Die Boxlegende feiert am 17. Jänner 65. Geburtstag: im kleinen Rahmen, gar nicht pompös.
Als Muhammad Ali noch Cassius Clay hieß und zarte zwölf Jahre zählte, waren es weder Langeweile noch Zufall, die ihn zum Boxen verschlugen. Der schwarze Junge hatte ein festes Ziel vor Augen, als er 1954 erstmals zu Fred Stoner zum Boxtraining in seiner Heimatstadt Louisville im US-Bundesstaat Kentucky ging. Er wollte denjenigen bestrafen, der ihm sein Fahrrad gestohlen hatte. Es war der entscheidende Moment im Leben des Cassius Clay, der als Muhammad Ali zum bekanntesten Boxer der Geschichte wurde.
Kleine Feier
Am 17. Jänner wird Ali 65 Jahre alt. Doch der
"Größte", wie er sich selbst nannte und sogar in einem Lied besang, feiert
klein und bescheiden. Zusammen mit Ehefrau Lonnie und engen Freunden
verbringt er seinen Ehrentag zu Hause in Phoenix. Kein Empfang, keine
Fernseh-Gala, keine Boxposen vor etlichen Fotografen und Kameras. Dabei
würden Millionen seiner Fans auf der ganzen Welt gerne mit ihm feiern. Doch
mehr als 25 Jahre Boxsport, mit ungezählten Kopftreffern, haben ihre Spuren
hinterlassen. Seit 1982 leidet Muhammad Ali an der Parkinson-Krankheit.
Seine Bewegungen sind zittrig, seine Stimme ist undeutlich und leise.
"Ich bin der Größte"
Im Boxring hingegen war
er immer der Lautsprecher. "Ich habe die Welt durchgeschüttelt, ich bin der
Größte", schrie er 1964 nach seinem ersten WM-Titelgewinn gegen Sonny Liston
ins Mikrofon. Diese Show hatte sich der 1,92-Meter-Mann bei einem Wrestler
abgeschaut, der damit bei Presse und Publikum für Aufsehen sorgte. Doch
Clays Auftritte verfehlten zunächst ihre Wirkung. Die Fachpresse mochte den
talentierten, aber selbstherrlichen Neuling der Schwergewichts-Szene nicht.
"Heute Abend werden dem vorlauten Maul aus Louisville seine eingebildeten
Prahlereien im Hals stecken bleiben. Dieser ärgerliche, selbstsichere
Cassius geht mit einem kleinen Handicap in den Kampf. Er kann nicht so gut
boxen, wie er redet", meinte Arthur Daley von der New York Times noch vor
dem Titelkampf gegen Sonny Liston.
Umbenennung
Nach sechs Runden jubelte jedoch Cassius Clay, der
anschließend seinen "Sklavennamen", wie er ihn selbst nannte, ablegte, zum
Islam wechselte und seitdem Muhammad Ali heißt. Und dieser Muhammad Ali
revolutionierte mit seiner Art zu boxen seinen Sport. Die Arme hingen lässig
und provozierend an der Seite, anstatt den Oberkörper abzudecken. Die Beine
waren so schnell wie die Fäuste. Seine tänzelnd anmutenden
Beinkombinationen, der "Ali-Shuffle", ließen alles, was er machte, leicht
erscheinen. "Schwebe wie ein Schmetterling, stich wie eine Biene", war sein
Motto im Ring.
Vietnam kostete WM-Titel
1967 verlor Ali seinen WM-Titel und die
Boxlizenz. Allerdings nicht durch eine Niederlage im Ring, sondern wegen der
Verurteilung des Vietnamkrieges. "Ich werde mich nicht mit diesen Vietkong
auseinander setzen", begründete er seine Wehrdienstverweigerung. Daraufhin
wurde ihm die Boxkrone aberkannt.
Aufstieg zur Legende
Erst 1970 durfte Ali wieder boxen. Ein Jahr
später bestritt er den ersten von drei legendären Kämpfen, die ihn und seine
Gegner weltberühmt machten. Im "Kampf des Jahrhunderts" brachte ihm Joe
Frazier die erste Niederlage bei. "Rumble in the Jungle" hieß es dann am 30.
Oktober 1974, als sich Herausforderer Ali und Weltmeister George Foreman in
Kinshasa gegenüberstanden. Favorit Foreman hatte alle 40 vorherigen Kämpfe
gewonnen, 37 davon vorzeitig. Ali überraschte jedoch wie schon zehn Jahre
zuvor gegen Sonny Liston alle, vor allem seinen Gegner. "Ist das alles, was
du kannst George?", fragte er Foreman nach jedem Treffer. In der achten
Runde schlug Ali den Titelverteidiger K.o. und holte sich zum zweitenmal den
WM-Gürtel.
Diesen verteidigte er im so genannten "Thrilla in Manila" am 1. Oktober 1975 gegen Joe Frazier. Dieses Duell gilt bis heute als eines der brutalsten in der Geschichte des Schwergewichts-Boxens. Denn beide Kontrahenten waren nicht nur im Ring erbitterte Feinde. "Frazier ist zu hässlich, um Weltmeister zu sein", hatte Ali getönt. Frazier wiederum, der Ali immer nur Cassius Clay nannte, kündigte an, seinen Gegner nicht nur ausknocken, sondern ihm das Herz herausnehmen zu wollen. Als Fraziers Augen nach der 14. Runde zugeschwollen waren, brach der Ringarzt den Kampf ab. Ali konnte sich jedoch nicht über seinen Triumph freuen, denn er erlitt noch im Ring einen Kreislaufkollaps.