Arnautovic und Prödl mit Werder auf "Heim-Trainingslager" in Steiermark.
Die Grünen des SV Werder Bremen sind in der Grünen Mark gelanden und tankten dort bis 6. August Kraft für die kommende Fußball-Saison. Unter den 22 Akteuren, die im Hotel Falkensteiner von Bad Waltersdorf Quartier bezogen, befinden sich mit dem "alten" Sebastian Prödl und dem "neuen" Marko Arnautovic auch zwei Ösis, die sich der Presse stellten. Dabei legte Letzterer ein Geständnis ab: "So viel wie im Training von Werder bin ich noch nie in meinem Leben gelaufen".
Traum und Wirklichkeit
Der Sohn einer Wienerin und eines Serben
bestätigte seine Liebe zu Serbien und seine Aussage, die er vor einiger Zeit
in einem Interview gemachte hatte. "Ich bin stolz für Österreich zu spielen.
Ich spiele gerne, wenn ich gerufen werde. Aber es bleibt immer ein Traum,
für Serbien zu spielen, auch wenn ich weiß, dass das gar nicht mehr geht,
weil ich schon für Österreich im Einsatz war", sagte der 21-Jährige. In der
Familie werde serbisch geredet und gelebt, doch sei ihm niemand böse, wenn
er den ÖFB-Dress trage.
Familienmensch
Die Familie ist dem begnadeten Kicker sehr
wichtig, daher habe er auch seine Eltern und seinen Bruder an die Weser
mitgenommen. "Leute, die mich kennen, wissen, dass ich charakterlich nicht
so bin, wie ich öffentlich dargestellt werde", beteuerte der
Offensiv-Spieler. Den Erwartungsdruck, den er auch in Bremen zu spüren
bekommen wird, fürchtet er nicht. "Den habe ich in Mailand auch gehabt. Doch
habe ich dort zu wenig gespielt, da habe ich nicht beweisen können, wie gut
ich bin".
Arnautovic arbeitet an Fitness
Obwohl er aus Mailand kam, sei
Bremen für ihn eine andere Welt. Werder sei ein hoch angesehener Verein in
Europa, das sei für ihn eine neue Herausforderung in einer neuen Liga. "Ich
glaube, dass ich mich durchsetzen kann". Sein neuer Trainer glaubt an den
Wiener. "Er kann Ausgezeichnetes leisten, aber er muss das auch zutage
fördern. Im U20 und in den Niederlanden hat er schon gezeigt, was er kann",
sagte Thomas Schaaf über seinen Neuen, der noch seine Fitness auf Vordermann
bringen müsse. Ein Manko, das auch Prödl aufgefallen ist.
Keine Probleme
Über das schlechte Image, das Arnautovic neben dem
Rasen und manchmal auch auf dem Grün nachgesagt wird, wisse Schaaf bescheid.
"Davon habe ich mich nicht beirren lassen. Ich habe mit ihm kein Problem. Er
zieht voll mit". Der Ösi, der mehrere Sprachen spricht, freut sich schon
besonders auf die deutschen Teamspieler, von denen er bisher nur Marin
kennengelernt hat. Dieser ist ebenso schon im Camp wie Daniel Jensen und der
nach einer Leisten-OP wieder fitte Kapitän Torsten Frings. Die weiteren
Südafrika-Teilnehmer Wiese, Özil und Mertesacker werden am Montag erwartet.
Prödl sucht Anschluss
Prödl, der in seine dritte Saison mit
den Hanseaten geht, steht seinem Landsmann mit Rat und Tat sowie als
Dolmetsch zur Seite. "Nach Niederländisch und Italienisch muss Marko jetzt
Hochdeutsch lernen. Auch ich habe in den ersten paar Wochen das Hochdeutsch
nicht verstanden", meinte der Steirer. Dieser möchte nach einem
erfolgreichen ersten Jahr, einer von Verletzungen begleiteten zweiten Saison
und einem Frühjahr, in dem er den Anschluss wieder gefunden hat, an seine
besten Werder-Zeiten anknüpfen. Auch ohne Familie, die er nicht öfters als
in seiner Sturm-Ära sieht.
Schaaf hat große Erwartungen
Das Fußfassen in der
Innenverteidigung, wo Naldo und Mertesacker gesetzt sind, ist eine
schwierige Aufgabe. "Er muss eine Marke setzen. Wir haben große Erwartungen
in ihn", sagte Schaaf. Der Verteidiger sei bereit, wenn einer der Zwei
verletzt ist. "Aber er muss sich einen Platz erkämpfen und reinspielen und
nicht warten, bis er gebraucht wird." Naldo fehlt derzeit schon lange wegen
Knieproblemen. Und wenn im Zentrum kein Platz frei ist, muss sich der
23-Jährige eben als Außenverteidiger aufdrängen. "Ich darf nicht auf
Ausfälle warten, sondern will mich selber qualifizieren", hat der Grazer
gelernt.
Ob sie in der Startelf stehen oder nicht, eines haben die zwei rot-weiß-roten Zwillinge im grünen Dress gemeinsam: Die Empfehlung an alle jungen Kicker in der Heimat, den Weg ins Ausland zu suchen. "Ich hoffe, dass viele den Sprung schaffen, denn das kommt auch dem Nationalteam zugute", meinte Arnautovic und Prödl fügte hinzu: "Das Challenge08-Projekt für den Nachwuchs trägt Früchte. Das zeigen auch die vielen Österreicher in der Bundesliga".