Auf einer Homepage schlägt man harte Töne gegen den Verein an.
Die Neonazi-Webseite "alpen-donau.info" hat am Mittwoch im Fall der NS-Parolen, die am vergangenen Donnerstag während des Europa-League-Qualifikationsspiels zwischen Fußball-Vizemeister Austria Wien und Aris Saloniki (1:1) von der Osttribüne im Horr-Stadion gekommen waren, nachgelegt und auch Drohungen ausgestoßen. Unter anderem wird dort behauptet, dass "es ja eine Art 'Gentlemen's Agreement' zwischen Fans und der Vereinsführung" gebe. Austrias Wirtschaftsvorstand Markus Kraetschmer bezeichnete solche Äußerungen als "Schwachsinn".
Auslöser der Diskussion waren Parolen wie "Adolf Hitler ist mein Freund", "Zick-Zack Zigeunerpack" und "Rassist, Faschist, Hooligan", die mutmaßlich Mitglieder der Fan-Gruppe "Unsterblich Wien" (im Fanjargon Ust) gerufen hatten. Auch der Hitler-Gruß war zu sehen. Die Austria hat bereits drei Hausverbote gegen Mitglieder der Ust erlassen, weitere vier werden vorbereitet, wie Kraetschmer ankündigte. Das Wiener Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung ermittelt wegen des Verdachts der NS-Wiederbetätigung.
"Stadionverbot für Zeugen"
Auf "alpen-donau.info"
wurde nun angesichts dieser Maßnahmen unverhohlen mit weiteren Aktionen
gedroht: "Angesichts solcher Töne sollte man sich überlegen, wie lange man
mit frechen Antifaschisten noch verhandeln will? Die Vertreter der Kurve,
aber auch die zuständigen szenekundigen Beamten sollten schleunigst beim
Verein intervenieren. Wir wollen ja nicht, daß es in Österreich zu so
unschönen Szenen wie in Italien kommt. Bekanntlich wurde ein Lega Nord-Fest
von 500 Atalanta Bergamo Fans besucht. Einige Einsatzfahrzeuge sollen dabei
auch in Brand geraten sein. Der italienische Innenminister Roberto Maroni,
welcher beim Fest ebenfalls anwesend war, hatte davor strenge Auflagen für
Fußballfans beim Zugang zu Stadien in Italien durchgesetzt."
Zeugen - auf der Homepage "Denunzianten" genannt - seien "umgehend von der Kurve mit Stadionverbot zu belegen". Nicht zuletzt riefen die Neonazis dazu auf, "die Bühne des Fußballs zu nutzen, um offensiv gegen Unrechtsgesetze vorzugehen". Damit gemeint ist offenbar das Verbotsgesetz.
Verein fährt "klare Linie"
"Alle diese Dinge
werden an die Polizei weitergeleitet, im speziellen an das Landesamt für
Verfassungsschutz", sagte dazu Kraetschmer. Es gebe in diversen Foren auch
Behauptungen, dass Transparente dieser Fans vom Verein finanziert oder
mitfinanziert worden seien, "das ist alles derselbe Quatsch". Der
Wirtschaftsvorstand: "Es gibt kein Agreement."
Der Verein habe sich "zu einer klaren Linie entschlossen, auf der Basis von Fakten zu handeln", so Kraetschmer. Diese dürften aber nicht ganz so leicht zu bekommen sein. Zwar gibt es die Stadionkameras und ID-Cards, mit denen allfällige Übeltäter relativ einfach zu identifizieren sind.
"Andere sollen eingeschüchtert werden"
Aber
Aussagen von Personen, die Vergehen selbst wahrgenommen haben, sind offenbar
nicht so einfach zu bekommen. Angesprochen auf Drohungen auf der
Nazi-Homepage und entsprechende Berichte über Praktiken von "Unsterblich
Wien", sagte Kraetschmer: "Ich glaube schon, dass versucht wird, andere
einzuschüchtern."
Der Wirtschaftsvorstand: "Uns ist das derart zuwider und wir distanzieren uns ganz klar von solchen Vorgängen." Er setze auch auf den Schulterschluss der anderen Fans. Nicht zuletzt wegen der strengen Kontrollen glaube er nicht, dass es beim nächsten Bundesliga-Spiel, dem Wiener Derby gegen Rapid im Hanappi-Stadion, zu derartigen Vorfällen kommen werde.