"Marcel fährt auf einem Niveau, wo er, glaube ich, fast noch nie war", sagt ÖSV-Herren-Rennsportleiter Andreas Puelacher.
Saisonsieg Nummer vier im Slalom, der insgesamt siebente Weltcuperfolg in diesem Winter - wie Mikaela Shiffrin bei den Damen ist Marcel Hirscher bei den Ski-Herren derzeit auf seinem Triumphzug nicht zu stoppen. Auf den 28-Jährigen warten auf dem Weg zu einer möglichen siebenten großen Kristallkugel nun die weiteren Slalomklassiker in Wengen, Kitzbühel und Schladming als nächste Renneinsätze.
874 Zähler auf dem Konto - erst einmal stand Hirscher nach den Adelboden-Rennen mit mehr Punkten da, und zwar vor einem Jahr (893). Der Norweger Henrik Kristoffersen fährt ein ähnliches Programm wie der Salzburger und liegt derzeit 154 zurück. Der Franzose Alexis Pinturault (547) sowie die Norweger Kjetil Jansrud (480) und Aksel Lund Svindal (454) können auch in der kommenden Kombination und/bzw. den Speedrennen auf dem Lauberhorn und dem Hahnenkamm kräftig nachlegen.
"Fährt auf einem Niveau wie nie zuvor"
"Marcel fährt auf einem Niveau, wo er, glaube ich, fast noch nie war. Er fährt locker befreit drauf los. Er hat nicht den Druck, an Punkte denken zu müssen, denn er hat nach der Verletzung klar gesagt, der Gesamtweltcup ist nicht das Ziel", erklärte ÖSV-Herren-Rennsportleiter Andreas Puelacher. "Der Gesamtweltcup passiert - und danach schaut es auch jetzt aus. Marcel baut permanent seinen Vorsprung aus. Er hat so viel Spaß und Freude am Skifahren, das ergibt dann den Erfolg."
Erfolgsgarant: Freude ist zurück
Diese Beobachtung bekräftigte Hirscher, der in Adelboden erklärte, dass die Freude zurück sei. "Das bisserl mehr Abstand über den Sommer hinweg, auch wenn es stressig war, haben die Freude und das Feuer wieder zurückgebracht. Das ist das Schöne." Außer jenem Tag, an dem er sich den Knöchel brach, habe er in sieben Monaten keinen Schneekontakt gehabt.
Hirscher wird nach einer harten Wettkampfwoche mit Rang fünf am Montag beim City Event in Oslo, dem Erfolg im Zagreb-Slalom am Donnerstag sowie dem Adelboden-Double mit Siegen in Riesentorlauf und Slalom nun daheim Kraft tanken und sich auf den Wengen-Slalom vorbereiten. Den hat er noch nie gewonnen. "Der Sieg ist natürlich das große Ziel, aber da liegen noch 120 Tore dazwischen und 60 oder 70 Konkurrenten, die etwas dagegen haben."
Im Vorjahr gewann Kristoffersen vor Hirscher. In diesem Winter stand der 23-jährige Norweger zwar bereits neunmal auf dem Podest, der Sieg will und will aber nicht gelingen, was ihn langsam verzweifeln lässt. "Es ist so hart, auf dem Podium zu stehen, ohne auch nur einmal zu gewinnen." Auf dem Chuenisbärgli fehlten als RTL-Zweiter 17/100 Sekunden, im Slalom als Dritter auch noch hinter Michael Matt 16/100.
Hirscher, Matt (Saisonbestleistungen 4., 2., 2.) und wohl auch der Sonntag ausgefallenen Manuel Feller (4., 5.) dürfen für den Olympia-Slalom planen. Um den vierten ÖSV-Startplatz in Yongpyong/Pyeongchang dürfte es nach aktuellem Stand zwischen Marco Schwarz (9., 12., 13., 14.) und Christian Hirschbühl (11., 12., 9.) gehen.
Der letzte Riesentorlauf vor der Nominierung von Österreichs Olympiateam am 22. Jänner ist bereits geschlagen. Freilich wird noch der Ausgang des Rennens am 28. Jänner in Garmisch-Partenkirchen in die Entscheidung bei der Aufstellung einfließen. Hinter dem überragenden Hirscher (drei Siege, ein dritter Platz) und dem ebenfalls überzeugenden Feller (4., 8., 7., 5.) ist alles offen, kein weiterer Athlet schaffte es bisher in die Top Ten. Stefan Brennsteiner (13., 12.), Roland Leitinger (12., 22.), Magnus Walch (14.), Schwarz (17.), Matt (25.) und Marcel Mathis (27.) errangen zumindest Punkte.
Philipp Schörghofer: "Ich muss einfache eine Rennsau sein"
Philipp Schörghofer, ein Leistungsträger in dieser Disziplin in den vergangenen Jahren, kämpft mit Knieproblemen und steht noch ohne Renneinsatz da. Leitinger bewies in Adelboden, dass der Speed passt, er brachte es nach schwerem Fehler aber einmal mehr in diesem Winter nicht auf ein Topresultat. "So wie in diesem zweiten Durchgang möchte ich auch fahren, aber wenn ich dann wieder auf der Goschn liege, dann tut es einfach nur weh." Im ersten Lauf habe er zu wenig Gas gegeben. "Ich muss einfach eine Rennsau sein und einfach wieder so fahren, wie ein Vizeweltmeister fahren sollte."
Rennsportleiter Puelacher war mit dem Adelboden-Wochenende jedenfalls "mehr als zufrieden". Die ganze Mannschaft fahre inzwischen sehr gut und konstant. "Wir haben alle gut gearbeitet, wir haben vor allem diese Gruppendynamik zusammengebracht, wo der Leader ganz klar der Marcel ist. Und alle wollen ihm nacheifern und ihm natürlich das Leben so schwer wie möglich machen. Es läuft jetzt sehr rund, aber wir müssen aufpassen, dass wir nicht überheblich werden. Wir dürfen den Fokus nicht verlieren, damit wir uns da vorne etablieren."