Rapid bleibt in der Gruppenphase weiterhin ohne Punktgewinn.
Der SK Rapid hat sich am Donnerstag in der Fußball-Europa-League einmal mehr um die Früchte seiner Arbeit gebracht. Österreichs Rekordmeister steht als einziger der 48 Teilnehmer auch nach dem fünften Gruppenspiel ohne Punkt da. Die Hütteldorfer mussten sich nach einem über weite Strecken couragierten Auftritt bei Rosenborg Trondheim mit 2:3 (0:1) geschlagen geben.
Dabei gab Rapid sogar eine 2:1-Führung durch Tore von Thomas Schrammel (53.) und Terrence Boyd (66.) aus der Hand. John Chibuike hatte die Norweger vor 8.320 Zuschauern entgegen dem Spielverlauf mit einer Einzalaktion in Führung gebracht (28.). Nach Seitenwechsel trafen auch Tarik Elyounoussi (76.) und Rade Prica (79.). Rapid steht nach der sechsten Europacup-Auswärtsniederlage in Folge als Gruppenletzter fest.
Novota bekommt Chance
Rapid-Trainer Peter Schöttel überraschte im Tor mit Jan Novota statt Lukas Königshofer. Der Wiener wollte das als Belohnung für den Slowaken verstanden wissen, am Sonntag in der Liga gegen die Admira soll wieder Königshofer das Gehäuse hüten. Im Mittelfeld fehlten weiterhin Kapitän Steffen Hofmann und Muhammed Ildiz.
Rapid übernimmt Kommando
Im Angriff entschied sich Schöttel für die offensivere Variante mit Deni Alar hinter Stoßstürmer Terrence Boyd. "Wir wollten damit auch ein Zeichen setzen, dass wir hier gewinnen wollen", begründete der Rapid-Coach. So trat sein Team anfangs auch auf, hatte auf dem rutschigen Terrain deutlich mehr vom Spiel. Wie schon mehrmals in dieser Europacup-Saison ließen die Hütteldorfer ihre Chancen vorerst aber ungenutzt.
Einen ersten Alar-Schuss parierte Rosenborg-Torhüter Hansen (4.), danach ließ der Angreifer nach Idealpass von Boyd die beste Gelegenheit aus. Alar, der schon beim 1:2 im "Geisterspiel" gegen die Norweger in Wien einen Elfmeter vergeben hatte, setzte den Ball alleine vor dem Keeper links am Tor vorbei. Boyd selbst verwertete eine Direktabnahme im Strafraum alleingelassen nicht (17.).
© APA
© APA
© APA
© APA
© APA
© APA
© GEPA
© GEPA
© APA
© APA
© APA
Chibuike schockt Rapid
Die Strafe folgte zum Schrecken der 600 mitgereisten Rapid-Fans durch Chibuike. Der Nigerianer tanzte im Strafraum die gesamte Rapid-Defensive - allen voran Mario Sonnleitner und Markus Heikkinen - aus, ließ Novota keine Chance. Der Slowake musste einen kurz abgespielten Freistoß von Dockal entschärfen (42.), ein Fernschuss von Fredheim Holm ging knapp neben das Tor (45.).
Rapid dreht Partie...
Mit etwas Verspätung folgte doch noch die Belohnung für Rapid. Schrammel kam nach einem Eckball etwas glücklich an den Ball, zog vom Sechzehner zu seinem ersten Pflichtspieltor für Rapid ab. Boyd legte nach, indem er einen Abpraller nach Gewaltschuss von Harald Pichler verwertete. Auf der Gegenseite reklamierte Rosenborg nach Attacke von Gerson an Diskerud vergeblich Elfmeter (70.).
... Rosenborg schlägt zurück
Rapid ließ sich die Punkte dennoch aus der Tasche ziehen. Gerson fälschte einen Schuss des im Strafraum freistehenden Elyounoussi unhaltbar für Novota ab. Im Konter durfte auch noch der eingewechselte Prica zuschlagen. Auf der Gegenseite fand ein letzter Kopfball von Boyd sein Ziel nicht (92.), Rapid kassierte damit die achte Niederlage in Folge in einem EL-Gruppenspiel.
Fünfter Startplatz 2014/15 so gut wie weg
Die Hütteldorfer laufen sogar Gefahr, als erst zweites Team seit Einführung der Europa League im Jahr 2009 eine Gruppenphase ohne einen einzigen Zähler zu beenden. Bisher war das nur im Vorjahr dem irischen Vertreter Shamrock Rovers widerfahren. Auch ein Halten des fünften Europacup-Startplatzes für die Saison 2014/15 scheint für Österreich in weite Ferne gerückt.
Heimspiel gegen Charkiw
Die letzte Chance auf eine Verbesserung der Bilanz bietet sich für Rapid am 6. Dezember zu Hause gegen Gruppensieger Metalist Charkiw. Die Ukrainer entschieden den Schlager gegen Bayer Leverkusen mit 2:0 für sich. Beide Teams waren in Gruppe K bereits davor als Aufsteiger festgestanden.
Nächste Seite: Die Stimmen zum Spiel
Peter Schöttel (Rapid-Trainer): "Wir haben eine Partie verloren, die man nie und nimmer verlieren darf. Zur Pause müssen wir führen, sind aber nach einer Einzelaktion auf einmal im Rückstand. Dann drehen wir die Partie, sie kippt aber wieder. Das Ganze ist traurig, weil die Partie so gelaufen ist, wie wir das erwartet haben. Wir haben unsere Chancen im Konter gehabt, müssen sie aber auch verwerten. Dazu dürfen wir hinten nicht so nachlässig sein.
Es spiegelt ein bisschen die Situation im Verein wieder. Solche Partien verlierst du nicht, wenn es super läuft. Solche Partien verlierst du, wenn du wenig Selbstvertrauen hast. Wenn man beide Spiele gegen Rosenborg betrachtet, kann es einfach nicht sein, dass man danach ohne Punkte dasteht. Das Frage-Antwort-Spiel wird jetzt weitergehen."
Terrence Boyd (Rapid-Torschütze): "Es bleiben null Punkte. Es ist schade, weil wir derzeit einfach nicht belohnt werden. Vielleicht hätten wir einfach das Tempo beibehalten sollen. Bei 1:1 habe ich das Gefühl gehabt, dass wir sie im Topf gehabt haben. Das war dann auch so, das 2:1 ist gekommen. Vielleicht haben wir danach aber wieder vorsichtiger gespielt."
Guido Burgstaller (Rapid-Offensivspieler): "Wir sind wieder einmal selber schuld. Wir haben uns gut zurückgekämpft nach dem 0:1. Wir schießen uns die Tore aber immer wieder selbst mit Fehlern, die nicht passieren dürfen. So ist Fußball, das hat man auch schon in Wien gesehen gegen Rosenborg. Wir sind wieder nicht belohnt worden. Aber solche Fehler werden einfach bestraft."
Harald Pichler (Rapid-Defensivspieler): "Es ist klar, dass wir sehr enttäuscht sind. Wir haben das Spiel gedreht, aber bittere Gegentore kassiert. Ich glaube, dass wir daraus auch wieder etwas lernen können. Jedes Spiel schreibt seine eigene Geschichte."