Der Inter-Legionär zeigte beim U21-Länderspiel zahlreiche geniale Aktionen.
Der 3:0-Testspielsieg der österreichischen Fußball-U21-Nationalmannschaft gegen Dänemark ist am Mittwoch zur Bühne für Marko Arnautovic geworden. Der Legionär von Inter Mailand drückte der Partie im Wiener Horr-Stadion in jeglicher Hinsicht seinen Stempel auf - zum einen durch ein prachtvolles Freistoßtor, eine gelungene Tor-Vorbereitung und weitere starke Einzelaktionen, zum anderen durch seinen Hang zur Selbstdarstellung.
Arnautovic schupfte, ferselte, umarmte mehrmals seinen Gegenspieler, schrieb in der Pause Autogramme, posierte für Fotos und verabschiedete sich schließlich bei seiner Auswechslung in der 70. Minute theatralisch von seinen Mitspielern. Allerdings fiel der 20-Jährige nicht nur durch sein außergewöhnliches Gehabe auf, sondern auch durch Aktionen, in denen erkennbar wurde, welch großes Talent in ihm schlummert.
Mehr Genie
Für U21-Teamchef Andreas Herzog ist Arnautovic
zumindest im Moment mehr Genie als Wahnsinn. "Es gab einen Krankl, einen
Herzog, einen Polster, einen Prohaska, aber Arnautovic stellt sie alle in
den Schatten, wenn er sein Potenzial abruft. Das ist mit Abstand der beste
Fußballer, der in den letzten 30 Jahre auf dem Fußball-Platz herumgelaufen
ist", sagte der ÖFB-Rekordspieler über den fünffachen A-Internationalen, für
dessen Nominierung er sich in seiner Zeit als Assistent von Teamchef Karel
Brückner massiv ausgesprochen hatte.
Herzog scheint mit dem schwierigen Charakter gut umgehen zu können, immerhin lief Arnautovic nach seinem Tor schnurstracks zur Betreuerbank und umarmte seinen Coach. "Er hat ein eigenes Naturell, da kann er sich vielleicht einiges zusammenhauen. Aber so ist er eben", lautete die Einschätzung des Wieners.
In ein taktisches Korsett will Herzog den möglicherweise teuersten österreichischen Kicker - die neun Millionen Euro Ablöse von Inter an Twente Enschede werden erst ab einer gewissen Anzahl von Einsätzen fällig - auf keinen Fall zwängen. "Er ist ein außergewöhnlicher Spieler. So jemandem muss man auch Freiheiten geben."
Wortkarg
Arnautovic präsentierte sich nach seinem Auftritt eher
wortkarg. "Ich kann mit meiner Leistung in den ersten 45 Minuten zufrieden
sein. In der zweiten Hälfte war ich schon müde, weil mir die Spielpraxis
fehlt", sagte der Angreifer, der zu seiner aktuellen Situation bei Inter
keinen Kommentar abgeben wollte. Dafür zeigte er sich über das Verhalten von
A-Teamchef Dietmar Constantini ihm gegenüber irritiert. "Es geht nicht um
eine Einberufung, es geht ums Melden", sagte Arnautovic. Seiner Meinung nach
hätte der Nationaltrainer ein Gespräch mit ihm suchen sollen.
Rund um die Arnautovic-Show geriet fast zur Randnotiz, dass die ÖFB-Truppe den Gastgeber der EM 2011 mit 3:0 abgefertigt hatte. "Man hat gesehen, wir haben das Potenzial, um uns für die EM zu qualifizieren", meinte Herzog, der sich bereits am Dienstag über das überraschende 2:2 von Aufstiegs-Mitkonkurrent Schottland daheim gegen Schlusslicht Aserbaidschan freuen durfte. Die entscheidende Quali-Phase beginnt für die ÖFB-Junioren im August.