Nicht nur die aktuellen Verantwortlichen rätseln über Rapids Krise, auch ehemalige Ikonen des Vereins sind schockiert.
Zehnter und letzter Platz: Rapid Wien steht zur Halbzeit der Bundesliga-Saison 2006/07 so schlecht wie nie zuvor in der 107-jährigen Vereinsgeschichte da. Die sportliche Talfahrt des Fußball-Rekordmeisters bereitet nicht nur Fans, sondern auch "Alt-Grün-Weißen" Sorge, wie am Montag am Rande eines Treffens des "Club Niederösterreich" im NÖ Landhaus in St. Pölten zu erfahren war.
Ex-Präsident "bestürzt"
Günther Kaltenbrunner, ehemaliger Stürmer und Vorgänger von Rudolf Edlinger als Rapid-Präsident, ist ob der Tabellensituation "bestürzt". Mit Rückschlägen müsse man immer rechnen, "aber nicht so". Aus Kaltenbrunners Sicht geht es nun um einen "Schulterschluss bis zur Winterpause" und darum, in den kommenden drei Runden "drei bis fünf Punkte" einzufahren. Er "glaube schon", dass Rapid auch neue Spieler brauchen werde.
Die Mannschaft würde zwar, wie am Sonntag bei Red Bull Salzburg, "gefälligen Fußball spielen", aber "aus meiner Sicht viel zu körperlos". Er vermisse auch "Biss", außerdem würden die Rapidler "viel zu weit weg vom Gegner" stehen. "Jeder kann absteigen", meinte Kaltenbrunner. Dass es die Grün-Weißen treffen könnte, glaube er dennoch nicht.
Bjerregaard: "Rapid unabsteigbar"
Für Jonny Bjerregaard steckt der Rekordmeister "in einer Situation, die man nicht kennt". Bisher sei es "unvorstellbar" gewesen, "dass Rapid absteigt". Besteht die Möglichkeit? "Jetzt schon", so der Sturmtank der Jahre 1966 bis 1972. Es sei "nicht nur Pech", nach 18 Runden die "rote Laterne" zu tragen. Der Tabellenstand "tut weh", so Bjerregaard.
Walzer will neue Spieler
Als "nicht rosig" umschrieb Werner Walzer, am Montag in St. Pölten für 100 Einsätze im "Club Niederösterreich"-Fußballteam geehrt, die Situation bei dem Klub, für den er von 1969 bis 1979 gespielt hatte. Auch er meint, dass es "nicht schlecht" wäre, in der Winterpause neue Spieler zu holen. Absteigen werde Rapid dennoch nicht, so Walzer, der zu den regelmäßigen Besuchern im Hanappi-Stadion zählt.
Reiter trägt "Trauer"
Peter Reiter, von 1958 bis 1962 im Rapid-Dress, trägt "Trauer". "Aber das muss man auch mitmachen." Richard Niederbacher, 1985/86 Meister und Cupsieger mit den Wienern, meint, dass man die Tabellensituation "nicht unterschätzen" dürfe. Rapid werde wohl "Spieler mit Charakter" holen müssen, sagte der Steirer, ebenfalls regelmäßiger Besucher der Rapid-Heimspiele. "Was ich sehe, tut mir weh bis ins Herz", so der frühere Tormann Helmut Maurer. "Ich habe 40 Jahre meines Lebens mit Rapid verbracht". Der Verein sollte auch auf die Erfahrung ehemaliger Spieler zurückgreifen, so Maurer.