"Innerlich geweint"

Arnautovic spricht über Rassismusvorwurf

29.03.2009

Die letzten Wochen waren für Holland-Legionär Marko Arnautovic nicht leicht. Er soll einen Gegenspieler rassistisch beschimpft haben. Inzwischen wurde das Verfahren gegen den 19-Jährigen wieder eigenstellt.

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© APA/ Jäger
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Die vergangenen Wochen waren für Marko Arnautovic eine extrem harte Zeit. Der Jungstar aus Österreich ist in den Niederlanden, wo er beim Tabellenzweiten Twente Enschede unter Vertrag steht, am 14. März über Nacht von einem bekannten Fußballer zu einem Thema in sämtlichen Nachrichtensendungen geworden. Grund dafür war leider nicht seine reichlich gefüllte fußballerische Trickkiste, sondern ein Rassismusvorwurf gegen seine Person.

"Menschenunwürdig geschimpft"
Im Teamcamp in Velden sprach Arnautovic nun erstmals öffentlich über dieses Thema. "Wir haben uns menschenunwürdig und sehr heftig geschimpft. Aber dieses Wort, das er mir vorgeworfen hat, ist niemals gefallen", versicherte Arnautovic, dem Willem-II-Verteidiger Ibrahim Kargbo vorgeworfen hatte, ihn als "Nigger" beschimpft zu haben.

Das wenig freundschaftliche Verhältnis zwischen Arnautovic und Kargbo besteht schon länger. "Jedes Mal wenn wir gegeneinander spielen, steigt er mir auf die Füße und haut mir ein paar rein. Aber als wir so dastanden und uns gegenseitig beschimpften, habe ich mir nur gedacht: Was machen wir da eigentlich?", erklärte der tiefgläubige ÖFB-Teamstürmer, der vor und nach dem Spiel sowie vor dem Schlafengehen Gebete spricht und auf seinem Innenarm die Worte "Gott beschütze mich" tätowiert hat.

Unerwartete Auswerkungen
Die Auswirkungen der Geschichte hatte Arnautovic völlig unterschätzt. "Ich bin nach Hause gekommen und meine Familie hat mich gefragt, ob ich wüsste, was das für Konsequenzen haben könnte. Ich hab gesagt, dass mir das egal ist und bin schlafen gegangen. Am nächsten Tag bin ich aufgestanden, habe Zeitungen gelesen und ins Internet geschaut. Ich dachte mir, ich bin im falschen Film und wusste nicht, was da plötzlich los war."

Belastende Situation
Für Arnautovic war die Situation extrem belastend. "Ich bin erst 19 Jahre alt. Ich bin zu Hause gesessen und habe innerlich geweint", gestand Arnautovic. Die Untersuchungen gegen Arnautovic durch den niederländischen Verband sind mittlerweile seit Montag wegen zu geringer Beweislage eingestellt worden. "Ich bin sehr erleichtert, ich bin jetzt wieder frei", meinte Arnautovic.

Kontakt mit Gegenspieler Kargbo hat es seit dem Zwischenfall nicht gegeben. Doch Arnautovic berichtete von einem niederländischen TV-Interview des Mannes aus Sierra Leone. "Er hat dabei gesagt, dass es ihm leid für mich tue." Arnautovic hätte "keinerlei Probleme", die Sache mittels eines Gesprächs mit Kargbo aus der Welt zu schaffen. "Auf dem Feld ist dein bester Freund dein größter Feind. Abseits des Rasens schaut die Sache ganz anders aus."

Arbeitet an Disziplin
Dass in ihm das Potenzial zu einem emotionsgeladenen "Häferl" steckt, will Arnautovic nicht abstreiten. Aber Arnautovic hat in dieser Hinsicht hart an sich gearbeitet. "Früher hatte ich disziplinäre Probleme. Da habe ich gegen Trainer zurückgeredet und Mitspieler beschimpft. Manche Eltern von Teamkollegen haben mich als kleinen Teufel gesehen. Aber ich habe mich geändert, ich bin jetzt ein ruhigerer Mensch."

Deshalb will er auch am Mittwoch in der WM-Qualifikation gegen Rumänien ausschließlich seine fußballerische Klasse sprechen lassen. Zahlreiche Topclubs stehen aber bereits jetzt bei seinem Manager Schlange. Ob Arnautovic dennoch bei Twente bleibt oder in eine seiner drei Lieblingsligen (Spanien, Italien, England) wechselt, will er erst nach Saisonende entscheiden.

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