Werder-Legionär nur auf Abruf im Kader. Dafür holt Constantini 4 Debütanten.
ÖFB -Teamchef Dietmar Constantini hat die Konsequenzen aus den jüngsten Eskapaden von Marko Arnautovic gezogen und den Stürmer von Werder Bremen nicht für die EM-Qualifikationspartie am 3. Juni in Wien gegen Deutschland und für das Testspiel vier Tage später in Graz gegen Lettland nominiert. Ebenfalls nicht dabei sind unter anderem der verletzte Einsergoalie Jürgen Macho (Panionios Athen) und der noch nicht topfite Stefan Maierhofer (Duisburg), dafür feiern Stefan Kulovits (Rapid), Christoph Leitgeb (Salzburg), Hans-Peter Berger (Admira) und Roman Kienast (Sturm Graz) ihr ÖFB-Comeback. Außerdem bekommt Daniel Royer (Ried) erstmals eine Chance.
Abstimmen: Ist die Teamchef-Entscheidung richtig?
Für Arnautovic hingegen war diesmal kein Platz im Nationalteam. Aufgrund der enttäuschenden Auftritte gegen Belgien und die Türkei, vor allem aber wegen der Disziplinlosigkeiten rund um beide Partien - gegen Belgien diskutierte der 22-Jährige während eines Eckballs für Österreich an der Linie mit Constantini, nach dem Türkei-Match kam es zu einer Kabinenrangelei mit Maierhofer - stand für den Nationaltrainer schon lange fest, auf das "enfant terrible" zu verzichten.
Arnautovic bettelte um Einberufung
Da nützte es auch nichts, dass Arnautovic vor einiger Zeit Constantini anrief und um seine Einberufung bat. "Das ist eine Entscheidung gegen sein Talent und für das Kollektiv. Er ist extrem motiviert, aber wenn er über die Linie geht, hast du ihn als Trainer verloren. Es ist nicht gut, wenn jemand so viel Potenzial hat und es nicht abruft", meinte der Tiroler.
Spätestens seit dem EM-Quali-Doppel im März ist Arnautovic bei den meisten arrivierten Teamspielern unten durch. "Einige Top-Profis goutieren es nicht, wenn ein Junger macht, was er will", erzählte Constantini. Um wieder einberufen zu werden, müsste sich der Offensivspieler "normalerweise total ändern".
Kleine Hoffnung für Ivanschitz
Arnautovic steht gemeinsam mit Spielern wie Maierhofer (Constantini: "Er war zwei Monate verletzt"), Roland Linz, Roman Wallner oder Ümit Korkmaz auf der Abrufliste. Andreas Ivanschitz hingegen schaffte es nicht einmal ins Reservekontingent, obwohl er zuletzt beim Mainzer 3:1-Auswärtssieg gegen Schalke von Constantini beobachtet worden war. "Da hat er nicht seinen besten Tag erwischt", sagte der 55-Jährige, merkte aber an, der Ex-Kapitän sei diesmal "näher" an einer Einberufung gewesen.
Vier Debütanten im Kader
Weiterhin kein Thema ist auch Gladbach-Innenverteidiger Martin Stranzl, was Constantini mit dessen Rücktritt vor eineinhalb Jahren erklärte. Dafür könnten neben Berger und Royer auch Thomas Schrammel (Ried) und Manuel Weber (Sturm Graz) debütieren. Kulovits darf auf sein zweites Länderspiel hoffen, die Premiere erfolgte am 8. Februar 2005 gegen Zypern. "Er steht zu 100 Prozent unter Strom", sagte Constantini über den Rapid-Mittelfeldspieler.
Kienast musste auf sein Comeback nicht so lange wie Kulovits warten. Der Sturm-Goalgetter wurde bereits für das Februar-Testspiel in Eindhoven gegen die Niederlande nachnominiert, diesmal aber darf er sich wohl größere Hoffnungen auf einen Einsatz machen.
Comeback von Leitgeb
Nach über acht Monaten kehrt Leitgeb wieder zur Nationalmannschaft zurück - dabei hatte Constantini noch im August gemeint, der Steirer sei "kein Killer". "Das ist mir rausgerutscht und war unglücklich formuliert. Er ist von der Technik her sehr gut und sehr schnell, beim Abschluss könnte er sich verbessern."
Aufstellungsvarianten
In punkto Aufstellung ließ sich Constantini nicht in die Karten blicken. So blieb etwa die Frage nach dem Einsergoalie unbeantwortet, dafür deutete der Nationaltrainer an, Christian Fuchs eventuell im linken Mittelfeld einzusetzen und von den Deutschland-Legionären zusätzliche Infos über die DFB-Auswahl einzuholen.
Krasser Außenseiter
Selbst bei möglichen neuen Erkenntnissen bleibt für das ÖFB-Team gegen den aktuellen WM-Dritten, der alle Spiele der bisherigen EM-Quali gewonnen hat, nur die Rolle des krassen Außenseiters. "Aber das müssen wir wegstecken und versuchen, gegen die Deutschen zu punkten, auch wenn es unrealistisch klingt", sagte Constantini.
Er sei überzeugt, dass seine Mannschaft die derzeitige Nummer vier der Welt ärgern könne. "Die haben uns schon zwölf Punkte beim Song Contest gegeben, jetzt holen wir uns noch einmal drei Punkte", erklärte der Teamchef augenzwinkernd.
Keine Gedanken an Lettland verschwenden
Mit dem vier Tage nach dem Deutschland-Match folgenden Freundschaftsspiel gegen Lettland will sich der Teamchef im Moment noch nicht befassen, auch die Problematik, dass die Teamspieler dadurch einen kürzeren Urlaub haben, wurde vorerst ausgeblendet. "Es kann sein, dass ich vor diesem Spiel zwei, drei Spieler in den Urlaub schicke. Es kann auch sein, dass ich dann selbst schon daheim bin, man weiß ja nie in diesem Geschäft."
Mit Blick auf die Situation in der EM-Qualifikation war dem Teamchef weniger zum Scherzen zumute. "Wir haben mehr oder weniger keine Chance, außer wir gewinnen die letzten fünf Spiele, was unrealistisch ist, so wie wir uns in den letzten zwei Spielen präsentiert haben", meinte der Tiroler.
Nach genauem DVD-Studium kam Constantini zur Erkenntnis, dass die Leistung beim 0:2 in der Türkei noch schlechter als beim 0:2 gegen Belgien war. "Da haben wir im Mittelfeld jeden Ball dem Gegner gegeben, daher waren wir in der Offensive nicht vorhanden. Gegen Belgien war es mehr eine Kopfgeschichte."
ÖFB-Kader für EM-Quali
Tor: Helge Payer (Rapid/20 Länderspiele/24 Gegentore), Christian Gratzei (Sturm Graz/5/10), Hans-Peter Berger (Admira/0/0)
Abwehr: Aleksandar Dragovic (FC Basel/SUI/11 Länderspiele/0 Tore), Manuel Ortlechner (Austria/6/0), Emanuel Pogatetz (Hannover 96/GER/42/2), Thomas Schrammel (Ried/0/0), Ekrem Dag (Besiktas Istanbul/TUR/5/0), Christian Fuchs (FSV Mainz 05/GER/39/1), Florian Klein (Austria/6/0)
Mittelfeld: Paul Scharner (West Bromwich Albion/ENG/34/0), David Alaba (1899 Hoffenheim/GER/8/0), Julian Baumgartlinger (Austria/11/0), Andreas Hölzl (Sturm Graz/10/2), Zlatko Junuzovic (Austria/11/0), Stefan Kulovits (Rapid/1/0), Christoph Leitgeb (Salzburg/27/0), Daniel Royer (Ried/0/0), Manuel Weber (Sturm Graz/0/0)
Angriff: Erwin Hoffer (Kaiserslautern/GER/22/3), Marc Janko (Twente Enschede/NED/19/7), Roman Kienast (Sturm Graz/10/1), Martin Harnik (VfB Stuttgart/GER/22/3)
Auf Abruf: Georg Margreitter (Austria/0/0), Guido Burgstaller
(Wiener Neustadt/0/0), Christopher Drazan (Rapid/2/0), Alexander
Grünwald (Wiener Neustadt/0/0), Jakob Jantscher (Salzburg/9/1), Ümit
Korkmaz (VfL Bochum/GER/10/0), Marko Arnautovic (Werder
Bremen/GER/11/4), Stefan Maierhofer (MSV Duisburg/GER/17/1), Roland
Linz (Austria/39/8), Roman Wallner (Salzburg/29/7)