Überraschung an ihrem 26. Geburtstag: Skistar Anna Fenninger einigte sich mit ÖSV.
Seit Monaten brodelte der Streit zwischen ÖSV (Österreichischer Skiverband) und Ski-Königin Anna Fennniger (26) um Sponsoring, Manager und Betreuer. Gestern um Punkt 10.47 Uhr dann der Paukenschlag: Obwohl kaum mehr jemand damit gerechnet hatte, bleibt die Olympiasiegerin weiterhin im ÖSV. Stattdessen muss jetzt ihr langjähriger deutscher Manager Klaus Kärcher gehen. Für den ÖSV ist er jetzt nur mehr „Berater“, er selbst nennt sich aber weiter „Manager“.
Den mächtigen ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel hatte der heftige Streit mit Fenninger – sie hatte ihrem Ärger Dienstagabend auf Facebook Luft gemacht – mitgenommen: „Sie ist eine nationale Heldin. Die Situation hat mich sehr bedrückt. Ich bin sogar im Spital gelandet. Ich habe auf der halben Seite nichts gespürt.“
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Am Mittwoch hatten sich dann Fenninger und Schröcksnadel geheim in Innsbruck getroffen. Zweieinhalb Stunden dauerte das Gespräch, das Rainer Salzgeber, Rennsportchef von Fenningers Skifirma Head, eingefädelt hatte (Story rechts). Von der sonst so widerspenstigen Ski-Queen gab es nicht nur eine Entschuldigung, sondern gleich auch ein Einlenken. „Sie wird jetzt alle Regeln akzeptieren“, sagt Schröcksnadel gestern.
Video: Schröcksnadel fasst Ski-Krieg zusammen
Fraglich ist, ob der Friede zwischen ÖSV und Fenninger lange halten wird. Denn weder Sponsoring- noch Manager-Fragen wurden endgültig geklärt. Und auch von Anna Fenninger gab es bisher noch keine Stellungnahme.
Peter Schröcksnadel über die Einigung
»Als Fischer weiß ich, wann der Fisch beißt«
ÖSTERREICH: Herr Präsident, warum haben Sie erst so spät durchgegriffen?
Peter Schröcksnadel: Ich bin Fischer und warte auf den Zeitpunkt, bis der Fisch beißt. Bis zu einem gewissen Punkt akzeptiere ich Dinge, aber als das Ganze eskaliert ist, hab ich einschreiten müssen. Ich wollte abwarten, damit es nicht gleich heißt, ich bin der Diktator, der alles vorgibt.
ÖSTERREICH: Sie haben aber schließlich doch ein Machtwort gesprochen …
Peter Schröcksnadel: Ich hab nicht gesagt „so ist es“, sondern wir haben uns geeinigt. Das ist ein großer Unterschied. Jetzt haben wir uns wieder lieb.
ÖSTERREICH: Warum Rainer Salzgeber als Mediator?
Peter Schröcksnadel: Er kennt die Anna gut und hat als Ski-Mann größtes Interesse, dass Anna gut fährt. Das geht nur, wenn das Training funktioniert.
ÖSTERREICH: Warum akzeptieren Sie Klaus Kärcher weiter als Fenninger-Berater?
Peter Schröcksnadel: Es ist sein gutes Recht, Anna zu beraten. Aber ich will mit ihm nix mehr zu tun haben.
ÖSTERREICH: Was passiert mit Annas Kopfsponsor?
Peter Schröcksnadel: Ich würde Anna gerne helfen, aber offenbar hat Kärcher einen Neuen in der Pipeline.
Auch Minister ortet Ungleichbehandlung
»Gleichstellung ist eine große Herausforderung«
ÖSTERREICH: Waren Sie an der Einigung zwischen Fenninger und dem ÖSV beteiligt?
Gerald Klug: Als der Konflikt erstmals öffentlich wurde, vor rund vier Wochen, habe ich mit beiden Seiten Gespräche geführt und meine Hilfe angeboten. Jetzt bin ich froh, dass es verbandsintern zu einer Einigung gekommen ist.
ÖSTERREICH: Fenninger ortet eine Ungleichbehandlung zwischen Sportlerinnen und Sportlern in Österreich. Gibt es die?
Gerald Klug: Gleichstellung ist generell eine große Herausforderung, auch im Sport. Mein Ziel ist es, hier ein ausgewogenes Verhältnis zu schaffen, und ich gehe davon aus, dass auch der ÖSV hier notwendige Weichen stellen wird.