Krawalle
86 Rapid-Fans müssen vor Gericht
11.06.2010
Die Hooligans hatten am Westbahnhof heimkehrende Austria-Fans empfangen.
Nach den gewalttätigen Auseinandersetzungen vom 21. Mai 2009, als zahlreiche Rapid-Anhänger nach einem Match zum Westbahnhof fuhren, um von einem Austria-Auswärtsspiel in Linz heimkehrende Austria-Fans "abzuholen", müssen sich 86 Rapid-Fans vor Gericht verantworten. Sämtlichen Angeklagten wird Landfriedensbruch vorgeworfen.
"Führende Beteiligung"
Einem beträchtlichen Teil
der Gewalttäter, nämlich 34 Männern, werden entweder eine "führende
Beteiligung" an den Tumulten bzw. weitere Delikte wie Körperverletzung,
Widerstand gegen die Staatsgewalt und Sachbeschädigung angekreidet. Die
Verhandlung wird Richterin Martina Frank leiten, die davon noch nichts weiß:
Sie befindet sich derzeit im Urlaub.
Gesplitteter Prozess?
Unklar ist auch noch, ob es einen großen
Prozess geben wird: Grundsätzlich könnte die Richterin das Verfahren auch
"splitten" und etwa gegen die Rädelsführer separat verhandelt. Sollte es
einen einzigen Prozess geben, wäre es nicht zwingend nötig, diesen
auszulagern, obwohl das Austria Center Wien dem Grauen Haus bereits einen
Kostenvoranschlag für eine etwaige Anmietung übermittelt hat: Der Große
Schwurgerichtssaal bietet Platz für 250 Personen, womit zumindest die
Angeklagten, ihre Verteidiger sowie die mediale Öffentlichkeit untergebracht
werden könnten.
Ursprünglich hatte die Anklagebehörde gegen 93 Verdächtige ermittelt, wobei sich die Beweislage nicht zuletzt auf Bilder aus Überwachungskameras stützte. Das Verfahren gegen vier außerhalb von Wien wohnhafte Fans wurde aus prozessökonomischen Gründen an näher an ihren Wohnorte gelegene Landesgerichte abgetreten. In drei weiteren Fällen stellte sich heraus, dass die Betreffenden nur kurz am Tatort und an den Gewalttätigkeiten nicht beteiligt waren. Die gegen sie gerichteten Ermittlungen wurden daher eingestellt.
Beamte verprügelt
Die Polizei hätte Handgreiflichkeiten
zwischen den rivalisierenden Fan-Gruppen nur deshalb verhindern können, weil
Beamte den Bahnsteig abschirmten. Daraufhin gingen zahlreiche Rapid-Fans auf
die Einsatzkräfte los. Die Prügel-Szenen wurden von Überwachungskameras
gefilmt.
Rund ein Drittel der Verdächtigen soll zum "harten Kern" organisierter Fan-Gruppen zählen und sich bei den Ausschreitungen besonders hervorgetan haben.
Racheakt
Das "Abpassen" der heimkehrenden Austria-Anhänger war
übrigens ein offensichtlich lange geplanter "Racheakt": Drei bis vier Wochen
vorher sollen Austrianer einen führenden Rapid-Fan erwischt und
krankenhausreif geprügelt haben, was die Grün-Weißen dazu bewog, es den
Violetten "heimzuzahlen".