sie uns beobachten. Auf der Bootsfahrt zu einem der schönsten Strände der Welt, dem Shu‘ab-Beach, begleiten uns später ganze Schulen verspielter Delfine.

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Der Drachenblutbaumwald zählt zu den Naturwundern
Endemisch. Ein wahres Naturwunder ist das Diksam-Plateau (in ca. 800 m Höhe) mit endemischen Pflanzenarten, wo die Drachenblutbäume mit ihren schirmförmigen Kronen gleich einen ganzen Wald bilden. Sie sind benannt nach ihrem roten Harz, das man als Medizin und zum Bemalen von Keramik verwendet, und beeindrucken durch ihren ungewöhnlichen Wuchs. Wir dürfen im UNESCO-Biosphärenwald übernachten und unser Frühstück mit Fladenbrot, Nutella (total dekadent!) und Eierspeise unter tausendjährigen, schattenspendenden Drachenblutbäumen genießen.

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Kulinarik. Gekocht wird, was das Meer hergibt, sprich wir kauften täglich bei Fischern frischen Fisch – von Zackenbarsch über Thunfisch bis Lobster reichte das Angebot. Gewürzreis ist obligatorisch, dazu rohes Gemüse von Karotten bis zu Gurken. Zum Nachtisch gibt’s Datteln und Wassermelone. Und kein Essen ohne diskret wartende Ägyptische Geier: Sie sind die Gesundheitspolizei von Sokotra. Eingewandert sind sie tatsächlich aus Ägypten, wo sie als ausgestorben gelten. Irene Stelzmüller

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