Fan-Terror
20.000 Hooligans in Italien
13.11.2007
Italienische Regierung schockt mit neuen Zahlen: Rund 20.000 Hooligans gezählt, eigentlich verfeindete Gruppen verbrüdern sich jetzt gegen die Polizei.
Nach dem Tod eines Lazio-Fans, der am Sonntag auf einer Autobahnraststätte in der Toskana von einem Polizisten erschossen worden ist, wächst die Beunruhigung wegen der zunehmenden Zahl von Hooligans in Italien. Laut einer Studie des italienischen Innenministeriums werden in Italien über 20.000 Hooligans gezählt. Im Stiefelstaat sind 63 Ultras-Organisationen mit Verbindungen zu rechtsextremen Kreisen aktiv, die 14.630 Mitglieder zählen.
Etliche "Ultras"-Gruppen
35 Ultras-Gruppen sind mit
linksextremen oder anarchistischen Kreisen verknüpft und haben 5.275
Anhängern. Die gefährlichsten Hooligans sind laut Studie Anhänger des
Erstligisten SSC Napoli, dem Club des ÖFB-Teamspielers György Garics, sowie
der Zweitligisten Hellas Verona und Salernitana Calcio. Als gefährlich
werden auch die Ultras von Brescia, Atalanta, Genua und Catania eingestuft.
"Gemeinsamer Feind" Polizei
"Es ist offensichtlich,
dass die Hooligans Propaganda für eine gewalttätige Opposition zum
institutionellen System machen", hieß es im Bericht des Innenministeriums.
Viele Hooligans hätten nach dem Tod des Lazio-Fans am Sonntag einen neuen
gemeinsamen "Feind" gefunden - die Polizei. "Quer durch die Parteien droht
sich eine neue politische Kraft herauszubilden, die nach dem Tod des
Lazio-Fans eine neue Geschlossenheit gefunden hat", kommentierte die
Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" am Dienstag.
Allianz der Hooligans
Bei den Krawallen in Rom am Sonntagabend
sei es zu einer Allianz von Hooligans der Stadtrivalen AS Roma und Lazio Rom
gegen die Polizei gekommen. Wegen der politischen Verstrickungen der
Hooligans wurde vier wegen ihres Angriffes auf eine Polizeikaserne in Rom
festgenommenen Ultras terrorismus-ähnliches Handeln vorgeworfen, was das
Strafmaß erheblich erhöhen könnte. Nach ersten Aufklärungsergebnissen seien
die Angriffe der Rowdys auf die Ordnungskräfte mit fast militärischer
Präzision durchgeführt worden, mit einer offensichtlich einstudierten
Strategie, vermutlich unterstützt von einer gemeinsamen Ideologie und
rechtsextremistischen Slogans, teilte die Polizei mit.
Immer mehr Verhaftungen
Inzwischen wächst die Zahl der wegen der
Krawallen am Sonntag verhafteten Tifosi. In der süditalienischen Stadt
Taranto wurden am Dienstag fünf Personen festgenommen. In Rimini wurden fünf
mit Stöcken bewaffneten Tifosi identifiziert, die Krawalle beim Derby gegen
den Zweitligisten Cesena verursacht haben sollen. In Bergamo wurden am
Montag acht Personen wegen Krawallen am Rande des Serie A-Spiels Atalanta-AC
Milan festgenommen, das wegen der Ausschreitungen abgebrochen wurde.