Coach setzt auf System mit weit vorrückenden Außenverteidigern.
Unter dem neuen Trainer Pep Guardiola ist Triple-Gewinner Bayern München sehr offensiv ausgerichtet, wie am Dienstagabend beim 3:0-(2:0)-Erfolg im Testspiel gegen Brescia Calcio zu sehen war. Der 42-jährige Katalane hat es sich zum Ziel gesetzt, beim deutschen Fußball-Rekordmeister nicht nur kleinere kosmetische Verfeinerungen vorzunehmen, sondern den Spielstil erkennbar zu verändern.
Neue Anforderungen an Bayern-Spieler
Das 4-1-4-1-System mit nur einem Sechser und weit vorrückenden Außenverteidigern sei "ein wenig komisch", gestand Franck Ribery, der in der offensiven Viererreihe weiterhin vor ÖFB-Star David Alaba links spielt, aber auch vermehrt nach innen zieht. Aber die Spieler sind offen für Neues. "Wir müssen reden, müssen lernen, müssen üben", erklärte der Franzose. Thomas Müller, der mit Toni Kroos die zwei zentralen offensiven Mittelfeldpositionen besetzte, berichtete von "anderen Anforderungen und Laufwegen, auch wenn wir gegen den Ball arbeiten".
Probleme beim Umschalten in die Defensive
Defensiv taten sich bei flotten Gegenzügen des Gegners größere Räume auf. Aber Guardiolas Bayern-Fußball ist schließlich auf noch mehr Ballbesitz ausgelegt. Die Münchner greifen mit bis zu sieben Spielern an, weil die Außenverteidiger Philipp Lahm und Alaba sich weit nach vorne verschieben. Müller (23.), Kroos (32.) und Jan Kirchhoff (91.) erzielten am Dienstagabend gegen den italienischen Zweitligisten die Tore. "Einige Trainingsergebnisse haben wir im Spiel schon umsetzen können", kommentierte Müller.
"Sytsem nicht das wichtigste"
4-1-4-1 statt 4-2-3-1? Guardiola mag keine Systemdebatten führen. "Das System ist nicht das wichtigste", bekräftigte er auch nach dem vierten Testspielsieg und wiederholte: "Ich weiß, es wird nicht einfach am Anfang." Auf die großen Fragen wie die, wer denn der einzige Sechser sein könnte - Bastian Schweinsteiger oder Javi Martinez - kann es im übrigen noch keine Antworten geben.
Wichtige Spieler seien noch nicht da, seien verletzt oder noch in Behandlung, merkte Guardiola mit Blick auf die Urlauber Martinez und Dante oder die Rekonvaleszenten Schweinsteiger und Mario Götze an. Gegen Brescia besetzte der 17-jährige Pierre-Emile Hojbjerg die Schlüsselposition vor der Abwehr, später dann Emre Can (19). "Wir brauchen mehr Zeit", sagte Guardiola. "Wir haben sehr gut gearbeitet in der ersten Periode. Und langsam kommen stärkere Gegner."
Rummenigge: "Alles im grünen Bereich"
Trainer und Team befinden sich nach zwei Trainingswochen nach wie vor in einem Anpassungsprozess. "Vorbereitungsspiele sind wichtig, um sich einzuspielen, erst recht, wenn man einen neuen Trainer hat, der das eine oder andere testen will und etwas Neues einführen wird", sagte Karl-Heinz Rummenigge, der extra zum Spiel nach Italien angereist war.
Aktuell sei alles im "grünen Bereich", verkündete der Bayern-Chef nach seinem Austausch mit Guardiola im Teamhotel. "Wichtig ist, dass wir am 9. August, wenn es losgeht mit der Bundesliga, in der richtigen Form sind. Davon bin ich überzeugt", betonte Rummenigge.