Zuerst Zoff mit dem Coach, dann Tor und Assist von Arnautovic.
Thomas Schaaf, Chefcoach des deutschen Fußball-Cupfinalisten Werder Bremen, ist dafür bekannt, dass er Spieler in der Öffentlichkeit nicht kritisiert. Aber im Fall Marko Arnautovic platzte ihm am Sonntagabend während einer Übungseinheit im Trainingslager auf Norderney der Kragen. "Du bewegst dich nicht. Das ist zu wenig. Das können wir nicht gebrachen", brüllte Schaaf laut der Zeitung "Weser Kurier" den ÖFB-Legionär auf dem Platz der Ostfriesischen Insel an.
Alles halb so wild?
Der 22-Jährige, der im heurigen Sommer von
Inter Mailand für geschätzte 6,2 Millionen Euro an die Weser gewechselt war,
aber Twente Enschede gehört hatte, nahm die lautstarke Schelte gelassen
entgegen. Er habe seinem neuen Chef, ohne ihm in die Augen zu sehen, den
Rücken gekehrt, sich den Schweiß von der Stirn gewischt und sei aufrechten
Schrittes von dannen gezogen. Eine halbe Stunde nach dem Zwischenfall meinte
Arnautovic zum Reporter: "Es ist nichts Schlimmes passiert, nur ein
Stellungsfehler."
Prödl nimmt Arnautovic in Schutz
Spätestens jetzt wissen
auch der SV Werder und seine Verantwortlichen, dass der Wiener nicht nur
über außerordentliche fußballerische Anlagen verfügt, sondern charakterlich
auch ein schwieriger Typ ist. Als sein Landsmann und Vereinskollege
Sebastian Prödl gefragt wurde, was denn Arnautovic, den er vom ÖFB-Team
kennt, auszeichne, stellte er ein Charakteristikum an oberste Stelle: "Er
hat viel Selbstvertrauen. Er ist eben ein Offensivspieler - das sieht man
auch an seinem Auftreten."
Fitness ist wichtig
Der Gescholtene mag zweifellos Qualitäten
und Potenzial haben, aber aktuell fehlen ihm noch ein paar Grundlagen. "Bei
Marko ist es wichtig, dass man ihn auf einen guten Fitnessstand bringt",
erklärte Schaaf. Seine "großartigen Fähigkeiten"
sehe man, "aber er muss auch die Kraft und die Kondition dafür haben.
Daran arbeiten wir." Diese Sätze hatte der Trainer laut "Weser
Kurier" nur wenige Stunden vor dem Rüffel für Arnautovic gesprochen.
Mit Tor und Assist versöhnt
Das erste Testspiel im
Werder-Dress verlief für Arnautovic erfolgreich. Beim 6:1-(3:1)-Erfolg am
Dienstagabend gegen KFC Uerdingen traf er in der 25. Minute zum 2:0, schon
in der 4. Minute hatte er das 1:0 durch Kroos vorbildlich aufgelegt.
Arnautovic spielte wie Prödl bis zur Pause und dürfte sich die Kritik seines
Trainers zu Herzen genommen haben. "Er hat sich viel bewegt und den
Fans schon mal gezeigt, was er drauf hat. Ich hoffe aber, dass er in den
nächsten Spielen noch besser wird", schlug Schaaf nach dem Match
versöhnliche Töne an.
Dementsprechend zufrieden zeigte sich Arnautovic nach der Partie: "Ich habe heute eine Vorlage gegeben und einen Treffer selber erzielt. Einige Kombinationen haben auch schon ganz gut funktioniert. Ich denke, wir können mit dem Spiel zufrieden sein." Dann schickte der 21-Jährige noch selbstkritische Töne nach: "Ich persönlich werde nun weiter an meiner Fitness arbeiten und dann sieht es im nächsten Trainingslager nochmal anders aus."