Dem Bundesliga-Verein Austria Kärnten droht das Aus und der österreichischen Liga damit ein Riesen-Skandal zu Beginn des EURO-Jahres.
Untergang
Chaostage und Untergangsstimmung am Wörthersee. Seit
Wochen brodelt die Gerüchteküche. Fakt ist: Der Klub steckt in gewaltigen
Schwierigkeiten. Bereits vor ein paar Wochen mussten Sponsoren Geld
zuschießen, um die Lücken im Vereinsbudget zu schließen. Gestern reichte es
Austria-Kärnten-Präsident Mario Canori endgültig. Er fühlt sich im Stich
gelassen, ist frustriert, hat genug.
Der Klubchef sagte im ÖSTERREICH-Gespräch offen, dass er ans Zusperren denkt: „Es gibt für mich zwei Ausstiegsszenarien – entweder stellen wir den Spielbetrieb ein oder ich verkaufe die Lizenz.“ Jene Lizenz, die Austria Kärnten erst vor einem halben Jahr von Pasching erworben hat. Und das mit kräftiger Hilfe von Jörg Haider. Nun kämpft der Retortenverein ums Überleben. Die Bundesliga-Lizenz möchte Schwadorf.
Alarm
In der Bundesliga-Zentrale läuten sämtliche Alarmglocken.
In der EM-Saison kann sich die Liga so ein Debakel nicht leisten. Canori hat
resigniert: „Ich habe den Eindruck, dass man in Kärnten überhaupt keinen
Spitzenfußball will. Wir bekommen null Unterstützung, werden nur noch
angegriffen. Ich bin entsetzt über das, was hier passiert.“
Canori sieht sich heftigen Vorwürfen ausgesetzt: Beim Bundesliga-Schlusslicht sollen Steuergelder in Millionenhöhe geflossen sein, angeblich steht der Staatsanwalt vor der Tür. Canori dementiert: „Das ist kompletter Blödsinn. Ich lasse mich sicher nicht wie ein Krimineller hinstellen – ich war immer korrekt. Wir haben noch niemals auch nur einen Cent an Steuergeldern erhalten.“
Politkrimi
Hintergrund: Der Verein ist politisch zwischen die
Fronten geraten. Die jüngsten Attacken der Kärntner SPÖ gaben Canori den
Rest. Der Klubchef: „Ich fordere einen Schulterschluss von Stadt und Land.
Ich erwarte Unterstützung – ich kann nur auf Hilfe der öffentlichen Hand
hoffen.“
Allein die Kosten für die Stadionbenutzung fressen Austria Kärnten auf. In der EM-Arena zahlt der Verein pro Heimspiel zwischen 60.000 und 75.000 Euro. Für Canori ein Wahnsinn: „Das hat uns wie ein Keulenschlag getroffen. Aber wenn wir weg sind, steht dieses Prachtstadion leer.“
Der gefeuerte Startrainer Walter Schachner kassiert 30.000 Euro pro Monat, macht als Sportdirektor weiter, weil sich Canori die Abfindung nicht leisten kann. Kärnten am Ende!
Lesen Sie auf der nächsten Seite: Das Interview mit dem Präsidenten
ÖSTERREICH: Warum wollen Sie nach einem halben Jahr aufgeben, Herr
Canori?
Mario Canori: Ich lasse es nicht zu, dass man uns als
Kriminelle hinstellt. Ich bin ein korrekter Geschäftsmann. Umso entsetzter
bin ich über die Angriffe, die jetzt massiv kommen. Das habe ich nicht
verdient.
Man hört, dass der Staatsanwalt vor der Tür stehen soll, dass
Steuergelder in Millionenhöhe geflossen sein sollen. Stimmt das?
Kompletter
Blödsinn. Austria Kärnten hat nicht einen Cent an Steuergeldern bekommen.
Aber wir zahlen fleißig Steuern, sorgen für ein Volumen von zwei Millionen
Euro. Das ist die Wahrheit!
Wie erklären Sie sich dann die Angriffe?
Ich kann es mir
nur so erklären, dass man keinen Spitzenfußball möchte in Kärnten. So hat es
auch überhaupt keinen Sinn weiterzumachen. Durch die Negativ-Schlagzeilen
werden alle Sponsoren abgeschreckt.
Was verlangen Sie?
Einen Schulterschluss von Stadt und Land.
Ich verlange die nötige Unterstützung für Austria Kärnten – ich verlange
kein Geld für die Mannschaft, sondern rein für die Infrastruktur. Unsere
Rahmenbedingungen sind ein Witz. Beim Schlager gegen Rapid hat uns allein
die Stadionbenutzung fast 75.000 Euro gekostet. Das ist nicht mehr zu
bezahlen. Ich kann jetzt nur noch auf die Hilfe der öffentlichen Hand hoffen.
Sonst?
Sonst sehe ich keine Zukunft mehr. Dann stellen wir
den Spielbetrieb lieber ganz ein, oder wir verkaufen die Bundesliga-Lizenz.
Jene Lizenz, die Sie erst vor ein paar Monaten vom FC Superfund Pasching
bekommen haben …
Damals habe ich mich riesig gefreut. Jetzt
bin ich frustriert. Wir werden im Stich gelassen, das hätte ich niemals
erwartet.
Können Sie die Bundesliga-Lizenz überhaupt so schnell verkaufen?
Ja,
das ist wirklich unser geringstes Problem. Es gibt zwei Interessenten. Und
glauben Sie mir: Das sind auch alles keine leeren Drohungen. Ich meine es
ernst, habe genug.
Interview: Christian Russegger/ÖSTERREICH