Spanier holt sich den Gesamtsieg mit nur 39 Sekunden Vorsprung auf Schleck.
Mit einem Guthaben von 39 Sekunden, dem fünftkleinsten Vorsprung der Geschichte, hat Alberto Contador am Sonntag seinen dritten Gesamtsieg in der Tour de France eingefahren. Exakt 39 Sekunden hatte der 27-jährige Spanier seinem schärfsten Rivalen Andy Schleck nach einer umstrittenen Attacke nach dessen Defekt auf der 15. Etappe abgenommen. Im langen Einzelzeitfahren am Samstag musste der Spitzenreiter, der sich heuer nicht so stark präsentierte wie im Vorjahr, sogar um das Gelbe Trikot zittern, baute aber im Finish seinen Vorsprung von zuvor acht Sekunden aus.
Komplettester Fahrer
Contador feierte den dritten Erfolg nach
2007 und 2009 ohne einen Etappensieg, er war aber neuerlich der kompletteste
Fahrer im Feld. Der Radprofi aus einem Vorort von Madrid hat nun die
jüngsten fünf großen Rundfahrten, an denen er teilgenommen hat, allesamt
gewonnen: Neben dem Tour-Triple siegte er auch im Giro d'Italia und in der
Vuelta in seiner Heimat (jeweils 2008). Der 25-jährige Schleck aus dem Team
Saxo Bank, der auch im Vorjahr Zweiter war (ebenso beim Giro 2007), rückte
diesmal näher an den Spanier heran und sicherte sich zum dritten Mal das
Weiße Trikot des besten Jungprofis.
Erfolgreichster Etappenjäger war neuerlich der Brite Mark Cavendish. Nach sechs Erfolgen 2009 setzte sich der 25-jährige Sprintstar aus dem Eisel-Team HTC-Columbia auf fünf Teilstücken im Massensprint durch. Zuletzt am Sonntag nach den letzten 102 Kilometern auf den Champs Elsees in Paris, wo er Alessandro Petacchi auf Platz zwei verwies. Der 36-jährige Italiener sicherte sich jedoch erstmals das Grüne Trikot des Punktebesten.
Contador fühlte sich nicht wohl
Contador ließ sich bei der
97. Auflage in den Bergen nicht distanzieren, es gelang ihm aber bei seinen
Attacken auch nicht, Schleck viel Zeit anzunehmen. "Radsport ist nicht
Mathematik, es klappt nicht immer alles wie geplant. Es gab Momente, in
denen ich schwächelte. Ich habe zum Teil nicht gut geschlafen, hatte
Bauchschmerzen, aber am Ende ist doch alles gut gelaufen. Ich war nicht in
der besten Verfassung, obwohl ich mich akribisch vorbereitet habe", erklärte
Contador, dem aus der Saison 2006 ein Makel wegen einer angeblichen
Verwicklung in den spanischen Fuentes-Dopingskandal anhaftet. Sein Name
tauchte aber in den Polizeiunterlagen nie auf.
Die Tour lief schon früh auf ein Duell der zwei Asse hinaus, die nächsten Verfolger waren relativ klar distanziert. Der Russe Denis Mentschow, ein früherer Gewinner von Vuelta und Giro, übernahm den dritten Rang (+2:01 Minuten) erst im Zeitfahren am Samstag vom spanischen Olympiasieger Samuel Sanchez, der Vierter (+3:40) wurde. Der zweifache Tour-Zweite Cadel Evans (AUS) trug zwar einen Tag das Gelbe Trikot, fiel aber auf der nächsten Alpenetappe wegen eines zuvor erlittenen Ellbogenbruchs aussichtslos zurück.
Armstrong als Mitläufer
Tour-Rekorsieger Lance Armstrong,
der nach seinem siebenten Sieg 2005 den Rücktritt erklärt und 2009 mit einem
dritten Gesamtrang zurückgekehrt war, musste sich bei seinem letzten
Antreten in Frankreich nach Stürzen mit der Rolle des Mitläufers abfinden.
Ein Trostpflaster für den fast 39-Jährigen, der sich Ermittlungen der
US-Behörden nach Doping-Aussagen seines Ex-Teamkollegen Floyd Landis
gegenübersieht, war der Sieg mit RadioShack in der Teamwertung. Auf der
letzten Bergetappe in den Pyrenäen kam er mit einer Spitzengruppe auf Rang
sechs.
Eine persönliche Genugtuung blieb ihm am Schlusstag versagt als sein Team mit schwarzen Trikots mit der Nummer 28 antreten wollte. Dies sollte an die geschätzten 28 Millionen Krebskranken erinnern. Doch der Weltverband untersagte diese Aktion. Armstrong, der eine Krebserkrankung überwunden hat, unterstützt mit seiner Stiftung Livestrong den Kampf gegen Krebs.
Nur Eisel durfte jubeln
Von den drei bei der Tour angetretenen
Österreichern durfte nur Bernhard Eisel jubeln. Als Helfer im
HTC-Columbia-Rennstall war er jeweils in der unmittelbaren
Sprintvorbereitung des fünffachen Etappensiegers Mark Cavendish engagiert,
in den Bergetappen spielte er den "Leithammel" für den Briten. Thomas
Rohregger vermochte sich bei seinem Tour-Debüt im Team Milram, das am
Saisonende nach Abgang des Sponsors ziemlich sicher aufgelöst wird, nicht in
Szene zu setzen. Dem Tiroler machten die nach einem Sturz wieder akut
gewordenen Probleme eines früheren Rippenbruchs zu schaffen. Debütant Markus
Eibegger (Team Footon-Servetto) musste auf der neunten Etappe wegen Fiebers
und Bronchitis aufgeben.