Tolles Debüt
Bayern feiern Jungstar Alaba
10.03.2010
ÖFB-Teamspieler bestand Feuertaufe in der Champions League mit Bravour.
David Alaba, mit 17 Jahren, 8 Monaten und 13 Tagen der jüngste vom FC Bayern München in der "Königsklasse" eingesetzte Fußballer, hat sein Debüt in der Champions League am Dienstagabend im Stadio Artemio Franchi trotz der 2:3-Niederlagen gegen AC Fiorentina genossen. "Es war ein Traum, es hat viel Spaß gemacht", sagte der Österreicher. Er freute sich über den Aufstieg, andere im Lager des deutschen Rekordmeisters freuten sich über ihn.
Durchgehend am Platz
Der junge ÖFB-Internationale war von seinem
erfahrenen Trainer Louis van Gaal vom An- bis zum Abpfiff auf der linken
Position der Viererkette aufgeboten worden und hatte dort den Auftrag
erhalten, Marco Marchionni durch seine Schnelligkeit zu bremsen. Alaba tat
dies in der ersten Hälfte ohne Fehl und Tadel, kam aber dann nach dem
Wechsel doch einige Male in Bedrängnis.
Ungewohnte Position
Der Wiener agierte vor 42.282 Zuschauern so,
als würde er schon immer auf dieser für ihn ungewohnten Position spielen.
Der Linksfuß hatte die meisten Ballkontakte (87) aller Spieler. "Er ist ein
linker Verteidiger, auch wenn er selbst das nicht denkt", befand Van Gaal
und fügte hinzu: "Er ist von den jungen Spielern der Stabilste." Alaba
brachte auch seine Frechheit ins Spiel, verpasste in der Anfangsphase
Fiorentina-Starstürmer Alberto Gilardino ein "Gurkerl".
Ribery den Rücken freigehalten
Der Sohn einer Philippinin
und eines Nigerianers scheute sich nicht, seinen prominenten Vordermann
Franck Ribery, dem man noch die fehlende Spielpraxis ansah, mit Pfiffen und
Schreien aufzufordern, defensive Arbeit zu verrichten. "Es ist nicht
einfach, hinter Ribery zu spielen. Da muss man viel Laufarbeit leisten.
Alaba ist ein mutiger Spieler, der Nervenstärke gezeigt hat", merkte
Sky-TV-Experte Ottmar Hitzfeld an, der die Leistung Alabas "für einen
17-Jährigen als sensationell" einstufte. Dass er einige Zweikämpfe verloren
habe, sei auf diesem Niveau logisch.
Trainer "sehr zufrieden"
Lob kam auch von Van Gaal, der
mit dem Auftritt seines Greenhorns "sehr zufrieden" war. "Er ist 17, spielt
seine ersten 90 Minuten und das auf dieser Bühne. Er hat ein sehr gutes
Spiel, bei eigenem und bei generischem Ballbesitz seine Arbeit gemacht und
mein Vertrauen nicht enttäuscht", meinte der 58-Jährige. Kapitän Mark van
Bommel hatte schon der Partie gesagt: "Wir haben vollstes Vertrauen in ihn.
Dass er es kann, zeigt er jedes Mal im Training. Er ist ein guter Bursch mit
sehr viel Qualität." Und Bastian Schweinsteiger sagte: "Er hat für sein
Alter ein sehr gutes Spiel gemacht. Man sieht seine Anlagen, es war sicher
nicht sehr leicht für ihn."
Keine Nervosität
Vor dem Spiel war Bayerns Vorstandschef
Karl-Heinz Rummenigge in der Kabine gewesen und verwundert darüber, dass der
Debütant überhaupt keine Nervosität hatte erkennen lassen. "Er hat das toll
gemacht", meinte der Ex-Spieler, der Alaba irrtümlich darauf aufmerksam
gemacht hatte, er könne Geschichte schreiben und als erster Österreicher ins
Viertelfinale der Champions League kommen. Der erste ÖFB-Legionär dort war
Wolfgang Feiersinger 1997 mit Borussia Dortmund, obwohl er dann im Münchner
Finale beim 3:1 gegen Juventus Turin nicht im Kader stand.
Interview-Verbot
Rummenigge hatte über Alaba ein Interview-Verbot
verhängt, das nach dem Schlusspfiff aber nicht ganz hielt. "Wir wollen
keinen Hype um ihn haben, der kommt von selbst. Es ist für so einen Buschen
nicht leicht. Wir schauen, dass er mit beiden Füßen auf dem Boden bleibt.
Wir tun gut daran, ihn jetzt ein bisschen vor den Medien zu verstecken",
erklärte der Vorstandschef.
Lob von den Medien
Die Presse ließ es sich aber nicht nehmen,
Alaba nach dem gelungenen Debüt in der europäischen Auslage des Fußballs in
den Vordergrund zu rücken. Die ungewohnte Rolle des Verteidigers habe der
Mittelfeldspieler mit "Bravour und bemerkenswert selbstbewusst ausgefüllt,
schrieb die "Bild"-Zeitung unter dem Titel "Alaba wunderbar!". Die Münchner
"Abend-Zeitung" bescheinigte Alaba Abgeklärtheit und Souveränität. Sie kam
zu dem Schluss: "Der Jüngste blieb cool".
In den internationalen und nationalen Rekordbüchern reichte es für Alaba für neue Einträge aber nicht. Der jüngste Spieler aller Zeiten, der in der Champions League zum Einsatz kam, ist seit November 1994 Celestine Babayaro. Der Nigerianer wurde vom RSC Anderlecht mit 16 Jahren, zwei Monaten und 26 Tagen erstmals aufgeboten. Er folg damals gegen Steaua Bukarest nach 37 Minuten vom Platz.
Im Alter von 16 Jahren, zehn Monaten und fünf Tagen stellte Roman Wallner im Dezember 1998 bei der 0:2-Heimniederlage von Sturm Graz gegen Inter Mailand die rote-weiß-rote Bestmarke auf. Der Steirer kam damals allerdings erst in der 84. Minute für Jan Kocijan aufs Feld. Alaba ist somit der jüngste Österreicher, der in der Champions League von Beginn eines Spiel mitgewirkt hat.