Mit Tommy Parits kehrt eine violette Legende an den Verteilerkreis zurück: Vier Meistertitel als Spieler, einer als Trainer der Austria.
Legenden-Bindung hat im Klub-Fußball fast die gleiche Bedeutung wie Legenden-Bildung. Magna-Boss Frank Stronach hingegen verzichtete in seinen bisherigen acht Jahren als Mäzen der Wiener Austria zumeist auf Verpflichtungen von Ex-Galionsfiguren, umso überraschender kam am Freitag - nur wenige Stunden nach dem 1:4-Heimdebakel im UEFA-Cup gegen SV Zulte Waregem - die Bestellung von Thomas Parits zum neuen General Manager.
Lange weg vom Fenster
Der 60-jährige Burgenländer gilt zwar als Austria-Legende, im Gegensatz zu den von Stronach zunächst engagierten und dann wieder abservierten jüngeren Ikonen wie Herbert Prohaska und Toni Polster war der frühere Teamstürmer aber in den vergangenen 15 Jahren nicht im Profi-Fußball tätig.
Seinen letzten Trainerjob im Oberhaus bei Admira Wacker quittierte Parits im Oktober 1991, davor betreute er VSE St. Pölten (1988 - 1990), die Austria (1984/85 - Meister, 1986/87 - Vizemeister) und SC Neusiedl/See (1982/83).
Auch bei Europacup-Finale dabei
Als Spieler fuhr der gebürtige Siegendorfer mit der Austria, für die er von 1964 bis 1970 und von 1977 bis 1979 spielte, gleich vier Meistertitel ein. Außerdem war er 1978 im Pariser Europacup-Finale der Cupsieger und damit im ersten europäischen Endspiel eines österreichischen Klubs mit von der Partie - damals als Bestandteil des legendären "Hundertjährigen Sturms", zu dem noch Pirkner und Morales zählten. Davor hatte Parits beim 1. FC Köln (1970/71), Eintracht Frankfurt (1971 - 1974) und FC Granada (1974 - 1977) eine erfolgreiche Auslands-Karriere absolviert.
In jungen Jahren zur Austria
Der Flügelspieler wurde bereits als 17-Jähriger von Ernst Ocwirk zur Austria geholt, wo prompt an seiner körperlichen Entwicklung gearbeitet wurde. "Ich war allen zu dünn, habe keine 60 Kilo gehabt. Darum habe ich oft dunkles Bier und rohe Eier bekommen", erinnerte sich Parits, der damals die 100 Meter in 11,05 Sekunden bewältigte.
Zerwürfnis mit Joschi Walter
Diese Methoden machten sich bald bezahlt, denn der Burgenländer avancierte schnell zum Stammspieler und absolvierte Ende der 60er Jahre für die "Veilchen" sogar 112 Partien in Folge. Der gelernte Schlosser, der 27-mal das ÖFB-Teamtrikot trug (5 Tore), erlebte mit den Favoritnern aber nicht nur schöne Zeiten - so warf er als Betreuer trotz des Titelgewinns 1985 das Handtuch. "Joschi Walter hat mir gesagt, ich kann zu denselben Konditionen wie bisher Trainer bleiben - und das nach einem Meistergewinn mit neun Punkten Vorsprung! Da bin ich gleich aufgestanden und gegangen", sagte Parits, der aber schon ein Jahr danach wieder Austria-Trainer wurde.