Zwei große, aber umstrittene Highlights

Der Sport-Jahresrückblick 2022

24.12.2022

Das Sport-Jahr 2022 hat mit den Olympischen Winterspielen in Peking im Februar und der Fußball-WM in Katar zwei große, aber auch umstrittene Highlights gebracht.

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Daneben sorgten viele Einzelevents und laufende Entscheidungen in zahlreichen Ligen für viel Spannung und brachten auch etliche rot-weiß-rote Erfolge. International enormes Echo verursachte Ende Oktober der Tod von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz.

Nachhaltig überschattet wurde auch das Sportgeschehen vom Angriff Russlands auf die Ukraine. Als Reaktion auf den Ende Februar begonnenen Krieg sind Sportler, Teams und Funktionäre aus Russland und Belarus seither von zahlreichen Wettbewerben ausgeschlossen.

Olympische Winterspiele Peking

Die im Februar erstmals in China veranstalteten Winterspiele sind für Österreich dank 7 x Gold, 7 x Silber und 4 x Bronze die zweiterfolgreichsten der Geschichte nach Turin 2006. Herausragend ist Sensationsmann Johannes Strolz mit zwei Goldenen (Kombination, Mixed-Team) und einmal Silber (Slalom). Sein Ski-Kollege Matthias Mayer holt mit dem Triumph im Super-G bereits Olympiasieg Nummer drei, er heimst auch noch Abfahrtsbronze ein. Anna Gasser verteidigt ihren Big-Air-Titel erfolgreich, ebenfalls auf Snowboards triumphieren Benjamin Karl und Alessandro Hämmerle. Team-Siege feiern die Skispringer und die Ski-Mixed-Mannschaft. Teresa Stadlober sorgt mit Bronze für Österreichs erste Frauen-Langlaufmedaille.

Das Großevent geht unter strengen Corona-Regeln samt restriktiver Einreisepolitik und großteils ohne Zuschauer über die Bühne. Covid-Infektionen lassen zahlreiche Medaillenhoffnungen platzen, so auch jene von Skisprungfavoritin Sara Marita Kramer. Für Aufregung sorgt die Doping-Affäre um Russlands 15-jährige Eiskunstläuferin Kamila Walijewa. Probleme und Verschiebungen bringt die Witterung mit Eiseskälte in der Bergregion. Kritik erntet das IOC, weil es keine kritischen Worte zur Menschenrechtssituation in China verliert.

Das Paralympic Team Austria beendet im März die Spiele in Peking mit 13 Mal Edelmetall (5/5/3).

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Fußball-WM in Katar

Die Winter-WM im kleinen und reichen Wüsten-Emirat endet mit dem Titelgewinn von Argentinien um Superstar Lionel Messi in einem denkwürdigen Finale gegen Titelverteidiger Frankreich. Die Südamerikaner jubeln im Elfmeterschießen nach einem mitreißenden 3:3 nach Verlängerung über ihren ersten Titel seit 1986. Der überragende Messi trifft im Endspiel zweimal und wird zum besten Spieler des Turniers gewählt. Zum Schützenkönig avanciert mit acht Toren Frankreichs Kylian Mbappé, der im Finale sogar dreimal einnetzt.

Die größte Sensation der WM ist Marokko, das als erste afrikanische Mannschaft in ein Halbfinale kommt, in dem man Frankreich 0:2 unterliegt. Das Spiel um Platz drei verlieren die Marokkaner 1:2 gegen Kroatien. Luka Modric und Co. schicken im Viertelfinale sensationell Rekordchampion Brasilien im Elfmeterschießen nach Hause. Im Semifinale setzt es für die Kroaten ein 0:3 gegen Argentinien.

Große Pleiten erleben die Mitfavoriten Deutschland und Belgien, die bereits in der Gruppenphase scheitern. Gastgeber Katar enttäuscht auf sportlicher Ebene mit drei klaren Niederlagen in der Gruppenphase. Für besonders viel Aufsehen sorgen die durchwegs langen Nachspielzeiten sowie die Diskussion um die "One Love"-Kapitänsschleifen und seltsame Äußerungen von FIFA-Chef Gianni Infantino.

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Fußball-Nationalteam Männer (WM-Qualifikation und Teamchef)

März bis November: Österreich verpasst im Frühjahr durch ein 1:2 im Play-off-Semifinale in Cardiff gegen Wales erneut die WM-Teilnahme. Ende April wird Ralf Rangnick als Nachfolger seines deutschen Landsmannes Franco Foda zum ÖFB-Teamchef ernannt. Beim Debüt von Rangnick feiert man in der Nations League einen 3:0-Überraschungserfolg in Kroatien. Letztlich steigt man durch das abschließende 1:3 gegen die Kroaten in Wien aber aus der höchsten NL-Klasse ab. Davor gab es Niederlagen gegen Dänemark (1:2, 0:2) sowie ein 1:1 und ein 0:2 gegen Weltmeister Frankreich. Das abschließenden Testspieldoppel bringt ein mageres 1:0 gegen Andorra sowie ein formidables 2:0 gegen Italien in Wien. Begleitet wird der Herbst von Vorwürfen gegen ÖFB-Präsident Gerhard Milletich, seine Position als Verbandschef für den Gewinn von Anzeigenkunden für sein Verlagshaus genutzt zu haben. Ein Ethikgremium wird mit der Prüfung der Causa beauftragt.

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Fußball-Frauen-Nationalteam (EM/WM-Qualifikation)

Juli bis Oktober: Das Nationalteam von Irene Fuhrmann erreicht bei der EM in England nach dem Auftakt-0:1 gegen die Gastgeberinnen mit Siegen gegen Nordirland (2:0) und Norwegen (1:0) das Viertelfinale. In diesem ist dann aber gegen Deutschland mit 0:2 Endstation. Die Deutschen werden schließlich Vize-Europameisterinnen. Sie unterliegen im Endspiel England 1:2 nach Verlängerung. Im August gibt die langjährige ÖFB-Kapitänin Viktoria Schnaderbeck ihren Rücktritt bekannt. Anfang Oktober platzt für das ÖFB-Team durch ein 0:1 nach Verlängerung auswärts gegen Schottland in der Auftaktrunde des Europa-Play-offs der Traum von der erstmaligen WM-Teilnahme.

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Fußball: Bundesliga und Cup

Salzburg fixiert Ende April vorzeitig den neunten Meistertitel in Serie. Sturm Graz sichert sich Platz zwei, Dritter nach Saisonende wird die Wiener Austria vor dem WAC und Rapid. Die Admira muss den Abstieg antreten, Aufsteiger ist Austria Lustenau. Das Cup-Finale Anfang Mai in Klagenfurt endet wieder mit einem Salzburger Triumph. Der Titelverteidiger besiegt im Endspiel die SV Ried 3:0. Auch bei den Frauen holt in der Bundesliga und im Cup St. Pölten neuerlich das Double.

Fußball: Europacup und Champions League

Februar bis Mai: Red Bull Salzburg erreicht in seinem ersten Achtelfinale in der Königsklasse gegen Bayern München im Heimspiel ein 1:1. Die Retour-Partie beim deutschen Topclub gerät mit 1:7 aber zum Debakel. Den Titel bejubelt schließlich Real Madrid. Die Spanier feiern mit David Alaba in Paris einen 1:0-Finalerfolg gegen den FC Liverpool. Für Alaba ist es der dritte CL-Triumph nach 2013 und 2020 mit Bayern München.

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September bis November: In der neuen Saison verpasst Salzburg den Einzug in die K.o.-Phase der Champions League. Im entscheidenden Match um den Achtelfinaleinzug setzt es auswärts gegen AC Milan ein 0:4. Als Dritter der Gruppe mit Chelsea (1.) und Dinamo Zagreb (4.) spielt man 2023 aber in der Zwischenrunde der Europa League gegen AS Roma weiter. Die Salzburger werden im Frühjahr der einzige österreichische Club im Europacup sein. Denn Sturm Graz scheidet in der Europa League nach dramatischer Entscheidung als Gruppenletzter - punktegleich mit dem Ersten - aus. Die Wiener Austria ereilt das Aus in der Conference League bereits vorzeitig.

Fußball: Internationale Ligen

In Deutschland heißt der Meister zum zehnten Mal in Serie Bayern München. Die Premier League gewinnt wie 2021 Manchester City. In Spanien triumphieren Rekordchampion Real Madrid und David Alaba. Die Serie A in Italien entscheidet erstmals seit 2011 der AC Milan für sich.

Formel 1

März bis November: Titelverteidiger Max Verstappen krönt sich im Red Bull wie im Vorjahr zum Weltmeister. Der Niederländer steht am 9. Oktober nach seinem zwölften Saisonsieg in Suzuka als Champion fest, sein Rennstall sichert sich später auch die Konstrukteurswertung. Den Grand Prix von Österreich am 10. Juli in Spielberg gewinnt Ferrari-Fahrer Charles Leclerc vor Verstappen und Lewis Hamilton im Mercedes.

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Motorrad: MotoGP

März bis November: Der italienische Ducati-Pilot Francesco Bagnaia erobert mit Platz neun im letzten Saisonrennen in Valencia erstmals den WM-Titel in der Königsklasse. Das Österreich-Rennen am 21. August in Spielberg entscheidet er vor WM-Titelverteidiger Fabio Quartararo (Yahama) für sich. Im Saisonverlauf gewinnt Bagnaia sieben Rennen. Für KTM fährt Miguel Oliveira zu zwei Siegen. Der österreichische Rennstall belegt erstmals den zweiten Platz in der Teamwertung.

Handball-EM (Männer)

Jänner: Österreich enttäuscht bei den Titelkämpfen in Ungarn und der Slowakei mit Niederlagen in allen drei Gruppenspielen. Man verliert gegen Polen (31:36), Deutschland (29:34) und Belarus (26:29). Der Titel geht an Schweden, das im Finale Titelverteidiger Spanien mit 27:26 bezwingt.

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Radsport: Tour de France/Giro/Vuelta

Mai bis September: Der Tour-Sieg geht erstmals an den Dänen Jonas Vingegaard, der Titelverteidiger Tadej Pogacar aus Slowenien in die Schranken weist. Auch beim Giro d'Italia durch Jai Hindley (AUS) und bei der Vuelta a Espana durch Remco Evenepoel (BEL) gibt es Premierensieger. Letztgenannter holt sich anschließend in Australien auch noch den WM-Titel.

Leichtathletik-WM

Juli: Medaillenhoffnung Lukas Weißhaidinger geht in Eugene (USA) im Diskuswurf als Zehnter leer aus.

Sportlerwahl

Oktober: Freestyle-Snowboarderin Anna Gasser und Fußball-Star David Alaba werden als Österreichs Sportlerin und Sportler des Jahres ausgezeichnet. Für beide ist es das bereits dritte Mal. Real-Madrid-Verteidiger Alaba gewinnt die Wahl knapp vor den Ski-Olympiasiegern Matthias Mayer und Johannes Strolz. Die in Peking ebenfalls vergoldete Gasser siegt hingegen überlegen vor Skispringerin Sara Marita Kramer und Tischtennis-Ass Sofia Polcanova. Mannschaft des Jahres ist zum fünften Mal in Folge Fußball-Meister Red Bull Salzburg.

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Schwimmen: WM/EM

Juni/August: Das Synchron-Duo Anna-Maria und Eirini Alexandri holt bei der WM in Budapest in Abwesenheit der ausgeschlossenen Favoritinnen aus Russland drei Bronzemedaillen. Felix Auböck krault als Vierter und Fünfter knapp an Medaillen vorbei. Bernhard Reitshammer wird über 50 m Brust sensationell Vierter. Bei der EM in Rom sichert sich Auböck über 200 m Kraul dann aber Bronze, auch die Männer-Lagenstaffel erreicht Rang drei. Die Alexandri-Drillinge schaffen zwei Silber- und Bronzemedaillen.

European Championships

August: Bei der zweiten Ausgabe der gemeinsamen EM mit diesmal neun Sportarten in München erobert Österreich acht Medaillen. Für die vier Goldenen zeichnen Tischtennisspielerin Sofia Polcanova im Einzel und Doppel sowie die Kletterer Jakob Schubert (Kombination) und Nicolai Uznik (Bouldern) verantwortlich. Keine Medaillenerfolgserlebnisse sind Magdalena Lobnig (4./Einer-Rudern), Lukas Weißhaidinger (9./Diskuswurf) und Anna Kiesenhofer (5./Rad-Einzelzeitfahren) vergönnt.

Mateschitz-Tod

22. Oktober: Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz stirbt im Alter von 78 Jahren. Sein Milliarden-Konzern prägt das nationale und internationale Sportgeschehen seit vielen Jahren als Sponsor von zahlreichen Athletinnen und Athleten sowie als Teambesitzer in der Formel 1, im Fußball und Eishockey mit.

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Alpiner Ski-Weltcup

Jänner bis März: Der Winter endet für Österreich ohne Sieg in den Gesamtwertungen. Die großen Kristallkugeln gehen an Mikaela Shiffrin und Marco Odermatt. Die US-Amerikanerin gewinnt zum vierten Mal, der Schweizer erstmals. Im gesamten Saisonverlauf gelingen den österreichischen Frauen durch Katharina Liensberger und Cornelia Hütter nur zwei Siege. Die Männer jubeln über deren sechs, am erfolgreichsten ist Vincent Kriechmayr mit drei.

Oktober bis Dezember: Zum Auftakt der neuen Saison gewinnt Odermatt erneut den Sölden-Riesentorlauf, die Österreicher verpassen die Top Ten. Das Frauen-Rennen muss witterungsbedingt abgesagt werden. Aufgrund des extremen Warmwetters fallen auch die anschließenden Abfahrten am Matterhorn und die Parallelbewerbe in Lech/Zürs aus. Erst später im November im finnischen Levi mit mäßigem Erfolg der ÖSV-Frauen und anschließend in Übersee kann wieder gefahren werden, die ersten Podestplätze für Österreich werden errungen. Auf den ersten Saisonsieg muss der ÖSV aber bis zum 17. Rennen warten, Vincent Kriechmayr gewinnt die erste und verkürzte Gröden-Abfahrt.

Tennis: Grand-Slam-Turniere und Federer-Rücktritt

Jänner bis September: Die Australian Open gehen an Rafael Nadal und Ashleigh Barty, die zwei Monate später zurücktritt. Titelverteidiger Novak Djokovic darf in Melbourne nach langem Hin und Her wegen fehlender Corona-Impfung nicht antreten. Nadal triumphiert im Mai zum bereits 14. Mal auch in Paris. Der Frauen-Titel geht an Iga Swiatek, die Polin entscheidet im September die US Open ebenfalls für sich. Bei den Männern triumphiert in New York erstmals Spaniens Jungstar Carlos Alcaraz. Beim Rasenklassiker in Wimbledon im Juli sind es die Kasachin Jelena Rybakina und wie im Vorjahr Djokovic. Der Serbe hält am Jahresende bei insgesamt 21 Major-Titeln, Nadal bei 22. Ihr mit 20 Siegen langjähriger Rivale Roger Federer gibt im September beim Laver Cup in London eine emotionale Abschiedsvorstellung.

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Dominic Thiem scheidet bei seinen Major-Comebacks in Paris und New York jeweils in der ersten Runde aus, kommt aber immerhin bei den ATP-250-Events in Gstaad, Gijon und Antwerpen bis ins Halbfinale.

Kitzbühel und Wien-Sensationen

Filip Misolic stößt beim ATP-Turnier in Kitzbühel im Juli sensationell bis ins Finale vor, das er gegen den Spanier Roberto Bautista Agut glatt verliert. Dominic Thiem kommt bis ins Viertelfinale. Beim Wiener Stadthallenturnier im Oktober ist für den Niederösterreicher im Achtelfinale gegen Daniil Medwedew Endstation. Der Russe avanciert später auch zum Turniersieger. Alexander Erler und Lucas Miedler gewinnen überraschend bei beiden Österreich-Events die Doppel-Konkurrenzen.

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Eishockey-WM

Österreich schafft bei der A-WM im Mai mit sieben Punkten aus sieben Gruppenspielen den Klassenerhalt. Der WM-Titel geht an die finnischen Gastgeber, die im Finale Vorjahressieger Kanada mit 4:3 nach Verlängerung bezwingen.

US Sport: NHL/NBA/NFL/MLB

Jänner bis Oktober: Die Los Angeles Rams jubeln im Super Bowl über ihren zweiten Titel in der Football-Liga NFL. Sie besiegen im Finale die Cincinnati Bengals 23:20. In der NHL geht der Stanley Cup an die Colorado Avalanche, die sich gegen Titelverteidiger Tampa Bay Lightning 4:2 behaupten. Der NBA-Champion heißt Golden State Warriors, die die Finalserie gegen die Boston Celtics 4:2 gewinnen. Die San Antonio Spurs mit Jakob Pöltl verpassen neuerlich den Play-off-Einzug. Die Houston Astros gewinnen die World Series der Major League Baseball (MLB).

Golf

Im Februar gelingt Sepp Straka in Palm Beach Gardens der erste österreichische Turniererfolg auf der PGA-Tour. Die Sieger der Major-Turniere heißen Scottie Scheffler (US Masters), Matthew Fitzpatrick (US Open), Cameron Smith (British Open) und Justin Thomas (PGA Championship). Das Jahr ist geprägt vom Disput zwischen den Traditionstouren und der neuen LIV-Serie, die mit viel Geld aus Saudi-Arabien einige Topspieler, darunter auch Bernd Wiesberger anlockt.

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