Milliarden-Markt

Video-Games auf der Überholspur

20.12.2013

Für 2013 wird mit einem weltweiten Umsatz von bis zu 93 Mrd. Dollar gerechnet.

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© dapd
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Die Welt war noch einfacher, als Videospiele aus groben Pixeln, minimalistischen Sounds und einfachen Spieldesigns bestanden. Mittlerweile ist das Gaming in der gesellschaftlichen Mitte angekommen, komplex geworden und zu einem milliardenschweren Industriezweig mutiert. Super Mario, Tetris und Co gehören aber trotz fotorealistischer Settings und Bewegungssteuerung keineswegs der Vergangenheit an.

Casual Gaming, worunter man das schnelle Spielen zwischendurch versteht, erfuhr nicht zuletzt dank der Smartphone- und Tablet-Durchdringung in der Bevölkerung einen ordentlichen Schub. Anstatt sich bei der Fahrt in öffentlichen Verkehrsmitteln in ein Buch zu vertiefen, wird bei "Angry Birds" das virtuelle Vogelvieh durch die Luft geschossen oder bei "Candy Crush" Süßes in puzzlemanier verbunden. Und auf Entwicklerseite damit ordentlich verdient.

Mobile Games immer wichtiger
Geht es nach der Marktforschungsfirma Gartner, sind Mobile-Games mit rund 13,2 Mrd. Dollar immerhin für rund 15 Prozent des weltweiten Gesamtumsatzes von Videospielen verantwortlich. Dieser wird in einer Hochrechnung für 2013 entsprechend mit mehr als 93 Mrd. Dollar (67,64 Mrd. Euro) beziffert. Etwas darunter setzen die Zahlen der Analysten von NewZoo an, die aber dennoch von 70,4 Mrd. Dollar Umsatz ausgehen. Zum Vergleich: Die Motion Picture Association of America errechnete für 2012 einen weltweiten Kinoumsatz von knapp 35 Mrd. Dollar.

Während man in den vergangenen Jahren gewohnt war, das Leid von Film- und Musikindustrie zu verfolgen, scheint sich das Game-Segment also steigender Beliebtheit zu erfreuen. Angesichts der technologischen Entwicklungen jüngster Zeit auch kein Wunder: Seit den Urvätern von Spiele-PCs und Konsolen-Alleskönner, wie beispielsweise dem Commodore 64, sind rund 30 Jahre ins Land gezogen. Die Auswahl fällt heute schwer, gibt es doch Kraftprotze wie die aktuelle Generation von Playstation und Xbox ebenso wie hochgerüstete PCs oder praktische Handhelds. Größer, schneller, besser geht scheinbar immer.

Eine neue Dimension wurde letztlich aber durch das Internet respektive der digitalen Distribution erreicht. War man früher an physische Datenträger wie Floppy Disks, Steckmodule oder CD-Roms gebunden, passiert der Absatz vermehrt per Download. Ein Umstand, der nicht nur die Indie-Szene zum Florieren brachte, sondern dem längst auch Multis wie Nintendo, Sony oder Microsoft mit eigenen Online-Stores für ihre Konsolen Rechnung tragen.

Spiele für Hardware entscheidend
Denn schließlich ist es das Spieleangebot, das hauptsächlich für Erfolg oder Misserfolg einer Hardware verantwortlich ist. 2013 konnte man etwa den Kampf zwischen "Grand Theft Auto V " (GTA) und "Call of Duty: Ghosts" beobachten. Beides Beispiele für sogenannte Triple-A-Spiele und aus einer Blockbuster-Kultur heraus entstanden. Der jüngste, mittlerweile 15. Titel der GTA-Serie brach dabei alle Rekorde. Innerhalb der ersten 24 Stunden nach Erscheinen wurden rund 11 Mio. Exemplare abgesetzt und nach drei Tagen bereits ein Umsatz von einer Mrd. Dollar generiert, was keinem singulären Unterhaltungsprodukt zuvor gelungen ist.

Zahlen, die durchaus notwendig erscheinen, glaubt man Schätzungen zu Entwicklungskosten. Ein aus 360 Personen bestehendes Kernteam habe an "GTA V" gearbeitet und das ganze Projekt angeblich 260 Mio. Dollar verschlungen. Offiziell bestätigt wurde das von Entwickler "Rockstar" allerdings nicht. Der Überblick wird zudem oft dadurch erschwert, dass die Vertriebe zwar angeben, wie viele Spiele an Händler ausgeliefert wurden, dies aber nichts über die tatsächlichen Verkaufszahlen aussagt.

Ähnlich verhält es sich beim aktuellen Kräftemessen zwischen Playstation 4 und Xbox One. Nimmt man Marktprognosen der Website VGChartz zur Hand, hat derzeit die Sony-Konsole die Nase bei den Verkäufen vorne, beide dürften aber seit Markteintritt im November mehr als zwei Mio. Exemplare abgesetzt haben. Wie groß der Run auf die Konsolen ist, zeigen auch etliche YouTube-Videos, für die am Erstverkaufstag in den diversen Elektrogroßhändlern losstürmende Menschenmengen einfangen wurden.

Mit großer Aufmerksamkeit wird künftig aber besonders der Online- und Mobile-Bereich beobachtet werden, verspricht man sich hier doch die größten Zuwachsraten. Was zu einem Gutteil der vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten und Erlösmodellen zu verdanken sein dürfte. Etliche Spiele-Apps sind gratis bzw. zu einem kleinen Preis zu beziehen, wobei später durch In-Game-Käufe der Nutzer zur Kasse gebeten wird. Das schnellere Erreichen des nächsten Levels oder ein optischer Bonus können Anreize dafür sein. Und der Fantasie sind dem technologischen Wandel entsprechend kaum Grenzen gesetzt.

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